- Ein internationales Forscherteam unter hessischer Beteiligung hat die weltweit kleinste bekannte Landschnecke beschrieben.
- Das Tier ist kleiner als die Spitze eines Kugelschreibers.
- Exemplare der Art Angustopila psammion seien in Proben von Höhlensedimenten aus Vietnam gefunden worden.
Ein internationales Forschungsteam mit hessischer Beteiligung hat die weltweit kleinste bekannte Landschnecke beschrieben. "Es ist etwas ganz Besonderes, so einen Rekordhalter der Tierwelt zu entdecken – zumal dies bei der Grösse natürlich nicht selbstverständlich ist", erklärte Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Montag. Die nur 0,46 bis 0,57 Millimeter grosse Art Angustopila psammion sei in Proben von Höhlensedimenten aus Vietnam gefunden worden. Die zugehörige Studie erschien im Fachjournal "Contributions to Zoology".
Unter dem Mikroskop erscheinen winzige Schneckenhäuser
Laut den Angaben hatte das Team, zu dem auch Wissenschaftler aus den Niederlanden, Ungarn und den USA zählen, die unter Felsen und in Höhlen gesammelten Proben in einem Wasserbehälter gewaschen. Daraufhin liessen sie den sich an der Wasseroberfläche bildenden Schaum trocknen. Aus den Überresten konnten sie die winzigen Schneckenhäuser sowie weiteres Material bergen, mit feinen Pinseln reinigen und anschliessend unter dem Mikroskop bestimmen.
"Unsere Entdeckung hat sofort die Frage nach den evolutionären Mechanismen aufgeworfen, die dazu führen, dass einige Schnecken solch eine geringe Grösse besitzen", sagte Jochum, die auch am Naturhistorischen Museum und der Universität in Bern tätig ist. "Am plausibelsten erscheint, dass die winzigen Schnecken zuvor unbesetzte Nischen nutzen können – aufgrund ihrer Grösse können sie sowohl in engen Räumen nach Nahrung suchen als auch Nahrungspartikel fressen, die für grössere Tiere nicht interessant sind."
Grösse der Schneckenart liegt an der der Untergrenze erwachsener Landschnecken
Nach Einschätzung der Forscher liegt die Grösse der gefundenen Schnecke an der Untergrenze erwachsener Landschnecken. "Sehr viel kleiner können die Tiere nicht werden, da es eine bestimmte Anzahl von Neuronen geben muss, die eine Schnecke funktionsfähig machen. Zudem muss die Schneckenschale auch ausreichend Platz für mindestens ein Ei bieten."
Das Team entdeckte zudem eine weitere ungewöhnliche Schnecke in Proben aus Laos: Die nur 0,49 bis 0,58 Millimeter grosse "Mistsammler"-Schnecke Angustopila coprologos schmücke ihr feines, porzellanartiges Gehäuse mit Kotkörnern, hiess es. Diese seien in einem strahlenförmigen Muster – wie Perlen an einer Halskette – angeordnet. Nach Vermutung von Jochum könnten diese dazu dienen, Geschlechtspartner anzulocken, oder die Kotkörnchen könnten als "Mini-Schwämme" fungieren, um Feuchtigkeit zu erhalten. "Es ist in jedem Fall überraschend, dass diese winzigen Schnecken solche komplexen Mechanismen entwickeln, über die wir – bislang – noch wenig wissen", sagte die Wissenschaftlerin. (dpa/mgb)
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