Wasser schafft die Voraussetzung für organisches Leben. Jedes Lebewesen - Menschen ebenso wie Tiere und Pflanzen - besteht zu mehr als der Hälfte (etwa 60 bis 80 Prozent) aus Wasser. Geht Wasser verloren, muss es ersetzt werden, sonst droht der Organismus auszutrocknen. Aber wie verhält es sich bei Fischen, die im nassen Element leben? Müssen sie trotzdem trinken? Dieser Frage gehen wir in unserer Serie "Nachgefragt" nach.

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Die Frage ist nicht mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten, denn den Ausschlag dafür, ob Fische trinken müssen oder nicht, gibt ihr Lebensraum vor. So müssen Meeresfische im Salzwasser trinken, Süsswasserfische dagegen nicht. Der Grund dafür liegt in einem physikalischen Vorgang begründet, der Osmose genannt wird. Er bewirkt, dass zwei Flüssigkeiten sich durch eine semipermeable, also teilweise durchlässige, Wand so lange vermischen, bis die Salzkonzentration auf beiden Seiten ausgewogen ist.

Lebt ein Fisch im Salzwasser, ist der Salzgehalt im Inneren seines Körpers dank Elektrolyte, Aminosäuren, Harnstoff etc. zwar gegeben, aber er ist niedriger als der des umgebenden Wassers, in dem er schwimmt. Das führt dazu, dass der Fisch durch die Haut ständig Wasser an seine Umgebung abgeben muss und so unweigerlich mitten im Ozean austrocknen, also "verdursten" müsste, würde er nicht regelmässig frisches Wasser aufnehmen. Das ihn umgebende Salzwasser eignet sich dafür jedoch nicht, da es das Gleichgewicht der Elektrolyte stören würde.

Doch die Natur wusste sich zu helfen. "Bei den Fischen haben sich im Laufe der Evolution entsprechende Mechanismen und Organe entwickelt, die die Salze aus dem Wasser filtern", erklärt Meeresbiologe Dr. Kim Detloff im Interview mit "n-tv.de". Die Kiemen oder spezielle Drüsen im Körper des Fisches funktionieren wie individuelle Entsalzungsanlagen und sorgen dafür, dass Salze wieder ausgeschieden werden, ansonsten aber sehr wenig Flüssigkeit beispielsweise durch den Urin verloren geht.

Lebt ein Fisch im Süsswasser, also in Seen oder Flüssen, finden die osmotischen Gesetze in umgekehrter Richtung statt. Denn in diesem Fall ist der Salzgehalt im Körper des Fisches deutlich höher als der des ihn umgebenden Wassers. Das führt dazu, dass die Fische ständig über ihre Haut Wasser aufnehmen. Dadurch entsteht in ihrem Körper jedoch ein Wasserüberschuss, dem sie entgegenwirken müssen, indem sie wiederum viel Wasser "ablassen". Hier ist also nicht trinken, sondern das Gegenteil vonnöten, um die Gesundheit des Fischs zu gewährleisten, der andernfalls platzen könnte. Die Urinmenge eines Süsswasserbewohners ist demnach zehn- bis hundertmal grösser als die eines Meeresfisches.

Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang Fischarten, die wie der Lachs aus dem Meer in die Flüsse oder wie der Aal zum Laichen aus dem Süsswasser ins Meer wandern. Durch raffinierte Osmose-Regulationen leben diese Fische als "Teil-Trinker", die die Salzabgabe über den Harn je nach Umgebungswasser ändern können und im Meerwasser deutlich mehr der Salze ausscheiden, die sie im Süsswasser im Körper behalten.

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