70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt, und dennoch weiss man so wenig über die Weltmeere. Sie sind ein Mysterium auf unserem eigenen Planeten. Wir stellen fünf unglaubliche Fakten über die Ozeane vor.
1. Der grösste Lebensraum
Die Meere und Ozeane sind der grösste Lebensraum auf unserem Planeten. 70 Prozent der Erdoberfläche bestehen aus Wasser, das allein ist schon eine gigantische Zahl. "Das ist aber ja nur zweidimensional gesehen!", wirft Meeresbiologin Dr. Sabine Brasse ein. Sie arbeitet im Ozeaneum in Stralstund, dem einzigen Meermuseum in Deutschland.
"Durchschnittlich geht es 3.800 Meter in die Tiefe – wir sprechen hier also von einem gigantischen Volumen. Die tiefste Stelle, der Marianengraben, liegt sogar 11.000 Meter unter dem Meeresspiegel. Da könnte man den Mount Everest reinstellen." Genauso, wie es Berge und Täler im Ozean gibt, existieren übrigens auch wüstenähnliche Ebenen unter Wasser. Und jede Landschaft hat ihre eigenen Lebensräume.
2. Unerforschte Welt
Häufig heisst es, der Mond sei besser erforscht als die Weltmeere. Und es stimmt. "Bislang wurden gerade einmal zehn Prozent des Meeresbodens erforscht", weiss die Expertin. Der Grund: Die Vermessung ist sehr aufwendig. Forschungsschiffe müssen tatsächlich jeden Meter auf der Wasseroberfläche abfahren und dabei mit Schallimpulsen (Sonar) den Boden abtasten. "Das erklärt zum Beispiel auch, warum man die verschwundene Maschine der Malaysian Airlines nicht so einfach finden kann", veranschaulicht Dr. Brasse. "Man müsse genau wissen, wo sie sich befindet, um sie mittels Sonar orten zu können."
Auch was die Tierwelt betrifft, stehen die Forscher noch am Anfang. "Man schätzt derzeit, dass es etwa eine Million Arten im Meer gibt, die man noch nicht kennt", berichtet die Expertin. Die aktuellsten Zahlen stammen übrigens von einem Projekt namens "Census of Marine Life", einer Art internationaler Volkszählung im Meer. In einzelnen Regionen, etwa um Australien und Japan, wurden dabei rund 33.000 Arten registriert.
3. Schwarze Raucher
Im Meer gibt es ein faszinierendes Naturspektakel: Sogenannte Schwarze Raucher. "Das sind sozusagen die Vulkane der Tiefsee", erklärt die Meeresbiologin. Doch anders als die oberirdischen Vulkane spucken sie keine Lava, sondern lösen Minerale aus dem Meeresboden. Und das sieht dann aus wie eine schwarze Rauchsäule.
Für das Meer sind solche Schwarzen Raucher kleine Biotope mit unglaublichem Artenreichtum. "Man muss sich das mal vorstellen: Dort ist es stockdunkel, denn man ist ja in bis zu 5.000 Metern Tiefe, und noch dazu ist es total heiss und es gibt kaum Sauerstoff", sagt Dr. Sabine Brasse. "Das zeigt, dass das Leben unter Wasser ganz anders funktioniert als hier an Land."
4. Wunder der Evolution
Und überhaupt leben laut der Expertin zahlreiche Tiere in der Tiefsee, die sich wunderbar an ihren Lebensraum angepasst haben. Zu nennen sind etwa der bekannte Anglerfisch, der mittels einer Art Lichtangel am Kopf seine Beute anlockt. Andere Arten sind der Pelikanaal mit seinem riesigen Maul oder der Viperfisch. "Diese Tiere werden auch oft als die Monster der Tiefsee bezeichnet," sagt die Meeresbiologin. "Dabei sind sie aber eigentlich ein Wunder der Evolution."
Interessant ist gerade beim Anglerfisch übrigens das Fortpflanzungsverhalten. Das Tier, das man von Bildern kennt, ist nämlich das Weibchen. Das Männchen ist nur wenige Zentimeter gross und verbeisst sich regelrecht im Körper des Weibchens. "Er lebt dort fast schon als eine Art Parasit"; erklärt die Expertin. "Wenn man sich da unten in der Tiefsee schon mal über den Weg schwimmt, dann bleibt man auch zusammen."
5. Gefährdete Meere
Der Mensch ist im Begriff, diese faszinierende Welt zu zerstören. "Mal so als Zahl: Etwa 6,4 Millionen Tonnen Plastikmüll befinden sich derzeit in den Ozeanen", sagt Brasse. "Und das Plastik wird natürlich nicht abgebaut." Stattdessen landet es, teils kleinteilig, in den Mägen der Lebewesen. Nicht selten verenden die Tiere qualvoll daran, andere strangulieren sich beispielsweise mit Plastik-Ösen.
Eine weitere grosse Gefahr für die Ozeane ist die Rohstoffgewinnung. Wenn beispielsweise Metalle, die für die Herstellung von Elektronikartikeln verwendet werden, auf der Erde knapp werden, wird man in die Meere vorrücken. "Mit riesigen Saugrobotern würde man den Meeresboden zerstören", prognostiziert Dr. Sabine Brasse. "Und das, obwohl man noch gar nicht weiss, welche gravierenden Auswirkungen das haben kann."
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