Dass es Glück bringen soll, jemandem gleichzeitig ein gebrochenes Genick und ein gebrochenes Bein zu wünschen, erscheint bei näherer Betrachtung absurd. Aber genau das ist oft der Sinn von Redewendungen und Sprichwörtern. Was es mit dem Glücksspruch auf sich hat.

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Die Redewendung "Hals- und Beinbruch" ist nicht nur tief im deutschen Sprachgebrauch verankert, sondern trägt auch kulturhistorisch bedeutsame Nuancen. Manche Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler sehen darin eine Verballhornung der jiddischen Redewendung "hazlóche un bróche", was so viel wie "Erfolg und Segen" bedeutet. Diese Interpretation stützt die Annahme, dass der Ausdruck ursprünglich positiv konnotiert war und als Glücks- und Segenswunsch, insbesondere vor der Bewältigung schwieriger Aufgaben, diente.

"Hals- und Beinbruch" – Warum wünscht man sich das eigentlich?

Die Praxis, durch vermeintlich negative Wünsche tatsächlich Positives zu bewirken, ist in der Sprachwissenschaft als Phänomen des abergläubischen Wünschens bekannt, wie z. B. im "Duden" erläutert wird. Der Ausdruck "Hals- und Beinbruch" illustriert diese Tradition, bei der zu viele gute Wünsche paradoxerweise als ungünstig angesehen werden können. Stattdessen wünscht man sich das Glück nur durch die Blume – aber warum?

Die zugrunde liegende Vorstellung, dass übermässiges Lob oder Glückswünsche den Neid der Götter (Phthonos Theon) erregen könnten, hat ihre Wurzeln in der griechischen Antike. Man glaubte, dass zu offensichtliches Glück oder Übermut (Hybris) den Zorn der Götter heraufbeschwören könnte, weshalb man sich vordergründig Negatives wünschte, um Unglück abzuwenden. Sprichwörtlich versuchte man also, den Göttern ein X für ein U vorzumachen.

Diese Tradition spiegelt sich in ähnlichen Ausdrücken in verschiedenen Kulturen wider. Im deutschsprachigen Raum wünscht man sich unter Seglern "Mast- und Schotbruch", in der Luftfahrt spricht man von "Holm- und Rippenbruch". Aber auch international finden sich vergleichbare Redewendungen, im Englischen etwa "break a leg" oder im Italienischen "in bocca al lupo" (wörtlich: "in den Rachen des Wolfes"), die jeweils Glückwünsche für Bevorstehendes ausdrücken sollen.

Artverwandte Redewendungen

"Daumen drücken" - Diese Redewendung wird verwendet, um jemandem Glück zu wünschen. Sie stammt aus dem Glauben, dass das Drücken der Daumen Unglück abwenden kann.

"Mast- und Schotbruch" - Ähnlich wie "Hals- und Beinbruch" wird dieser Ausdruck oft im Segelkontext verwendet, um Glück und sichere Rückkehr zu wünschen, obwohl er den Bruch von Schiffsteilen erwähnt.

"Viel Feind, viel Ehr" - Ein Sprichwort, das besagt, dass Widerstand und Neid von anderen oft ein Zeichen des eigenen Erfolgs und Ansehens sind.

"Durch Schaden wird man klug" - Dies besagt, dass man aus Fehlern oder schlechten Erfahrungen lernt und dadurch klüger wird.

"Wer wagt, gewinnt" - Ein Mut machendes Sprichwort, das dazu ermutigt, Risiken einzugehen, um Erfolg zu erzielen, indem es die Möglichkeit eines Gewinns hervorhebt.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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