Schlechte Nachrichten verzerren unseren Blick auf die Welt. Die Non-Profit-Organisation Envision Kindness lenkt den Blick auf das Positive und untermauert mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, warum das wichtig für uns und unser Leben ist. Als weltweit erstes Medium veröffentlichen wir hier ihre regelmässige Kolumne "Picture a Better World" mit Bildern einer besseren Welt - von Fotografen aus aller Welt.
In der zweiten Ausgabe der Kolumne (lesen Sie hier noch einmal die erste Kolumne zum Thema Kindness) zeigen wir Ihnen zwei Bilder, die aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen stammen und doch eine ähnliche Botschaft haben.
Die Sanftheit dieses kleinen belgischen Jungen mit seinen beiden Küken bewegt. Er ist ganz vorsichtig und die sanfte, liebevolle Art, mit der er sein Gesicht an sie lehnt - man sieht sofort, dass er weiss, er könnte sie verletzen, wenn er zu fest drückt. Das Bild, der Ausdruck von Zufriedenheit und Frieden auf dem Gesicht des Jungen, erzählen eine wunderbare Geschichte.
Fotografin Mietke Dalle über ihr Bild "Tierliebe": "Das ist mein Sohn, in einer zärtlichen Umarmung mit seinen neugeborenen Küken, ein Bild voller Liebe. Er zeigt seit seiner Kindheit grosses Einfühlungsvermögen für kleine Kinder, alte Menschen und Tiere. Er hat selbst keine Grosseltern, besuchte aber jeden Tag seine 80-jährige Nachbarin und lauschte aufrichtig und fasziniert den Geschichten über die Vergangenheit."
Liebe und Zärtlichkeit von Anfang an
Unser zweites heutiges Bild stammt aus Ägypten und zeigt ebenfalls ein fürsorgliches Kind.
Fotografin Somiyah Elhassawy über ihr Bild "Möchtest Du Brot mit mir teilen?": "Als ich sie zum ersten Mal sah, sass sie in einer Holzkiste und lächelte mich an. Ich verliebte mich in ihr Lächeln, es war so rein, wie ich es noch nie gesehen hatte. Dann traf ich ihre Grossmutter, die mir erzählte, dass dieses kleine Mädchen ein Huhn als Freund hat, mit dem sie ihr Brot teilt, und auf diesem Bild wollte sie dieses Brot auch mit mir teilen."
Wie bei dem Jungen aus Belgien liegt auch in der Geste dieses kleinen Mädchens eine Ernsthaftigkeit: So wie sich der Junge ganz und gar den Küken widmet, möchte dieses Mädchen das Brot wirklich anbieten. Ihr ausgestreckter Arm fordert den Fotografen auf, es zu nehmen. Sie will es unbedingt teilen, ihr Angebot ist so einfach wie echt.
Gut zu wissen: Fürsorge liegt in unserer Natur. Seit Jahrhunderten wird darüber gestritten: Sind Menschen von Natur aus eher egoistisch oder freundlich und fürsorglich? Und wenn wir uns die Nachrichten ansehen, kann man leicht zu dem Schluss kommen: Menschen sind am Ende doch Egoisten. Dies war auch die Schlussfolgerung des politischen Philosophen Thomas Hobbes aus dem 17. Jahrhundert. Demnach sei Kindness, wenn sie denn existiere, etwas, das nur von der Gesellschaft und der Religion gelehrt oder vorgeschrieben werde. Oder vielleicht gebe es sie auch nur, weil wir von jemandem eine Gegenleistung erwarteten. Das hiesse, Freundlichkeit ist keine natürliche Eigenschaft von Lebewesen.
Aber ist das wahr? Gibt es Beweise dafür, dass Fürsorge ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur ist oder dass wir nur auf uns selbst bezogen sind? Diese Frage ist wichtig, denn sie gibt uns Aufschluss darüber, wie wir zu einer freundlicheren Gesellschaft beitragen können, in der die Menschen besser miteinander umgehen. Zu einer Gesellschaft mit weniger Streit und mehr Zusammenhalt.
Die Frage, ob Freundlichkeit angeboren ist, ist natürlich kompliziert. Es gibt viele Berichte über Menschen, die anderen spontan helfen und sogar ihr Leben für Fremde riskieren. Manche mögen als Erklärung anführen, dass solche Helden gute Vorbilder hatten, etwa in ihren Eltern, anderen Familienmitgliedern oder Lehrern. Da Menschen Verhaltensweisen nachahmen, die sie sehen, und die Werte widerspiegeln, die ihnen beigebracht werden, ist diese Aussage absolut richtig: Freundlichkeit kann anerzogen werden. Aber gibt es Beweise dafür, dass wir auch von Geburt an freundlich sind? Jüngste Studien an sehr jungen Kindern geben hier Aufschluss.
