Bei einem Gemeindefest werden 18 Menschen von einem Hornissenschwarm angegriffen und verletzt, manche müssen sogar in Krankenhäusern behandelt werden. Wie ungewöhnlich ist eine solche Attacke? Und was kann ich tun, wenn ich von Hornissen angegriffen werde?
Die Szene könnte aus einem Horrorfilm stammen: Ganz plötzlich, ohne erkennbaren Grund, hat ein Hornissenschwarm ein Gemeindefest in Weingarten bei Karlsruhe heimgesucht und Besucher angegriffen. Das teilte die Polizei in Karlsruhe mit.
Bei der Attacke wurden demnach 18 Personen verletzt, 13 von ihnen mussten sogar in umliegenden Krankenhäusern behandelt werden.
Zwar wirken Hornissen allein wegen ihrer imposanten Grösse sehr gefährlich, doch ein solches Verhalten sei nicht die Regel, wie Biologin Melanie von Orlow im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt.
Bei Störung gehen "Hornissen sofort auf Angriff über"
Warum die Tiere im baden-württembergischen Weingarten so aggressiv wurden, ist unklar. Bei Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln sind die grossen Wespen allerdings friedfertiger als ihre kleinen Verwandten.
Von Orlow geht davon aus, dass es in den Tagen vor der Attacke eine Störung gegeben haben muss. "Vielleicht hat jemand etwas an dem Nest gemacht, das kann auch ein Tier gewesen sein. Wenn dann noch einmal eine Störung passiert – das können ganz triviale Sachen sein – dann geht das Hornissenvolk sofort auf Angriff über."
Solche Zwischenfälle sind zwar selten, jedoch steigt die Wahrscheinlichkeit im Spätsommer. "Das ist ein Septemberproblem", erläutert die selbständige Biologin, die sich ehrenamtlich beim Naturschutzbund (NABU) engagiert.
Im September haben Hornissenvölker ihren Höhepunkt überschritten. Es kommen keine jungen Arbeiterinnen mehr nach, die Königin legt nur noch Eier, aus denen sich Jungköniginnen und Männchen entwickeln.
Die alten Arbeiterinnen haben dann nur noch eine Aufgabe: Das Nest mit dem Nachwuchs verteidigen, bis sie selbst bis spätestens Anfang November sterben. "Das ist biologisch gesehen sehr sinnvoll – auch wenn das für uns sehr unangenehm werden kann", sagt von Orlow.
Wie verhält man sich bei einem Hornissenangriff?
Wer in einen Hornissenangriff gerät, sollte schleunigst die Flucht ergreifen, rät die Hornissenexpertin. Zudem empfiehlt von Orlow, sich in den Schatten zurückzuziehen.
Normalerweise reiche es, sich wenige Meter aus dem Nestbereich zu entfernen. "Hornissen folgen einem nicht in einer Wolke über Kilometer hinweg, wie man das aus Comics kennt."
Die Tiere töten oder gar das Nest zerstören sollte man auf keinen Fall. Die einheimische Hornisse ist stark gefährdet und zählt daher zu den besonders geschützten Arten.
Wenn Sie sich von einem Hornissennest belästigt oder gar bedroht fühlen, sollten Sie die Feuerwehr oder eine Schädlingsbekämpfungsfirma kontaktieren, rät der NABU auf seiner Homepage. Sie dürfen nämlich nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörden entfernt werden.
Menschen, die keine Allergie haben, müssen keine Angst vor den Insekten haben. Trotz ihrer beeindruckenden Grösse ist das Gift der Hornisse nicht toxischer als das von Bienen oder Wespen.
Ein Hornissenstich stellt daher keine besondere Gefahr dar. Dass drei Hornissenstiche einen gesunden Menschen töten können, ist nur ein Märchen.
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