(ah/as) - Schmetterlinge sind die Könige der Verwandlungskunst im Tierreich. Von der Raupe zum Schmetterling: Wenn man die Tiere im Laufe ihrer Entwicklung beobachtet, will man kaum glauben, dass es sich die ganze Zeit um ein und dasselbe Tier handelt.

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In den Genuss, die Metamorphose eines Falters von der Puppe zum erwachsenen Schmetterling in der freien Wildbahn zu erleben, kommen die wenigsten Menschen. Wer mit offenen Augen durch die Natur geht, entdeckt aber immerhin nicht nur die flatternden Imagines (erwachsene Schmetterlinge), sondern auch mal eine Puppe oder Raupe. Sie tarnen sich meist gut, die Raupen sind bei genauerem Hinsehen jedoch mindestens genauso schön wie die ausgewachsenen Falter.

Ein Beispiel für eine aussergewöhnliche Raupe sehen Sie oben. Klicken Sie sich für weitere beeindruckende Raupen-Schmetterlings-Paare durch unsere grosse interaktive Bildergalerie auf den folgenden Seiten. Schieben Sie dort einfach den Button der Bilder nach links oder rechts um wahlweise die Raupe oder den ausgewachsenen Schmetterling aufzudecken.

Tiefblau schillert der ausgewachsene Blaue Morpho (Morpho peleides). Gut nachzuvollziehen, dass dieser prächtige Schmetterling zur Familie der Edelfalter gehört. Die blaue Färbung entsteht übrigens nicht durch Pigmente, sondern durch Interferenz des Sonnenlichts auf den Flügelschuppen. Wer blaue Raupen erwartet, hat falsch vermutet: Dieses Entwicklungsstadium der Falter ist gelb.

Die bezaubernden Schmetterlinge sind in den tropischen Regenwäldern Mexikos, Mittelamerikas, im Norden Südamerikas und auf der karibischen Insel Trinidad zu finden.

Das Tagpfauenauge (Inachis io oder Nymphalis io) ist ein Schmetterling, der in unseren Breiten umherflattert. Die grossen Augenflecken auf den Flügeln sind ein Merkmal, das man leicht erkennt. Sie dienen dem Falter zur Abschreckung von Fressfeinden: Droht Gefahr, klappt das Tagpfauenauge seine Flügel mit einem Ruck auseinander und zischt dabei. Die gross gezeichneten Augen täuschen dem Feind ein dazu proportional grosses Tier vor.

Der Unterschied zur Raupe könnte kaum grösser sein: Sie ist im Gegensatz zu dem bunten und trickreichen Äusseren der Imagines pechschwarz mit kleinen weissen Punkten.

Zitronengelb kommt dieser heimische Schmetterling daher: Darum heisst er auch Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni). Das Insekt des Jahres 2002 kann 12 Monate alt werden und ist somit ein Rekordhalter: Kein anderer mitteleuropäischer Schmetterling lebt länger.

Auch wenn die Imagines gelb sind, die Raupen haben sich eine andere Farbe ausgesucht: Grün. Sie sehen ein bisschen wie grüne Regenwürmer aus ...

Dieser Schmetterling ist zweifelsohne der majestätischste Falter unserer Heimat: der Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Auch als Laie erkennt man die charakteristische Zeichnung der erwachsenen Tiere leicht. Der Schwalbenschwanz ist nicht nur wunderschön, er gehört mit seiner Flügelspannweite von 50 bis 75 Millimetern auch zu den grössten Tagfaltern im deutschsprachigen Raum.

Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Schmetterlingen ist die Raupe des Schwalbenschwanzes gut als Vorstufe des ausgewachsenen Tieres erkennbar. Denn die Zeichnungen und Farben ähneln sich in beiden Entwicklungsstufen. Ein durch und durch farbenfroher Anblick!

Bei diesem heimischen Nachtfalter, dem Grossen Gabelschwanz (Cerura vinula), erledigt die Raupe den bunten Part. Sie leuchtet hellgrün - allerdings nur in bestimmten Stadien. Junge und alte Raupen sind schwarz beziehungsweise rotbraun. Bei den ausgewachsenen Faltern findet man nur noch die Farbtöne Schwarz und Weiss, die ein hübsches Wellenmuster auf den Flügeln bilden.

