- Ohne Schutzprogramme haben viele Tierarten auf der Welt keine Chance.
- Beispiele, wie Auflagen langfristig ein Aussterben verhindern können, gibt es auch.
- Umweltschützer ziehen zum Jahresende traditionell Bilanz.
Intensive Landwirtschaft, Klimakrise, Überfischung, Wilderei und Waldbrände: Der Mensch macht nach der Jahresbilanz des Umweltschutzverbands WWF vielen Tierarten das Leben immer schwerer. Für Feldhamster, Tintenfische und Koala-Bären war 2020 zum Beispiel alles andere als ein gutes Jahr.
Ihr Schicksal steht stellvertretend für Tausende Arten, die schon auf der Roten Liste stehen. Lichtblicke gibt es aber auch: So haben zum Beispiel Kegelrobben, Elche, Wisente oder Spitzmaulnashörner ihre Lage dank Schutzmassnahmen verbessert. Dennoch verursache der Mensch gerade das grösste Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier-Zeit, kritisierte WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Die Bilanz des WWF im Einzelnen:
WWF-Jahresbilanz 2020: Das sind die Verlierer
Europäische Feldhamster: Er gilt seit diesem Jahr in der Roten Liste als vom Aussterben bedroht und könnte die nächsten 30 Jahre nicht überleben. Als Grund sehen Umweltschützer vor allem die intensive Landwirtschaft, die den putzigen Tieren ihren Lebensraum nimmt.
Störe: Mit dem Schwertstör gilt der erste Vertreter dieser Gruppe in der Neuzeit als ausgestorben. 85 Prozent der Arten dieser uralten Tierordnung sind bedroht. Dammbauten versperren ihnen den Weg zu ihren Laichgebieten. Zudem werden Störe wegen ihrer Eier (Kaviar) gefangen.
Tintenfische und Makohaie: Der Appetit auf Meerestiere wird immer grösser - vor allem in Europa. Im Indischen Ozean stieg die Zahl der unregulierten Tintenfischereien in den vergangenen fünf Jahren nach WWF-Angaben um mehr als 800 Prozent. Das reisst auch Löcher in die natürliche Nahrungskette. Denn Tintenfische sind typische Beutetiere von Thunfischen. Die schnellsten Haie der Welt sind ebenfalls zu Gejagten geworden. Die nordatlantische Population ist so überfischt, dass es fünf Jahrzehnte bis zur Erholung dauern könnte. Strenge Schutzmassnahmen sind 2020 gescheitert.
Koalas: Fast drei Milliarden Wirbeltiere litten 2020 unter den verheerenden Buschbränden in Australien. Sie machten zum Beispiel den Koalas zu schaffen. 60.000 von ihnen waren massiv betroffen - zum Beispiel auf der Insel Fraser Island.
Lemuren: Von den insgesamt 107 heute noch lebenden Arten der possierlichen Äffchen gelten 103 als bedroht. Ihre Wälder auf Madagaskar und den vorliegenden Inseln werden gerodet und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Auch Jagd dezimiert die Tiere.
WWF-Jahresbilanz 2020: Das sind die Gewinner
Kegelrobben: In Deutschland nahezu ausgerottet, macht die Wurfsaison 2020 Hoffnung: Allein auf Helgoland wurden bis Anfang November mehr als 500 Junge geboren – ein neuer Rekord. Auch in der gesamten Ostsee erholen sich die Bestände. Wurden dort Anfang der 1980er Jahre nur noch 2.500 Tiere gezählt, sind es nun rund 38.000.
Elche: Im Frühjahr wurde in Deutschland eine Elchkuh mit Jungtier gesichtet - die Entdeckung macht Hoffnung, dass sich die grösste Hirschart hier wieder zu Hause fühlt.
Wisente: Vor fast 100 Jahren wurde der letzte freilebende Bulle im Kaukasus geschossen. Dank internationaler Zuchtprogramme in Zoos und Wiederansiedlungsprojekten kehren die Tiere langsam zurück. Die positive Entwicklung quittierte die Rote Liste 2020 mit einer Herabstufung der Gefährdungskategorie.
Spitzmaulnashörner: Mitte der 90er Jahre waren die Bestände des Spitzmaulnashorns in Afrika auf rund 2.400 Tiere eingebrochen. Durch Lebensraumschutz, Umsiedlungsprogramme und Anti-Wilderei-Arbeit sind es nun wieder 5.600 Tiere. Im Jahr 2020 wurde das hauptsächlich in Namibia lebende Südwestliche Spitzmaulnashorn auf der Roten Liste auf "gering gefährdet" herabgestuft. Die Art als Ganzes gilt aber weiter als vom Aussterben bedroht.
Seegurken: Seit 2020 beugt endlich ein Artenschutzabkommen der Überfischung vor - zumindest für drei besonders wertvolle Arten. Seegurken, die in Asien als Delikatesse gelten, sind Helfer in der Klimakrise. Sie beugen der Versauerung der Meere vor, wenn sie durch ihre Verdauung gereinigten Sand produzieren, der den pH-Wert am Grund erhöht. (dpa/ari)
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