Wetteregeln gibt es wie Sand am Meer. Zu fast allen Gelegenheiten kennt der Volksmund eine Prophezeiung. Aber was ist dran am Mythos Bauernregeln? Am heutigen Ende der Hundstage erklärt ein Wetterexperte, wie aussagekräftig Bauernweisheiten generell sind und wie gut sie dieses Jahr bisher zutreffen.

Mehr zum Thema Natur & Umwelt

"Bauernregeln sind im Allgemeinen nicht dazu geeignet, korrekte Wettervorhersagen zu machen, aber manche Regeln passen erstaunlich gut", sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von "wetter.net". Grund dafür sei, dass sie anhand jahrhundertelanger Beobachtung entstanden sind. So passte auch dieses Jahr die alte Wetterweisheit der Hundstage, die besagt, dass es im Zeitraum vom 23. Juli bis 23. August besonders heiss ist. Denn in der Tat: 2013 hatte Ende Juli und Anfang August eine Hitzewelle das Land im Griff.

Die Hundstage haben übrigens nichts mit den echten Vierbeinern zu tun, sondern mit dem Stern Sirius, der sich im Sternbild "Grosser Hund" befindet. Im antiken Griechenland konnte man ihn Ende Juli erstmals wieder am Morgenhimmel entdecken, nachdem die Sonne ihn zuvor überstrahlt hatte. Daher das Datum für den Beginn der Hundstage. Die Dauer von einem Monat erklärt sich dadurch, dass es so lange dauert, bis das komplette Sternbild sichtbar wird. Die Griechen erklärten sich die Hitze in diesem Zeitraum mit der Verschmelzung von Sirius mit der Sonne.

Die Hundstage haben dieses Jahr gehalten, was der Volksmund verspricht. Doch wie sah es 2013 mit anderen Bauernregeln aus?

"Ist es Grün zur Weihnachtsfeier, fällt der Schnee auf Ostereier."

Weihnachten 2012 war es tatsächlich grün und es gab an Ostern zumindest in den mittleren und höheren Lagen Schnee, erinnert Jung. Insofern stimmte die Bauernregel dieses Mal zumindest teilweise.

"Wenn's dem Herrn ins Grab regnet, so gibt's einen trockenen Sommer."

Diese Bauernregel bezieht sich auf das Wetter an Karfreitag, der 2013 auf den 29. März fiel. "Dieses Jahr kam zwar Karfreitag etwas vom Himmel, es war aber meist Schnee", sagt der Wetterexperte. Immerhin: Das ist auch eine Form von Niederschlag. Und die hat offenbar mindestens genauso viel "Trockenkraft" wie Regen. Denn dieser Sommer wurde sogar der trockenste seit zehn Jahren.

"Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost."

Vom 11. bis 15. Mai regieren diese fünf: Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und die kalte Sophie – die Eisheiligen. Sie waren Bischöfe und Märtyrer im vierten und fünften Jahrhundert. Die Menschen beobachteten über die Jahrhunderte, dass es in der Zeit um die Gedenktage dieser Heiligen oft Kaltlufteinbrüche gab und sich das Wetter danach häufig stabilisierte. Auch dieses Jahr kam der richtig schöne Sommer erst nach den Eisheiligen. Er liess sich aber ein bisschen Zeit: Erst Anfang Juli war es soweit.

"Siebenschläfer Regen - sieben Wochen Regen."

Um den Siebenschläfertag am 27. Juni war das Wetter teilweise recht gut, teilweise aber auch leicht wechselhaft. Trotz vereinzelter Regenfälle um den Gedenktag wurden die sechs bis sieben Wochen danach richtig schön. Damit hat sich die Prophezeiung dieses Jahr nur zum Teil erfüllt, obwohl gerade sie oft stimmt. Denn für diese Bauernregel gibt es Jung zufolge eine Trefferwahrscheinlichkeit von ungefähr 70 Prozent in Süddeutschland und 60 Prozent in der Mitte des Landes. Im Norden könne man sie jedoch meist nicht anwenden.

"Hundstage heiss, Winter lange weiss."

Und was ist mit dem restlichen Jahr? Zum Beispiel lässt sich angeblich das Winterwetter anhand der jetzt zu Ende gehenden Hundstage weissagen. "Hundstage heiss, Winter lange weiss," heisst es im Volksmund. Demnach müsste dieser Winter kalt werden und viel Schnee bringen.

So gerne wir alle verlässliche Voraussagen hätten: Ob das so kommen wird, kann kein Meteorologe und schon gar keine Bauernregel mit Sicherheit sagen. Jung wagt immerhin die Prognose, dass uns mindestens ein Durchschnittswinter ins Haus steht, wie er in den Jahren 1961 bis 1990 üblich war. Das wäre dann ein gefühlt recht kalter Winter, denn nach wie vor hätten viele Menschen die Phase milder Winter im Kopf, die von den 1990er Jahren bis 2007/2008 vorherrschte. Nach dem wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen schlug das Thermometer allerdings plötzlich wieder den entgegengesetzten Kurs ein: Die fünf Winter danach waren alle wieder kälter als das langjährige Mittel. Diese Reihe könnte der kommende Winter fortsetzen, glaubt auch der staatliche US-Wetterdienst.

Auch wenn bisher dieses Jahr erstaunlich viele Bauernregeln zutrafen: Ein Beweis für ihre Gültigkeit ist das noch lange nicht. In einigen Fällen lässt sich durch jahrhundertelange Beobachtungen eine Tendenz zu bestimmten Wetterneigungen ablesen - sonst hätten unsere Urahnen wohl andere Wetterweisheiten formuliert. Aber vor allem ist doch der Zufall im Spiel. Eine 50-prozentige Chance gibt es schliesslich immer.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.