Die Angst vor den belgischen Pannen-Atomkraftwerken ist gross in NRW. Deshalb hamstert das Land seit Jahren Jodtabletten für alle Fälle. Jetzt wird der Vorrat noch einmal aufgestockt.

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Um Bürger bei Atomunfällen zu schützen, rüstet Nordrhein-Westfalen die Katastrophenschutzämter landesweit im Herbst mit Millionen zusätzlicher Jodtabletten aus. NRW sei das einzige Bundesland, das flächendeckend für alle besonders schutzbedürftigen Personen Jodtabletten dezentral vorhalte, sagte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Auf eigene Kosten hat NRW weitere 21 Millionen Jod-Tabletten bestellt.

Kaliumjodid wird bei nuklearen Zwischenfällen eingesetzt, weil es die Aufnahme radioaktiven Jods im Körper stark abschwächt. Nach den 2015 aktualisierten Empfehlungen der Strahlenschutzkommission beim Bundesministerium für Reaktorsicherheit sollen nun Jodtabletten für einen erweiterten Personenkreis vorgehalten werden.

Obwohl es in NRW keine Kernkraftwerke gibt, ist die Sorge hier besonders gross. Schuld daran ist die Pannenserie in Atommeilern im benachbarten Belgien. Die Reaktoren Doel in der Nähe von Antwerpen und Tihange, das etwa 70 Kilometer von Aachen entfernt liegt, sind nach mehreren Störfällen heftig umstritten. Aus Sicherheitsgründen waren sie bereits mehrfach abgeschaltet worden.

NRW hat Vorrat als einziges Land abgenommen

Nach den neuen Empfehlungen sollen Jodtabletten nun für alle Schwangeren, Stillenden und Minderjährigen bundesweit vorrätig gehalten werden - zuvor nur für jene in einem 100-Kilometer-Radius um Atomkraftwerke. In diesem Nahbereich werden zudem alle bis zu 45-Jährigen in die Prophylaxe einbezogen.

NRW hatte nach Angaben des Ministeriums 2014 als bislang immer noch einziges Bundesland sein Kontingent an Jodtabletten aus den Zentrallagern des Bundes abgeholt und auf die Gemeinden verteilt. Die neuen Empfehlungen hätten aber einen Mehrbedarf von rund 21 Millionen Tabletten geschaffen.

Eigentlich sei der Bund für die Anschaffung der sogenannten Jod-Blockade zuständig, erläuterte die Sprecherin. Weil der aber nicht konkret aktiv geworden sei, habe NRW entschieden, das Medikament selbst zu beschaffen. Die Kosten lägen bei rund 800 000 Euro. NRW behält sich vor, eine Kostenerstattung einzufordern.  © dpa

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