Stunk auf der Lieblingsinsel der Deutschen: Ein Kreuzfahrtschiff hat vor Mallorca mit Sonnencreme verunreinigtes Poolwasser ins Meer gekippt. Umweltschützer sind empört. Denn anders als für den Menschen sind Sonnenschutzmittel für Tiere und Pflanzen unter Wasser nicht Segen sondern Fluch.

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Vom Überwachungsflugzeug der Seenotrettung aus war die Öllache deutlich zu sehen. Deshalb schlug die Besatzung bei den Behörden Alarm: Anfang Juli hat ein Kreuzfahrtschiff vor Mallorca mit Sonnencreme und anderen Stoffen verunreinigtes Wasser aus dem Pool an Deck ungefiltert ins Meer abgelassen, wie die Mallorca-Zeitung unter Berufung auf das spanische Infrastrukturministerium schreibt.

Der Vorfall vor wenigen Wochen war dem Bericht zufolge der sechste dieser Art seit 2010. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.

Nicht illegal aber trotzdem problematisch

Jenseits der Zwölf-Seemeilen-Grenze vor der Küste dürfen Schiffe ungeklärtes Abwasser ins Meer leiten. Doch auch wenn die Besatzungen der Kreuzfahrer nicht illegal handeln, ziehen sie den Zorn von Umweltschützern auf sich. Diese fürchten um das Riff. Denn Sonnencreme enthält Chemikalien, die Tieren und Pflanzen der sensiblen Unterwasserwelt zusetzen, sie am Wachstum hindern. Vor allem für Korallen sind viele UV-Filter Gift.

Als besonders kritisch gelten Benzophenone, Octinoxat und Octocrylen. Zumindest in Sonnencremes, die auf dem europäischen Markt zu finden sind, kommen Benzophenone inzwischen nur noch selten zum Einsatz, da sie mutmasslich hormonähnlich wirken. Anders Octocrylen: Laut "Süddeutscher Zeitung" steckt dieser Stoffe in vier von fünf Produkten.

Demnach ist Octocrylen für die Umwelt vor allem deshalb schädlich, weil der Stoff nicht wasserlöslich ist. Er kann nur schwer abgebaut werden und reichert sich so mehr oder weniger ungehindert in Organismen oder an Oberflächen an.

Wirklich umweltfreundliche Sonnencreme gibt es nicht

Nicht nur vor Mallorca leidet die Unterwasserwelt unter Sonnencremes. So wurde das Problem unter anderem auch an der italienischen Adria und vor Hawaii erkannt. Hawaii hat deshalb im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet, das Produkte mit bestimmten Inhaltsstoffen verbietet, darunter Benzophenone und Octinoxat. Allerdings tritt das Verbot erst am 1. Januar 2021 in Kraft.

Nun möchte beim Strandurlaub selbstverständlich niemand völlig ohne Sonnenschutz schwimmen gehen. Was also können umweltbewusste Verbraucher tun?

Ökosonnencremes verzichten häufig auf chemische UV-Filter. Stattdessen schützen physikalische Filter wie Titandioxid die menschliche Haut vor den krebserregenden UV-Strahlen. Allerdings fehlen Studien, die belegen, dass physikalische Filter der Unterwasserwelt tatsächlich nicht schaden. Für Titandioxid fanden Forscher heraus, dass es Wasserflöhe tötet.

Ganz und gar umweltfreundliche Sonnencreme gibt es also kaum. Bleibt die Möglichkeit, sich ein T-Shirt und eine dünne Hose überzuziehen. Wer zur Sonnencreme greift, sollte zumindest auf allzu häufiges nachcremen verzichten.

Verwendete Quellen:

  • Mallorca-Zeitung vom 19. Juli 2019: Sonnencreme der Kreuzfahrturlauber verschmuttz Meer vor Mallorca
  • "Süddeutsche Zeitung" vom 4. Juli 2017: Sonnencreme zerstört das Meer
  • dpa
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