Brückenechse Henry schaut auf 250 Millionen Jahre Stammesgeschichte zurück. Er ist ein lebendes Fossil, das älteste seiner Art. Eine Genital-OP verhalf ihm zu einem frischen Liebesleben.

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In Neuseeland ist Henry eine echte Berühmtheit. Denn Henry ist ein wandelndes Fossil. Henry ist eine Brückenechse, auch Tuatara genannt. Und mit einem Alter zwischen 110 und 130 Jahren, so genau weiss man das nicht, ist Henry auch noch das älteste Tuatara-Exemplar und der älteste Einwohner Neuseelands. So berichtet es der britische "Guardian", der den alten Herren in seinem Gehege in der Region von Invercargill besucht hat.

"Die Haut des uralten Reptils hat die Farben eines gesprenkelten Waldbodens. Vom Scheitel seines breiten, kräftigen Kopfes bis zur Schwanzspitze verläuft eine Linie aus perlmuttfarbenen Stacheln", heisst es da über Henry: "Seine grossen schwarzen Augen glänzen wie Obsidian, und mit seinem hoch erhobenen Kopf sieht er so königlich aus wie sein Namensvetter, Heinrich VIII."

250 Millionen Jahre Stammesgeschichte

Die Brückenechsen blicken auf eine 250 Millionen Jahre lange eigenständige Stammesgeschichte zurück. Der heute in Neuseeland heimische Tuatara ähnelt seinen Urahnen aus dem Erdzeitalter der Trias so sehr, dass manche Wissenschaftler die Brückenechsen als Überlebende einer längst vergangenen Zeit betrachten. "Wir sprechen von einem lebenden Fossil", erklärte der Genforscher Stefan Prost 2020 dem Spiegel. Die Tiere können wohl bis zu 200 Jahre alt werden. Eine weitere Besonderheit: Tuatara haben ein drittes Auge, ein sogenanntes Scheitelauge auf dem Kopf dient als Lichtsinnesorgan.

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Henry lebte zunächst in Freiheit, wurde dann aber 1970 im Alter von etwa 80 Jahren eingefangen und nach Invercargill gebracht. Dort verdiente er sich laut "Guardian" zunächst den Ruf des aggressiven Eigenbrötlers. Als man versucht habe, ihn mit seiner Artgenossin Mildred zu paaren, habe Henry ihr zweimal den Schwanz abgebissen. 2007 änderte sich alles: Henry wurde dem Bericht zufolge ein Tumor an seinen Genitalien entfernt. Ein Jahr später wurde Henry im Alter von 111 Jahren erstmals Vater. Die Nachricht ging um die Welt, auch der Spiegel schrieb damals über den "Spätzünder".

Für die Forschung sind Brückenechsen interessant, weil Forscherinnen und Forscher verstehen möchten, wie im Erbgut einer Spezies die typische Lebensspanne programmiert ist. Genforscher fanden im Erbgut von Tuatara Indizien, die zumindest zum Teil das Erreichen des biblischen Alters erklären könnten. Bei der Sequenzierung des Brückenechsen-Genoms wandten sie ihre besondere Aufmerksamkeit einer Gruppe von antioxidativ wirkenden Proteinen zu, die im Ruf stehen, das Altern zu verlangsamen. Die Forscher stiessen auf die Erbanlagen von insgesamt 26 solcher Moleküle – das sind mehr als beim Menschen.

Henry wird sich derweil wenig darum kümmern, warum er so alt ist. Er geniesst das Leben mit seinen beiden Artgenossinnen und Freundinnen Mildred und Lucy. Mit der öffentlichen Aufmerksamkeit kommt er klar, 2015 kam der britische Prinz Harry zu Besuch. Im vergangenen Juni zog Henry in ein neues Gehege, zur Eröffnung kamen 2.000 Besucher, die Henry sehen wollten.

Die Neuseeländer können optimistisch sein, sie werden Henry wohl noch Jahrzehnte bewundern können.  © DER SPIEGEL

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