Angeboren oder nicht? Was die Wissenschaft sagt
Wahrscheinlich haben Sie schon einmal gesehen, wie ein kleines Kind, vielleicht ein Einjähriger, jemandem Essen anbietet. Oder etwas fällt auf den Boden und ein Kleinkind in diesem Alter hält inne, hebt es auf und reicht es Ihnen.
Was Sie vielleicht schon einmal erlebt haben, haben Psychologen in Studien zur kindlichen Entwicklung beschrieben (veröffentlicht in "Science Direct"). Das heisst, Kinder im Alter von etwa einem Jahr (vor allem um die 14 Monate) helfen anderen ganz spontan. Sie wollen anderen etwas geben. Im Alter von 18 Monaten helfen Kinder in einer Vielzahl von Problemsituationen. Das deutet darauf hin, dass sie den Bedarf an Hilfe erkennen und dann in der Lage sind, sie zu leisten. Kinder in diesem Alter zeigen auch ein Bedürfnis nach Fairness oder teilen bereitwillig ihr Essen.
Haben Sie auch schon einmal solche Verhaltensweisen bei Kindern beobachtet? Dann dürften Sie auch die Ergebnisse dieses Experiments mit Puppen und Kindern nicht so sehr überraschen: Babys im Alter zwischen fünf und zehn Monaten beobachteten freundliche (prosoziale) als auch antagonistische (antisoziale) Puppen, die verschiedene Aktivitäten ausübten. Die Babys bevorzugten anschliessend übereinstimmend in mehreren Studien mehrheitlich die freundlichen Puppen. Auch die BBC berichtete über die Versuche, die hohe Wellen schlugen, weil sie auf das Gute im Menschen hindeuten.
Kindness anderen entgegenzubringen, noch mehr als für sich selbst: ein Instinkt, den auch andere Lebewesen zeigen. Beobachtungen bei Tieren belegen das vielfach. Und daraus lässt sich wiederum schliessen: Dieser Instinkt zum Füreinander liegt in der Natur.
Die beiden oben gezeigten Fotos unterstützen diesen Gedanken. Sicher haben diese Kinder auch von Eltern, anderen Familienmitgliedern, Freunden oder Lehrern vorgelebt bekommen, sich um andere zu kümmern. Und doch scheint ihre Liebe und Fürsorge natürlich und mühelos zu sein. Als ob sie mit diesem Instinkt geboren wurden.
Beobachten Sie doch heute mal ein paar Kinder. Sehen Sie, was sie uns über Kindness lehren können.
(Mitarbeit: Molly Ferrill und Antonia Fuchs)
Wie Envision Kindness die Botschaft des Guten verbreitet
- Dies ist eine Kolumne von Envision Kindness. Die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Connecticut, USA, hat sich zum Ziel gemacht, als Ausgleich zu schlechten Nachrichten den Blick auf das Gute in der Welt zu richten und Freundlichkeit, Verbundenheit, Freude und Menschlichkeit sichtbarer zu machen. Unterstützt durch Sponsoren, streamt die Organisation Bilder der Menschlichkeit etwa in Wartebereiche von Krankenhäusern. Studien belegen den Effekt: Die Bilder fördern Ruhe, Glück, Grosszügigkeit und das Gefühl von Verbundenheit. Als weltweit erstes Medium veröffentlichen wir regelmässig die neue Foto-Kolumne "Picture a Better World".
Über den Autor
- David Fryburg ist Arzt und Wissenschaftler. Vor rund zehn Jahren gründete er zusammen mit seinem Sohn Jesse Fryburg die Non-Profit-Organisation Envision Kindness. Zu seinen Veröffentlichungen gehören eine Reihe von Artikeln über den Effekt der Kindness, etwa: "The Secret Sauce of Kindness: Connection" in "Psychology Today" oder "Kindness as a Stress Reduction–Health Promotion Intervention: A Review of the Psychobiology of Caring" in SageJournals.
Verwendete Quellen
- ScienceDirect: "Insights into the biological foundation of human altruistic sentiments"
- National Library of Medicine: Not Noble Savages after all: Limits to early altruism
- Scientific American: Do Kids Have a Fundamental Sense of Fairness?
- Mind Matters: Are Infants Born Kind? New Research Says Yes
- BBC: Are we born good or evil? (naughty or nice)
© Envision Kindness
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