Der Sturm der Entrüstung über die Tötung der Giraffe Marius flaut nicht ab. Im Gegenteil: Der Direktor des Zoos in Kopenhagen, Bengt Holst, hat nach eigenen Angaben tausende Beschwerdebriefe und sogar Todesdrohungen bekommen. Er zeigt sich aber weiter uneinsichtig: "Wir bewahren die künftige Generation der Giraffen."
Die Bilder, wie die Giraffe Marius getötet, seziert und seine Überreste an die Löwen verfüttert wurden, gingen um die Welt. Zu grausam, was dort geschehen ist. Zu unverständlich, warum die ein Jahr alte Giraffe Marius sterben musste. Im Interview mit der "Bild" verteidigt Zoo-Direktor Holst erneut die öffentliche Schlachtung: "Die Menschen missverstehen, was wir getan haben. Wir bewahren durch diesen Schritt die künftige Generation der Giraffen."
Nicht nur Tierschützer kritisieren Holst heftig. Es gab mehrere Alternativen zur Tötung von Marius. Ein Zoo in England hatte angeboten, ihn aufzunehmen. Ein Privatmann wollte 270.000 Euro für die Giraffe zahlen. Und warum liess Holst Marius nicht kastrieren?
Der Zoo-Direktor hat für alle Alternativen eine Ausrede parat. Das Angebot des englischen Zoos habe keinen Sinn gemacht. Das Genmaterial der Giraffen sei dem von Marius zu ähnlich gewesen. Hätte er sich - ob im englischen oder dänischen Zoo - vermehrt, wäre es Inzucht gewesen, sagt Holst.
"Eine Giraffe ist kein Haustier"
Auch ein Verkauf von Marius an einen Privatmann kam für den Zoo-Direktor nicht in Frage: "Eine Giraffe ist kein Haustier. Man kann eine Giraffe nicht einfach nach Afrika schicken, sie würde sich da nicht zurechtfinden", erklärt Holst.
Zudem hätte laut dem Zoo-Direktor eine Kastration des Tieres ebenfalls nichts bewirkt. Zum einen war das Giraffengehege zu voll, zum anderen "hätte er einem genetisch wichtigeren Tier den Platz weggenommen", so Holst.
Der Zoo habe ausserdem nach dem Regelwerk der Europäischen Zoo- und Aquarienvereinigung (EAZA) gehandelt. Doch deren Regelwerk ist nur eine Empfehlung. Eine öffentliche Schlachtung einer Giraffe vor den Augen mehrerer Kinder kann nicht richtig sein. Das verbietet alleine schon der gesunde Menschenverstand, empören sich Menschen in ganz Europa.
Holsts Kinder waren bei Autopsien dabei
Ein elfjähriger Junge fiel während der Sezierung von Marius in Ohnmacht. Auch dafür hat Holst eine Erklärung: "Er hatte sehr lange dort gestanden und wohl nichts getrunken."
Seinen eigenen Kindern hätte er die Schlachtung nicht vorenthalten: "Sie waren auch bei anderen Autopsien dabei. Sie können daraus lernen, es ist nichts unnatürlich am Tod."
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