Schwarze Eichhörnchen vertreiben hierzulande ihre Artgenossen, so heisst es. Anders als die Tiere mit rotem und braunem Fell seien sie aggressiver und stärker. Wie viel Wahrheit steckt hinter dem Gerücht vom bösen Eichhörnchen?
In Europa gibt es Eichhörnchen mit vielen verschiedenen Fellfarben. Und jene Tiere mit einer dunklen Färbung, so hört man immer wieder, seien die schwarzen Schafe unter den Eichhörnchen. Sie kämen von ausserhalb und rotteten ihre Artgenossen allmählich aus. Fakt oder Märchen?
Schwarze Eichhörnchen sind einheimisch
In Wahrheit sind schwarze Eichhörnchen ebenso einheimisch wie rote oder braune. Fälschlicherweise verwechselt man sie jedoch manchmal mit dem amerikanischen Grauhörnchen.
Der "Bayrische Rundfunk" berichtet, dass Letztere in England einst für Probleme mit den dort lebenden Eichhörnchen sorgten. Sie hatten ein Virus eingeschleppt, das die einheimischen Tiere in ihrem Bestand gefährdet hatte.
Dem "Hamburger Abendblatt" erzählt Cathleen Thomas von Red Squirrels United, einer Organisation für die Rettung der roten Eichhörnchen: "Grauhörnchen tragen ein Pockenvirus in sich. Während sie selbst keine Symptome zeigen, können andere Eichhörnchen innerhalb von zehn Tagen daran sterben".
Keine Grauhörnchen in Deutschland
Allerdings sind die Tiere nicht nach Deutschland vorgedrungen. Laut "aktion tier e.V." gibt es in Deutschland keine wildlebenden Grauhörnchen.
Geschichten über aggressive Fremdtiere entsprächen nicht der Wahrheit und führten lediglich zu einer beginnenden Hetze gegen heimische Hörnchen, die aufgrund ihrer grauen Fellfarbe fälschlicherweise für Grauhörnchen gehalten würden.
Panikmache mit schlimmen Folgen
So kritisiert die "Eichhörnchen-Hilfe Berlin" die Hysterie über die vermeintliche Bedrohung durch schwarze Tiere. Der Verein erkennt "reinste Panikmacherei, mit der Folge, dass unsere einheimischen Eichhörnchen, die nicht grade rot sind, verjagt, vertrieben, ja sogar vergiftet werden".
In England sei man das Problem erfolgreich mit Mardern und der Wiederaufforstung der Nadelwälder angegangen, erzählt Kai Frobel, der Artenschutzbeauftragte beim Bund Naturschutz Bayern dem "Bayrischen Rundfunk".
Das bedeutet, egal welche Fellfarbe das Tier hierzulande auch hat: Es handelt sich um heimische Eichhörnchen und eben nicht um Grauhörnchen. (mep)
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