Elefanten, Wasserbüffel oder Löwen dürfen in manchen Ländern Afrikas ganz legal abgeschossen werden. Touristen zahlen sehr viel Geld dafür. Jagd-Befürworter argumentieren damit, dass die Einnahmen wieder dem Tierschutz zufliessen würden, Gegner halten das für eine faule Ausrede.
"Lust auf Grosswildjagd?" Die deutschsprachige Webseite "Grosswildjagd in Namibia" redet nicht um den heissen Brei herum. Direkt unter der grossen Schlagzeile sind abstossende Bilder zu sehen, auf denen erfolgreiche Jäger mit ihren Trophäen posieren - also mit den getöteten Elefanten, Wasserbüffeln, Krokodilen oder Löwen. Die Bildunterschriften nennen Zahlen: 15.000 Euro für einen Büffel, ein Krokodil ist schon für 2.500 Euro zu haben, ein Löwe für 18.000 Euro.
Die Preise und Dauer der Jagd richtet sich danach, ob es sich um "Trophäentiere" oder "Problemtiere" handelt. Bei ersteren werden 14 Tage eingeplant, "um sicher zu gehen, dass Sie wirklich die schönste und edelste Trophäe mit nach Hause nehmen können". Preis: 40.000, alles inklusive." Der Abschuss von "Problem"-Elefanten kostet nur 16.000 Euro. Diese gefährden laut Webseite "die Sicherheit der Einheimischen und deren Lebensgrundlage wie Felder und Vieh". Es ist sogar möglich, Elefanten nur wegen ihres Fleischs zu jagen, dann darf aber das Elfenbein nicht ausgeführt werden. Preis für dieses zweifelhafte Vergnügen: 20.000 Euro.
Jährlich 100.000 Tiere bei der Grosswildjagd getötet
Tausende Menschen reisen nach Afrika nur mit dem Ziel, ein Tier in der freien Natur zu töten. Rund 18.000 sind es laut dem Tierschutzverein "Pro Wildlife" jedes Jahr, sie töten dabei 100.000 Tiere. Besonders beliebt bei den Jägern sind die "Big Five": Elefanten, Nashörner, Löwen, Leoparden und Büffel. Aber auch Eisbären und kleinere Tiere wie Gnus oder Zebras stehen unter Beschuss.
Vielerorts ist das legal, etwa in Namibia, Mosambik oder Sambia. In Simbabwe kann man mit behördlicher Genehmigung Elefanten oder Löwen abschiessen. Auch in Kanada ist die Jagd auf Eisbären und Grizzlys erlaubt. Doch viele Arten sind bedroht – und die Grosswildjagd darum heftig in der Kritik.
Ein amerikanischer Zahnarzt zog sich im vergangenen Juli den Zorn von Tierschützern weltweit zu, weil er den Löwen Cecil bei einer Hatz tötete. Angeblich kostete ihn das nur 45.000 Dollar. Die majestätische Grosskatze war Teil eines Forschungsprojekts und wegen ihrer schwarzen Mähne im ganzen Land bekannt.
Der Zahnarzt hatte sich damit gerechtfertigt, dass die Jagd ganz legal gewesen sei. Kaum legte sich die Empörung, erlaubte Simbabwe die Grosswildjagd wieder. Unter Auflagen dürfen Löwen, Elefanten und Nashörner gejagt werden. Die Jäger müssen allerdings nun von Wächtern der jeweiligen Nationalparks begleitet werden.
Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife hat verschiedene All-inclusive-Jagden ausgewertet. Darin enthalten sind die Kosten des Abschusses, für Führer, Unterbringung und Waffen. Zusätzlich müssen Teilnehmer dann noch für den Flug, Hotel und Transport der Trophäen nach Hause zahlen. Demnach kostet der Abschuss eines Leoparden zwischen 8.000 und 30.000 Euro, der eines Elefanten zwischen 17.000 und 65.000 Euro.
Wer einen Eisbären jagen will, zahlt bis zu 40.000 Euro. Für einen Löwen werden zwischen 18.000 und 54.000 Euro fällig. Ein vom Aussterben bedrohtes Breitmaulnashorn kann man für rund 35.000 Euro erlegen. Ein Spitzmaulnashorn zu jagen, kostet bis zu 280.000 Euro, weil es nur noch wenige Tiere gibt. Lediglich 5.000 wurden 2013 gezählt.
Heftige Kritik an Grosswildjagd-Verlosung
Deutlich teurer ist die Grosswildjagd bei dem Jäger Martin Nel in Simbabwe. Ab 19.600 kostet sie - täglich. Dafür darf man einen Leoparden abschiessen. Sollen es zwei Büffel und ein Löwe sein, werden 65.000 Dollar pro Tag fällig.
Nel hat jüngst mit einer Verlosung für scharfe Kritik gesorgt: Für 1.500 Dollar konnten Interessenten Lose kaufen. Hauptgewinn: eine 18-tägige Löwenjagd-Safari im privaten Wildtierreservat "Bubye Valley Conservancy". 100 Tickets sollten verkauft werden. Der Gewinner hätte das Tier töten dürfen. Die Initiative "LionAid" sagte, die Verlosung sei "ein neues Tief in der Trophäenjagd auf Löwen". Nach heftigen Protesten zog der Jäger die Verlosung zurück.
Nel rechtfertigte die Aktion damit, dass der Gewinn dem Reservat zugutekommen sollte. Damit argumentieren auch andere Befürworter der Grosswildjagd: Das Töten der wilden Tiere helfe dabei, die vom Aussterben bedrohten Tiere zu schützen. Eine Überpopulation werde vermieden. Und nicht zuletzt werde die lokale Wirtschaft gestützt.
"Pro Wildlife" hält diese Argumente für nicht gerechtfertigt: Die Trophäenjäger würden oft seltene Arten abschiessen, und hätten es dann auf die stärksten und für die Arterhaltung wichtigsten Tiere abgesehen. In Namibia gibt es etwa mehrere hundert Jagdfarmen, die beim Staat registriert sind. In solchen Parks werden die Tiere nur gehalten, um sie von Touristen töten zu lassen.
Sicher ist aber, dass die Grosswildjagd den Ländern viel Geld einbringt: Mehr als 200 Millionen Dollar lassen Jagdtouristen jedes Jahr in Afrika. Allerdings gibt es auch zahlreiche Parks, die Touristen mit Fotosafaris anlocken: Die Tiere können dann in der freien Natur beobachtet werden, ganz ohne Gewehr. Und für deutlich weniger Geld.
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