Berührungen haben nachweislich positive Effekte, See-Elefanten-Populationen erholen sich und das Klima profitiert vom Deutschlandticket – das sind die guten News des Monats.

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Die tägliche Flut an negativen Nachrichten lässt viele frustriert, traurig, wütend oder mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück. Trotzdem werden negative Schlagzeilen mehr gelesen als positive Meldungen – vermutlich aus einem evolutionsbiologischen Grund: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgelegt, uns vor Gefahren zu bewahren. Deshalb reagiert es auf Schreckensmeldungen besonders sensibel und speichert negative Informationen stärker ab.

Aber: Doomscrolling, also gezielter und massiver Konsum von negativen Nachrichten, kann der psychischen Gesundheit schaden, wie zahlreiche Studien belegen. Positive Informationen wirken da wie ein Gegengewicht. Sie verdeutlichen, dass es auch konstruktive Lösungen für ein gutes Miteinander und eine bessere Zukunft gibt. In diesem Sinne: Hier sind die guten News des Monats.

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Gewünschte Berührungen tun Körper und Psyche gut

Dass durch angenehme Berührungen das "Kuschelhormon" Oxytocin und das "Glückshormon" Serotonin ausgeschüttet werden, ist bekannt und belegt. Für eine Metaanalyse, die im Fachmagazin "Nature" erschienen ist, wurden die Ergebnisse von zahlreichen Studien zu diesem Thema zusammengefasst und ausgewertet. Dabei kam Spannendes heraus.

Nicht ganz neu: Als angenehm empfundener Körperkontakt wirkt sich bei vielen Menschen messbar positiv auf Wohlbefinden und Gesundheit aus. Überraschend aber und besonders interessant für Menschen, die unter Einsamkeit leiden und nur selten körperlich berührt werden: Auch Körperkontakt mit speziellen Objekten wie sozialen Robotern wirkt sich positiv auf die körperliche Gesundheit aus.

Allerdings haben menschliche Berührungen einen stärkeren positiven Effekt auf das psychische Wohlbefinden. Interessant ist auch die Erkenntnis, dass Berührungen nicht von bestimmter Dauer sein müssen. Auch kurze Umarmungen wirken sich positiv auf viele gesundheitsfördernde Faktoren aus.

Doch auch Haustierbesitzer dürfen sich freuen. Eine positive Interaktion zwischen Hund und Besitzer sorgt beispielsweise dafür, dass Oxytocin ausgeschüttet wird – der Botenstoff, der die Bindung zwischen Mutter und Kind stärkt, Stress reduziert und Ängste dämpft.

Population der Nördlichen See-Elefanten erholt sich

Durch die exzessive Jagd auf die Nördlichen See-Elefanten war die grösste Robbenart vor etwas mehr als 100 Jahren fast ausgestorben. Forschende der Universität Bielefeld schätzen, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch etwa 25 der bis zu fünf Meter grossen Robben gab. Heute wird die Population auf rund 225.000 geschätzt.

Die Population der Nördlichen See-Elefanten hat sich seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich erholt. © IMAGO/Pond5 Images/xPhotovaultx

Die Wissenschaftler untersuchten für ihre Studie, wie sich die Genetik der Nördlichen See-Elefanten durch die Beinahe-Ausrottung entwickelt hat, da die heutige Population auf einem überschaubaren Genpool basiert. Trotz der geringeren genetischen Vielfalt konnten die Forschenden keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Inzucht feststellen.

Vermutlich verschwanden mit der Zahl der Tiere auch viele schädliche Mutationen in der DNA der Tiere. Trotzdem gibt es noch keine Entwarnung. Wie gut die DNA der Robben mit Risikofaktoren wie Krankheitswellen oder dem Klimawandel zurechtkommt, wird sich erst in Zukunft zeigen.

Deutschlandticket: Studie zeigt positive Effekte

Das Ariadne-Projekt hat die Auswirkungen des Deutschlandtickets untersucht. Im ersten Jahr hatte das Ticket laut der Studie folgende Effekte:

  • Bei über 30 Kilometer langen Fahrten nahm die Zahl der Zugreisenden um 30,4 Prozent zu und es wurden 7,6 Prozent weniger Kilometer mit dem Auto gefahren, obwohl die Mobilität insgesamt ähnlich hoch blieb.
  • Die jährlichen CO2-Emissionen durch den Strassenverkehr sind um rund 6,7 Millionen Tonnen gesunken. Das sind 4,7 Prozent der gesamten Verkehrsemissionen.

Ob die positive Bilanz fürs Klima durch die Preiserhöhung für das Deutschlandticket ab Januar 2025 schrumpfen wird? Die Experten des Ariadne-Projekts schätzen, dass Zugreisen um etwa 14 Prozent zurückgehen könnten.

Hoarderin hilft anderen Betroffenen

Hoarder sammeln zwanghaft Dinge. Sich von Besitztümern zu trennen, auch wenn diese keinen Nutzen mehr haben oder wertlos erscheinen, erscheint ihnen geradezu unmöglich. Aus Scham und Überforderung leben Betroffene oft in sozialer Isolation oder können ihren Alltag nur mit grossen Hürden bewältigen.

Die Engländerin Lisa Curtis weiss, wie Betroffene sich fühlen. Auch sie hortete krankhaft Dinge – genau wie schon ihr verstorbener Vater. Vor einigen Jahren schaffte sie es, ihren Haushalt zu entrümpeln.

Heute hat sie Ausmisten zu ihrem Beruf gemacht. Doch Lisa verdient nicht nur ihr Geld damit, im Zuhause und in den Köpfen von anderen aufzuräumen, wie sie ihren Job beschreibt. Mit dem Tabuthema zu brechen und in der Öffentlichkeit über Hoarding zu sprechen, ist zu ihrer Berufung geworden. Mit Videos in den sozialen Medien will sie andere für das Thema sensibilisieren und Betroffene dazu ermutigen, ebenfalls ihren Weg aus dem Chaos zu starten.

Die Gründe für pathologisches Horten sind wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt. Oft liegen psychologische Ursachen wie schwere Verluste vor. Durch das Horten von Dingen verspüren viele Betroffene das Gefühl von mehr Kontrolle. Auch können bestimmte Hirnregionen, die bei Entscheidungsfindung und Emotionskontrolle aktiv sind, bei Hoardern anders funktionieren. In einer Psychotherapie, die sich an den individuellen Auslösern orientiert, lernen Menschen, einen neuen Blick auf die vielen Gegenstände zu entwickeln und sich emotional zu lösen.

Menschen wie Lisa Curtis, die das schambehaftete Thema aus der Tabuzone holen, helfen Betroffenen dabei, den Mut aufzubringen, sich helfen zu lassen.

Verwendete Quellen

"Aura" ist Jugendwort des Jahres 2024

"Aura" ist das Jugendwort des Jahres 2024. Der seit wenigen Jahren in der Jugendsprache meist im scherzhaften Kontext benutzte Begriff wurde auf der Frankfurter Buchmesse als Gewinner einer Abstimmung unter Jugendlichen im Alter von elf bis 20 Jahren vorgestellt.
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