Fühlen sich die Raupen angegriffen, nehmen sie eine Schreckstellung ein, wie auf dem Bild zu sehen. Die schwarzen Scheinaugen vermitteln den Eindruck eines Gesichtes. Die Raupe macht sich zudem dicker als sie ist, da sie das erste Brustsegment einzieht. Aus einem Spalt an der Kopfunterseite kann sie bis zu 30 Zentimeter weit Ameisensäure verspritzen. Zu guter Letzt klappt sie an den beiden Enden ihres Doppelschwanzes warnende rote Schläuche aus.

Auch beim Tabakschwärmer (Manduca sexta) ist die Raupe farbenfroh, der ausgewachsene Falter hingegen in Tarnfarben gekleidet. Die in Amerika lebenden Tiere heissen Tabakschwärmer, weil die Raupen sich grossteils von Tabakpflanzen ernähren. Das darin enthaltene giftige Nikotin ist für die Raupen unschädlich und hilft ihnen auch noch bei der Abwehr von Fressfeinden: Die Nachtfalter reichern es an und werden so ungeniessbar. Die grüne Raupe auf dem Bild hat allerdings ein Problem: Sie ist übersät von Kokons einer parasitären Wespe.

Die Imagines der Tabakschwärmer besitzen sogenannte Halteren - zwei pendelförmige Stummel hinter den Flügeln. Sie sorgen für Stabilität beim Flug.

So unscheinbar die Imagines, so auffällig sind die Raupen der Ahorneule (Acronicta aceris), die auch Ahorn-Rindeneule oder Rosskastanieneule genannt wird. Die ausgewachsenen Falter sind nachts aktiv und verschlafen den Tag an Baumstämmen, wo ihnen ihre graue Färbung gute Tarnung bietet.

Die Raupen sind eigentlich auch grau, nur merkt man davon nichts. Denn orange borstige Haarbüschel verdecken den Körper. Auffällig sind auch die weissen, schwarz umrandeten Karoflecken auf dem Raupenrücken.

Der Nachtfalter kommt in Deutschland vor, ist aber auch bis nach Westchina verbreitet.

Der Buchen-Streckfuss (Calliteara pudibunda) heisst auch Rotschwanz. Warum, erkennt man an der Raupe: Sie besitzt am Ende einen langen Büschel roter Haare. Überhaupt ist die Raupe dieses bei uns heimischen und weit verbreiteten Nachtfalters sehr auffällig. Die gelben Tiere tragen auf den vorderen Segmenten dichte Haarpinsel. Die schwarze Färbung zwischen den Segmenten steht im schönen Kontrast zur gelben Grundfärbung.

Den Namen Streckfuss haben die Schmetterlinge der Ruheposition der Imagines zu verdanken, in der sie ihre Vorderbeine nach vorne strecken.

Mondspinner (Actias selene) sind mintgrüne Schmetterlinge mit einem Hauch von Rosa, die in Asien weit verbreitet sind. Die grossen Imagines (bis zu 16 Zentimeter Flügelspannweite) haben ein trauriges Schicksal: Die prachtvollen Tiere leben nur kurze Zeit, denn sie können in diesem Stadium keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Die Falter paaren sich deshalb schon nach ungefähr 24 Stunden. Das Männchen stirbt zuerst, das Weibchen überlebt die Eiablage um zirka zwei Wochen.

Die Raupen sind zuerst tiefrot gefärbt und nehmen nach der zweiten Häutung die grüne Färbung an, die auf der Aufnahme zu sehen ist. Mit den schwarzen Haaren sollte man besser nicht in Berührung kommen, denn dabei handelt es sich um Brennhaare, die die Haut reizen.

Ob Sie es glauben oder nicht: Dieses Tier ist ein Schwan! Das seltsame flauschige Tier kann im Gegensatz zu seinem bekannten Namensvetter nicht schwimmen. Der schneeweisse Nachtfalter Schwan (Euproctis similis) ist in ganz Europa zu Hause.

Auch die Raupe sieht bizarr aus. Die schwarze, weisse und rote Färbung soll Fressfeinde abschrecken. Falls das nicht gefruchtet haben sollte: Der Feind wird kein zweites Mal eine Schwan-Raupe futtern, denn deren Haare sind ätzend.

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