Alle Jahre wieder stellen wir einen Christbaum auf und beschenken unsere Lieben reichlich. Aber warum genau machen wir das? Was für uns an Weihnachten nicht wegzudenken ist, hat seinen Ursprung nicht immer im Fest der Feste.
Etwa eine Million Christbäume werden in der gesamten Schweiz jährlich verkauft. Die Meisten haben einen, die Wenigsten aber wissen, was genau hinter dem Brauchtum steckt. Schon die Bezeichnung Christbaum ist hier nämlich ziemlich irreführend. Der Brauch stammt aus vorchristlicher Zeit. Zur Wintersonnenwende wurden immergrüne Zweige als Symbole des Lebens und der Fruchtbarkeit ins Haus geholt. Sie fungierten in kalten dunklen Wintertagen als Hoffnungsträger auf eine Wiederkehr des Frühlings. Im Mittelalter schmückten wohlhabende Bürger die Tannen, Fichten oder Stechpalmen mit Äpfeln und Naschwerk auf. Erst Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich unser Baum als Weihnachtsbrauch flächendeckend durch. Anfangs brachte den Christbaum noch der Samichlaus. In den 1860er und 1870er-Jahren wurde er aber immer häufiger durch das Christkindli ersetzt - eine weissgekleidete, meist jugendliche Mädchengestalt, die am Weihnachtsabend den Kindern das mit Lichtern geschmückte Bäumchen brachte. Diese Veränderung stammte aus dem lutherischen Deutschland, ebenso wie der Adventskranz, der etwa zur selben Zeit in der Schweiz auftauchte.
Samichlaus besucht die Kinder
Der Samichlaus kommt am 5. oder 6. Dezember zu den Kindern - meist in Begleitung von Schmutzli und Eseli und geht auf den St. Nikolaus-Kult zurück. Im 11. Jahrhundert lebte in Myra in der heutigen Türkei der Sage nach ein sehr mildtätiger Bischof, der die Armen beschenkte. In Anlehnung daran entstand im Mittelalter der Brauchtum rund um den Samichlaus. Der Mann mit dem weissen Bart belohnt brave Kinder mit Geschenken und mahnt böse Kinder mit einer Rute ab. In Küssnacht am Rigi verschmolz der Nikolausbrauch mit einem vorchristlichen Winterritual. In sogenannten Lärmumzügen sollten ursprünglich böse Geister und winterliche Dämonen mit Krach in die Flucht geschlagen werden. Beim alljährliche Klausjagen am 5. Dezember zogen in seiner ältesten überlieferten Form die Burschen von Küssnacht durch die Gassen und holten sich von den Leuten Essen und alkoholische Getränke. 1928 gründete sich die Küssnachter St. Nikolausgesellschaft und bereitete dem Fest einen geordneten Rahmen. Der Umzug beginnt seitdem abends mit einem Böllerschuss, woraufhin in ganz Küssnacht die Beleuchtung ausgeht. Dann lassen Geislechlepfer ihre Peitschen knallen und Iffeleträger tanzen zu den Klängen von Blechbläsern auf den Strassen. Im Zentrum des Umzugs steht der Samichlaus, den mehrere Schmutzli und Fackelträger begleiten, die Krapfen und Nüsse an die Zuschauer verteilen.
Die Lärmumzüge gibt es auch wieder in den Rauhnächten, in denen nach Volksglauben besonders viele Wintergeister ihr Unwesen treiben. Im Haslital ziehen um Mitternacht vom 25. auf den 26. Dezember deshalb die Trychler oder Scheller nach Meiringen. Sie machen mit ihren umgegürteten Viehschellen eine ganze Woche lang Lärm um die Dämonen zu vertreiben. Der Ubersitz, welcher am letzten Werktag des Jahres stattfindet, markiert den Höhepunkt der Rauhnächte. Dann maskieren sich die Trychler zusätzlich.
Freigiebige Hexe bringt Geschenke
Kein Dämon, sondern eine freigiebige Hexe sorgt zu Weihnachten im Tessin für Geschenke. Die Befana kommt in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar zu den Kindern. Der Sage nach klopften die Heiligen Drei Könige bei der Suche nach dem Christkind an die Haustür der Befana. Die Hexe hätte die Könige begleiten können, war allerdings zu beschäftigt. Als sie sich dann später selbst zum Christkind aufmachen wollte, konnte sie es aber nicht finden. Darum flog sie auf ihrem Besen von Haus zu Haus und beschenkte einfach alle Kinder. In Brissago wird der Befana zu Ehren alljährlich die "Nodada de la Befana" abgehalten. Wer wagemutig und über 16 Jahre alt ist, erhält am 6. Januar die Gelegenheit im Hafen Brissagos rund 80 Meter durch das eiskalte Wasser zu schwimmen. Wem das zu kühl ist, der kann an diesem Tag aber auch zu den Sternsingern gehen. Den Brauch, bei dem drei Sänger in der Verkleidung der Heiligen Drei Könige von Haus zu Haus ziehen, hält sich seit dem Mittelalter.
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