Ohne die jahrzehntelangen Bemühungen von Naturschützern würde Europa heute ganz anders aussehen, sagen Umwelt-Organisationen. Doch sie wissen auch: Es könnte noch wesentlich besser sein. Ein Ausblick zum heutigen "Tag der Erde" - das bringt uns Naturschutz.
Umweltorganisationen in Deutschland sind sich sicher: Hätte man nicht schon vor Jahrzehnten entscheidende Massnahmen im Umweltschutz ergriffen, würden Deutschland und Europa ganz anders aussehen. "Der Natur in der EU geht es zwar nach wie vor nicht gut", stellt Günter Mitlacher von WWF in Deutschland fest. "Ihr würde es ohne Naturschutz aber sicherlich sehr viel schlechter gehen und die Roten Listen der gefährdeten Tiere und Pflanzen wäre länger."
Bedrohte Tiere kehren zurück
Dank des aktiven Umweltschutzes konnten zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tierarten wieder eine Heimat in unseren Gefilden finden – ein Erfolg für die Erhaltung der Artenvielfalt. "Die Rückkehr und Ausbreitung von Kranich und Kormoran, Biber und Wolf sind Erfolgsgeschichten des europäischen Naturschutzes, die nur den grenzüberschreitenden Schutz möglich wurden", erklärt Günter Mitlacher.
Diese Biodiversität ist für uns Menschen auf vielen Ebenen wichtig: "Stoffkreisläufe, klares Wasser und saubere Luft, die Produktion von Nahrungsmitteln, die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen, die menschliche Erholung in der Natur, all dies beruht auf der biologischen Vielfalt", stellt das Umwelt-Bundesamt fest. "Für unser Überleben müssen wir also die biologische Vielfalt nutzen und sie gleichzeitig schützen."
Kampf gegen das Ozonloch
In einer umfangreichen Broschüre verweist auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf die bisherigen Erfolge des Umweltschutzes. 1992 wurde beispielsweise gemeinsam mit einer ostdeutschen Firma der erste Kühlschrank ohne den "Ozonkiller" FCKW entwickelt. Die Folge: Die Verbannung und letztendlich auch das Verbot von FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffen) in Kühlschränken und Spraydosen.
Denn FCKW, so weiss man heute, war massgeblich für die Entstehung des Ozonlochs verantwortlich. Die Ozonschicht schützt die Erde vor gefährlicher Strahlung der Sonne und ist somit von enormer Wichtigkeit für das Leben auf unserem Planeten. Ein Verschwinden hätte katastrophale Auswirkungen, die vor allem Australien mit einer enormen Steigerung des Hautkrebsrisikos in den vergangenen Jahren bereits zu spüren bekommen hat. 2014 gaben Wissenschaftler dann zum Glück Entwarnung: Dank der Umweltschutz-Massnahmen schrumpft das Ozonloch tatsächlich wieder.
Europa gibt es nur mit Umweltschutz
Jedoch nicht eine einzelne Massnahme sieht Mitlacher von der Umweltorganisation WWF als wegweisend für den Naturschutz. "Die – wie ich meine – grösste Errungenschaft ist, dass der Umweltschutz in die Europäischen Verträge aufgenommen wurde", findet er. Denn zu Beginn der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Europäischen Staaten war der Umweltschutz noch kein Thema. Im Vertrag von Maastricht 1993 wurde er schliesslich in den Zielen der EU fest verankert.
"Damit wurde der Grundstein gelegt, dass der Umweltschutz eine wichtige Aufgabe der Europäischen Gemeinschaft ist und dass er von allen anderen Politikbereichen berücksichtigt werden muss. Europa ohne Umweltschutz ist also nicht gewollt", erläutert Günter Mitlacher. Daraufhin wurden zahlreiche EU-Regelungen erlassen, so beispielsweise zum Schutz der Vogelarten (1979), den europäisch bedeutsamen Naturgebieten und Arten (1992), sowie der Schutz für Gewässer und Meere und Bestimmungen zu Abfallentsorgung und zur Luftreinhaltung.
Kampf um Ressourcen bedroht die Umwelt
Doch: Um den Umweltschutz in Europa könnte es weit besser bestellt sein. Dem stimmt auch Patric Salize von Greenpeace Deutschland zu: "Umweltschützer geraten immer häufiger ins Fadenkreuz von Staaten. Das zeigt, wie sensibel einige Staaten sind, wenn es um die immer knapper werdenden fossilen Energieträger geht. Deshalb ist es wichtig, jetzt auf erneuerbare Energien setzen, um unabhängig von Öl und Gas zu werden und Konflikte um Ressourcen zu vermeiden."
Der WWF fordert weiter, die EU-Vorgaben konsequenter anzuwenden und mehr Geld für den Umweltschutz bereit zu stellen. "Manche Mitgliedstaaten und in Deutschland auch Bundesländer nehmen die EU-Vorgaben nicht ernst genug", kritisiert auch Mitlacher. "Umwelt- und Naturschutz ist kein europäisches Luxusgut, sondern schützt unsere Lebensgrundlagen auf dem gesamten Kontinent und ist unverzichtbar!"
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