Er war einen Meter gross und wog sieben Kilogramm: Forscher haben den wohl grössten jemals existierenden Papagei in Neuseeland entdeckt. Vermutlich ernährte er sich auch von kleineren Papageien.
Der wohl grösste jemals existierende Papagei hat vor etwa 19 Millionen Jahren auf Neuseeland gelebt. Das Tier war einen Meter gross und sieben Kilogramm schwer. Das berichten Forscher in den "Biology Letters" der britischen Royal Society.
Wissenschaftler haben bereits vor mehr als einem Jahrzehnt die Fossilien des enormen Vogels in der Nähe der Bergarbeiterstadt Saint Bathans auf der Südinsel Neuseelands entdeckt. Dies teilten die Flinders-Universität aus Sydney und das Canterbury-Museum aus Christchurch am Mittwoch mit.
Wegen der Grösse vermuteten die Forscher zunächst, dass es sich bei dem Vogel um einen Adler handelte. "Anfangs hatten wir Papageien gar nicht auf dem Radar", sagte Hauptautor Trevor Henry Worthy von der Flinders-Universität. "Wir haben eine ganze Weile gebraucht, um zu dem Schluss zu kommen, dass ein Vogel mit diesen Eigenschaften ein Papagei sein muss."
Neuseeland: Riesen-Papagei könnte Fleischfresser gewesen sein
Der Vogel trägt den Fachnamen "Heracles inexpectatus". Er war doppelt so gross wie der bisher grösste bekannte Papagei, der vom Aussterben bedrohte, ebenfalls auf Neuseeland lebende Kakapo (Strigops habroptila).
Vermutet wird, dass sich der Riesen-Papagei auch von kleineren Papageien ernährt hat. Heute leben die meisten Papageien nur von Pflanzen. Unsicher sind sich die Experten, ob er fliegen konnte.
"Neuseeland ist bekannt für seine gigantischen Vögel", erläuterte Worthy. "Wir graben dort seit 20 Jahren Fossilien aus und jedes Jahr kommen neue Vogel- und andere Tierarten zutage."
So habe es dort den flugunfähigen Laufvogel Moa gegeben, gigantische Gänse und Kranichvögel sowie riesige Adler. "Einen ausgestorbenen Riesen-Papagei aber hat bisher noch niemand gefunden, nirgendwo."
Warum sind auf Inseln Tiere häufig grösser?
Riesenformen von Vögeln haben sich auf Inseln vielfach entwickelt. Beispiele sind der Dodo auf der Insel Mauritius, die Fidschi-Riesentaube, ein fast zwei Meter hoher Storch auf der indonesischen Insel Flores und riesige Schleiereulen in der Karibik. Die meisten der inzwischen längst ausgestorbenen Riesenarten waren flugunfähig.
Forscher haben eine Hypothese zur oft deutlich abweichenden Körpergrösse von Tierarten auf Inseln im Meer: Der sogenannten Inselregel zufolge sind dort vor allem mittelgrosse Tiere im Vorteil. Bei Vertretern von Tiergruppen, deren Arten üblicherweise sehr gross sind, entwickeln sich demnach auf Inseln eher kleinere Vertreter wie etwa der Zwergelefant (Inselverzwergung). Bei Gruppen, die aus üblicherweise eher kleinen Arten bestehen, sind die auf Inseln lebenden Verwandten hingegen oft grösser - bei den Vögeln oder den Landschildkröten zum Beispiel (Inselgigantismus).
Ursache sind der Annahme zufolge verschiedene Faktoren wie zum Beispiel begrenzte Nahrungsressourcen und mangelnder Druck durch Fressfeinde. (ff/dpa)
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