Berlin (dpa) - Mit einem Runden Tisch für gemeinsame Massnahmen wollen Bund, Länder, Wirtschaft und Verbände der Müllbelastung von Nord- und Ostsee verstärkt den Kampf ansagen.
"Wir haben es sicherlich mit einem der grössten Umweltprobleme unserer Zeit zu tun", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Berlin. Bis Ende 2017 soll der "Runde Tisch Meeresmüll" laut Ministerium "ganz konkrete Schritte" etwa zur Abfallvermeidung einleiten.
Allerdings erfordere es neben grösseren Anstrengungen der Politik auch "die Kraft und Kreativität der Zivilgesellschaft", betonte Hendricks. Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, fügte hinzu: "Der meiste Müll im Meer besteht aus Kunststoffen. Das Problem ist also hausgemacht und liegt an uns - was wir produzieren, kaufen, was wir wie konsumieren."
Weltweit werden der Behörde zufolge 100 bis 140 Millionen Tonnen an Abfällen in den Meeren vermutet. Die Müllfunde in Nord- und Ostsee bestehen zu rund zwei Dritteln aus Kunststoffen. In der Nordsee dürften sich auf dem Meeresgrund 600 000 Tonnen Abfälle befinden. Sie stammen insbesondere aus Fischerei und Schifffahrt, aber auch von Tourismus- und Freizeitaktivitäten an Land. Die Müllbelastung der Ostsee geht hauptsächlich auf Tourismus und Freizeitverhalten zurück.
Der Grünen-Politiker Stefan Wenzel, der als niedersächsischer Umweltminister an den deutschen Küsten mit der Meeresvermüllung zu tun hat, meinte nach der Sitzung in Berlin: "Die Anstrengungen zur Vermeidung von Plastik in der Verpackungsindustrie, bei der Bekleidung, bei Haushaltsartikeln und vielen Alltagsgegenständen müssen verstärkt werden. Der Dreiklang für den Meeresschutz lautet: Umweltgerechte Produktion, umweltgerechte behördliche Regeln und Massnahmen - und umweltgerechtes Verhalten aller."
Die wichtigste "seeseitige" Abfallquelle in der Ostsee sei die Fischerei, teilte das Bundesumweltamt mit. "Man geht davon aus, dass jährlich bis zu 10 000 Stellnetze verloren gehen, die jahrelang herrenlos weiterfischen können." Auch soll verhindert werden, dass Fischereigeräte einfach im Meer entsorgt werden, dazu gibt es erste Gespräche mit der Fischereiindustrie. Vor allem in Pflege- und Kosmetikprodukten soll bald kein Mikroplastik mehr verwendet werden. Auch eine Selbstverpflichtung des Einzelhandels zur Reduktion von Plastiktüten soll dafür sorgen, Kunststoffabfälle zu vermeiden.
"Die Seeschifffahrt hat ihre Hausaufgaben zum Schutz der Meere gemacht", sagte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder. "Strenge und weltweit gültige Vorschriften verbieten mittlerweile ausnahmslos, dass Plastik und anderer umweltgefährdender Müll über Bord geworfen wird. Wer dagegen verstösst, wird mit hohen Bussgeldern bestraft." © dpa
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