- Das Begrüssen und sich Verabschieden gilt eigentlich als typisch menschliches Verhalten.
- Nun haben Forscher dies auch bei Schimpansen beobachtet.
- Und sie finden sogar noch eine weitere Parallele zum Menschen.
Blickkontakt, Zunicken, Händedruck, Küsschen: Menschen grüssen sich, wenn sie sich treffen und auch zum Abschied. Eine solche gezielte Kommunikation, die gemeinsame Aktionen einrahmt, haben Forscher nun auch bei Schimpansen beobachtet.
Das Verhalten habe vermutlich schon der letzte gemeinsame Vorfahre von Schimpansen (Gattung Pan) und Menschen (Homo) vor sechs bis sieben Millionen Jahren gezeigt, folgert das internationale Team um Raphaela Heesen von der Schweizer Universität Neuchâtel im Fachblatt "iScience".
Kommunikation zum Abschied häufiger
Bisher gingen Forscher davon aus, dass nur Menschen sich durch Grusssignale über die Aufnahme und auch das Ende ihrer Interaktionen verständigen. Nun analysierte das internationale Team 1.242 Interaktionen von Gemeinen Schimpansen (Pan troglodytes) und - auch Zwergschimpansen genannten - Bonobos (Pan paniscus) in Zoos. Meist ging es um gemeinsames Spielen oder um gegenseitige Fellpflege.
Zur Begrüssung tauschten Bonobos vor 90 Prozent ihrer Interaktionen spezielle Signale aus - etwa Blickkontakt, Berühren mit der Hand oder Berühren der Köpfe. Bei Schimpansen beobachtete das Team solches Verhalten in 69 Prozent der Kontaktaufnahmen. Zum Abschied kam die Kommunikation generell häufiger vor: bei den Bonobos in 92 Prozent der Fälle, bei Schimpansen zu 86 Prozent.
Je enger die Beziehung, desto kürzer der Gruss
Die Kontaktaufnahmen dauerten im Mittel grob 12 Sekunden, Abschiede währten mit gemittelt etwa 15 Sekunden etwas länger. Kurioserweise hing die Phasendauer sowohl zur Begrüssung als auch zum Abschied bei den Bonobos vom Bekanntschaftsgrad der beiden Tiere ab: Je enger die Beziehung zwischen den zwei Individuen war, desto kürzer fiel der Gruss aus.
Das sei eine Parallele zum Menschen, sagt Heesen. "Wenn man mit einem guten Freund interagiert, steckt man eher weniger Mühe in eine höfliche Kommunikation", erläutert die Forscherin.
Bei den Schimpansen spielte dagegen die soziale Nähe zwischen einzelnen Tieren kaum eine Rolle für die Grussdauer. Das führen die Wissenschaftler darauf zurück, dass Schimpansengruppen streng hierarchisch strukturiert sind - im Gegensatz zu den recht egalitären Bonobos.
Resultate müssen in freier Wildbahn bestätigt werden
Allerdings räumen die Forscher eine Schwäche ihrer Untersuchung ein: Die Resultate stützen sich auf Beobachtungen von Schimpansen und Bonobos in Zoos. Dort leben die Affen nahe beieinander und haben sehr viel Freizeit, weil sie kein Futter suchen müssen.
Das könne die Komplexität sozialer Beziehungen beeinflussen. Daher müssten die Resultate in freier Wildbahn bestätigt werden. (ff/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.