Johannes "Joe" Vogel liebt und sucht das Abenteuer. Der studierte Biologe, war schon in den entlegensten Gegenden der Welt, in Steppen, Wüsten und Urwäldern. Der Survivalexperte schreibt Bücher über seine Abenteuer und gibt Kurse über das Überleben in der Wildnis. Uns hat er einige Tipps und Tricks verraten.

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Herr Vogel, was ist für Sie Wildnis? Denken Sie da an das australische Outback oder auch an den heimischen Wald?

Ich glaube, es wird häufig unterschätzt, wie viel Wildnis wir direkt vor der Tür haben, man muss sich nur darauf einlassen können. Auf einem kleinen Stück Wiese kann man einen Ameisenhaufen beobachten und so in die Wildnis eintauchen.

Was fasziniert Sie daran, mit einfachen Mitteln in der Natur zu überleben? Braucht man dafür ein Abenteuer-Gen?

Ich glaube, das Bedürfnis sich in der Natur zurechtzufinden ist tief in uns allen verwurzelt. Wir wollen für uns sorgen können, das ist ein Grundbedürfnis des Menschen und zeigt sich beispielsweise in dem eigenen Garten, den viele anlegen. Wir wollen nicht hilflos sein. Wir alle haben diese Instinkte, aber verlernt, darauf zu hören. Für mich geht es in erster Linie darum, offen zu sein für die Natur und für andere Völker. Dann merkt man, wie viel wir alle miteinander gemein haben und wie stark wir miteinander verbunden sind.

Gibt es so etwas wie die Grundregel Nummer eins in der Wildnis? Was muss man unbedingt beachten?

In der Natur ist der Mensch nicht durch Technik im Vorteil, wir sind Teil der Umwelt, feste Spielregeln gibt es nicht. Es funktioniert nicht, gegen die Natur seinen Platz in der Wildnis finden zu wollen, man muss sich in die Natur integrieren.

Was sollte man unbedingt dabei haben?

Das hängt davon ab, wie erfahren man ist. Je mehr Erfahrung man hat, um so weniger nimmt man mit, zum Beispiel kein Messer und nicht mal Kleidung. Wenn man damit beginnt, ist es eher wie erweitertes Camping, mit Zelt, Schlafsack und so weiter. Beim Survivaltraining geht es ja darum, sich so gut wie möglich draussen zurechtzufinden und sein Werkzeug selbst herzustellen.

Das kostet wahnsinnig viel Kraft. Wie lange kann man so leben?

Es gibt Menschen, die leben auf einsamen Inseln dauerhaft so, die durchschnittliche Lebenserwartung ist bei ihnen aber natürlich niedriger. Für mich sind die Brüche, wenn ich von einem Abenteuer zurückkehre, nicht so hart. Ich weiss beide Seiten zu schätzen. Aber ich kenne auch keinen Alltag, ich bin ständig unterwegs, habe immer Abwechslung und zahlreiche Projekte.

Wie gross sollte die Gruppe sein, in der man unterwegs ist?

Natürlich ist es immer sehr viel sicherer mit mehreren Personen, wenn man sich auf diese wirklich verlassen kann. Ich entscheide je nach Projekt. Ich lasse mich oft von der Kamera begleiten, manchmal kommt meine Lebensgefährtin mit, die Kamerafrau ist. Der Abenteuerfaktor ist grösser, wenn man alleine unterwegs ist, aber ich verdiene damit ja auch meinen Lebensunterhalt.

Wie findet man sich mitten in der Wildnis zurecht?

Das kommt natürlich ganz darauf an, wo man sich bewegt, in welcher Klimazone, welchem Biotop. Immer sind beispielsweise die Pflanzen und die Bodenstruktur vollkommen anders. Als Extremreisender bereitet man sich auf jedes Projekt sehr gründlich vor. Mir hilft es da natürlich sehr, dass ich Biologe bin.

Wie findet man Wasser und Nahrung und wie macht man Feuer?

Für Wasser sollte man nach Senken Ausschau halten, nach feuchtem Boden, aus dem Wasser extrahiert werden kann, und nach essbaren Pflanzen, die Wasser liefern. Man lernt das Bauen von Fallen. Allerdings ernähre ich mich bei einem Projekt oft von viel kleineren Lebewesen als man denken würde, von Insekten, Larven, Krabben oder Asseln. Mit dem Feuermachen sollte man sich früh am Tag beschäftigen, lange bevor man es braucht, und Zunder, Baumpilze und Ähnliches sammeln. Ein Feuer in der Wildnis muss perfekt brennen.

Welche Grundvoraussetzung muss jemand mitbringen, der bei Ihnen einen Survivalkurs bucht?

Einfach ein gesundes Interesse an den Überlebenstechniken und Neugierde. Was ich nicht mag, ist wenn jemand den Kurs bucht, weil er der Meinung ist, das Gesellschaftssystem bricht bald zusammen und er müsse sich schnell wappnen. Alles, was man mit Angst macht, macht man nicht richtig.

Welche Landschaften faszinieren Sie besonders?

Die dichten Wälder Mitteleuropas mag ich sehr, auch die tropischen Regenwälder faszinieren mich durch ihren Artenreichtum. Zudem finde ich Wüsten sehr faszinierend, weil es dort wenige, dafür aber extrem spezialisierte und perfekt auf die Umgebung angepasste Lebewesen gibt.

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