- Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich warmblütige Tiere bereits seit Jahrzehnten an die steigenden Temperaturen auf der Erde anpassen.
- So werden unter anderem Schnäbel, Ohren, Beine und Flügel relativ zu ihrem Körper grösser.
- Auf diese Weise können Tiere besser überschüssige Wärme ableiten.
Gliedmassen und Körperanhänge wie Vogelschnäbel oder Ohren bei Säugetieren spielen eine wichtige, aber auch häufig unterschätzte Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur. Über sie wird überschüssige Körperwärme abgeleitet.
Das führt unter anderem dazu, dass Tiere, die in niedrigeren Breiten zu Hause und damit an wärmeres Klima angepasst sind, längere Gliedmassen und Körperanhänge haben. Dies gewährleistet einen effizienteren Wärmeaustausch.
Ihre Verwandten hingegen, die in wesentlich kälteren Regionen beheimatet sind, haben dementsprechend kürzere Anhängsel. Dies wird durch die sogenannte Allensche Regel beschrieben.
Bei Vögeln zeigen sich die grössten Veränderungen
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass warmblütige Tiere sehr wahrscheinlich auf den Klimawandel und den damit verbundenen Temperaturanstieg reagieren. Ihre Ergebnisse haben sie im Fachmagazin "Trends in Ecology & Evolution" veröffentlicht.
Die relative Grösse der Gliedmassen und Körperanhänge nimmt demnach zu, die Proportionen der Körper verändern sich, die Tiere werden tendenziell kleiner. Dies wird auch als "Formveränderung" bezeichnet. Eine Reaktion auf den Klimawandel, die bislang unterschätzt wurde.
Vor allem Vögel seien von diesen Veränderungen betroffen, wie Sara Ryding von der Deakin University in Australien dem Fernsehsender CNN erklärte. Die Forscherinnen und Forscher analysierten mehr als 30 Tiere, dabei zeigten einige australische Papageienarten die grössten Veränderungen.
Seit 1871 hat die Grösse ihres Schnabels um durchschnittlich vier bis zehn Prozent zugenommen. Bei Spitz- und Fledermäusen veränderte sich hingegen die relative Grösse des Schwanzes sowie der Ohren, Beine und Flügel.
Phänomen "sehr alarmierend"
"Das bedeutet, dass Tiere sich entwickeln, aber nicht unbedingt, dass sie mit dem Klimawandel zurechtkommen", so Ryding gegenüber CNN. Man habe gesehen, dass einige Arten ihre Körperanhänge vergrössert hätten. Man wisse allerdings nicht, ob sie mit den ansteigenden Temperaturen auch mithalten könnten.
"Wir wissen auch nicht, ob diese Formveränderungen tatsächlich eine Überlebenshilfe - also von Vorteil - sind oder nicht." Das Phänomen dürfe daher nicht als etwas Positives angesehen werden. Es sei sehr alarmierend, dass Tiere durch die Erderwärmung dazu gezwungen seien, sich innerhalb von einer relativ kurzen Zeitspanne dermassen zu verändern. Einige würden es vermutlich nicht schaffen.
Eines gibt das Team in der Studie allerdings zu bedenken: Die Veränderungen müssen nicht zwangsläufig ausschliesslich im Klimawandel begründet sein, da dieser mit vielfältigen Auswirkungen auf die Umwelt einhergeht. Weitere Forschungen sind nun notwendig, um herauszufinden, wie weit das Phänomen tatsächlich verbreitet ist.
Verwendete Quellen:
- Trends in Ecology &Evolution: Shape-shifting: changing animal morphologies as a response to climatic warming
- Spektrum der Wissenschaft: Lexikon der Biologie: Allensche Proportionsregel
- CNN: Animals are 'shape shifting' in response to climate change
- BBC: Climate change: Animals shapeshifting to stay cool, study says
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