Sie wissen nicht, wie der Hase läuft, mit Ihrem Latein sind Sie am Ende und überhaupt: Sie verstehen immer nur Bahnhof? Dann werfen Sie nicht das Handtuch: Wir erklären Ihnen Wörter, Formulierungen und Redewendungen aus dem Dschungel der deutschen Sprache.

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Wolke sieben

Wer auf Wolke sieben schwebt, der empfindet Gefühle von höchster Glückseligkeit. Doch woher kommt eigentlich der Begriff?

Die Redewendung einer "Wolke sieben" oder eines "siebten Himmels" geht auf die Vorstellung eines Himmels zurück, der in sieben Ebenen unterteilt ist. Dieser Gedanke ist etwa in der jüdischen, christlichen und islamischen Mythologie verbreitet. Auch der griechische Philosoph Aristoteles ist für seine Einteilung des Himmels in sieben Sphären bekannt.

Der Idee nach wölben sich die verschiedenen Ebenen – oder eben Wolken – in Schichten um die Erde. Der siebte Himmel gilt dabei als derjenige, der dem Göttlichen am nächsten ist. Wer dort schwebt, dem sind höchste Freude und höchstes Glück gewiss.

Briten wandeln auf Wolke neun

Noch weiter oben schwebt man sprachlich gesehen übrigens im Englischen. Hier steht die Wolke neun (engl. cloud nine) für höchste Glücksgefühle. Grund dafür ist ein einflussreiches Buch: Im beliebten "International Cloud Atlas" von 1896 wurden zehn verschiedene Wolkentypen unterschieden. Die Wolken mit der Nummer neun sollten demnach am höchsten aufsteigen. Daher wollte man sich in der Folge sprachlich natürlich nicht mit Wolke sieben zufrieden geben.

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(mm/as)

Okay

O. K., okay, ok? Egal wie man es schreibt, die Bedeutung dieses Ausdrucks ist klar: Alles in Ordnung. Doch woher stammt die Bezeichnung ursprünglich?

Bis heute ist die Herkunft des Wortes nicht zweifelsfrei geklärt. Weite Akzeptanz finden jedoch Theorien, nach denen O. K. auf die verballhornte Abkürzung von "all correct" ("alles in Ordnung") im amerikanischen Englisch zurückgeht.

Zum einen könnte dies von einem modischen Sprachtrend herrühren, der um das Jahr 1838 in Boston entstand. Dort machte man sich einen Spass daraus, kuriose Abkürzungen zu erfinden und diese mitunter bewusst falsch zu schreiben - etwa KY für "know yuse" (eigentlich "no use", dt. zwecklos) oder OW für "oll wright" (eigentlich "all right", dt. alles in Ordnung). Auf diese Weise sei aus "oll korrect" die Abkürzung O. K. entstanden.

Zum anderen könnte O. K. auch auf die mangelnden Sprachkenntnisse einiger Siedler zurückgehen: Ein aus Deutschland stammender General soll seine Meldungen mit "all correct" schlicht so unterzeichnet haben, wie er es hörte: "oll korrekt".

Neben der Herleitung über "all correct" gibt es auch weitere Theorien für die Herkunft des Kürzels. Ein Erklärungsversuch führt es etwa auf das Wort "Okeh" zurück, das in der Sprache der amerikanischen Choctaw-Indianer vorkommt und so viel bedeutet wie "so ist es". Wiederum andere Ansätze sehen den Ursprung in westafrikanischen Sprachen, die durch Sklaven nach Amerika kamen: In den Sprachen Wolof und Bantu gibt es das Wort "woukay" für "in Ordnung".

O. K. als Geste

Egal jedoch, woher das Wort ursprünglich stammt, heute ist O. K. eines der am häufigsten verwendeten Wörter der Welt. In unterschiedlichen Schreibweisen und Betonungen hat es Einzug in zahlreiche Sprachen gefunden.

Auch als Geste ist es weithin gebräuchlich. Doch Achtung: Der aus Daumen und Zeigefinger gebildete Kreis mit abgespreizten Fingern steht nicht überall auf der Welt für "alles in Ordnung". So sollten Sie sich etwa in der Türkei und Teilen Lateinamerikas vorsehen, die Geste zu zeigen - dort gilt sie als Beleidigung.

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(mm/ah)

Puff

Wenn ein Mann heute in den Puff geht, dann besucht er in der Regel ein Bordell. Noch vor wenigen Jahrhunderten wäre sein Vorhaben jedoch weitaus weniger anrüchig gewesen, denn der Ausdruck "Puff" bezeichnete ursprünglich etwas ganz anderes.

Im Mittelalter auch unter dem Namen Wurfzabel bekannt, war Puff ein harmloses Würfelspiel, das stark dem heutigen Backgammon ähnelte. Es existierten zahlreiche Varianten, etwa Russisches Puff, Holländisches Puff oder das französische Tric Trac. Der Name Puff selbst soll laut Sprachforschern auf das Geräusch zurückgehen, das sich durch die aufschlagenden Würfel ergab.

Vermutlich im Laufe des 18. Jahrhunderts änderte sich die Bedeutung des Begriffs. Unter Herren bürgerten sich die Wendungen "zum Puff gehen" oder "mit einer Dame Puff spielen" als scheinheilige Ausrede ein, wenn sie in Wahrheit ein Freudenhaus aufsuchten. Die verschlüsselte Bedeutung wurde schnell entlarvt und übertrug sich auf das Wort "Puff", das seither als Synonym für Bordell verstanden wird.

Ein Stein im Puffbrett

Vom Brettspiel Puff leitet sich übrigens auch eine weitere Redewendung im Deutschen ab: Bei jemanden einen Stein im Brett haben geht darauf zurück, dass man auch bei dem Backgammon-Vorfahren mit seinen Spielsteinen taktieren musste. Wer die Felder richtig besetzte und den Gegner blockierte, hatte "einen guten Stein im Brett". Im übertragenen Sinn wurde dann später auch ein wichtiger Freund als "guter Stein im Brett" bezeichnet, was sich zur heutigen Formulierung weiterentwickelte.

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(mm/as)

08/15

Die Freude über ein 08/15-Geschenk ist meist nicht sehr gross - denn 08/15 ist nichts Besonderes, langweiliges Mittelmass oder abschätzig gesprochen sogar unter dem Durchschnitt. Doch warum heisst es eigentlich 08/15?

Die Redewendung geht zurück auf ein Maschinengewehr (MG), das das Deutsche Heer im Ersten Weltkrieg einsetzte. Es handelte sich dabei um ein sogenanntes Maxim-MG, das in seiner Weiterentwicklung aus dem Jahr 1908 die militärische Bezeichnung "MG 08" passend zur Jahreszahl erhielt. Als die Waffe während des Krieges weiterentwickelt wurde, fügte man entsprechend Zusätze in Form des Erscheinungsjahres hinzu (/15, /16, /17 ...), um die verschiedenen Modellvarianten unterscheiden zu können. Das MG 08/15 von 1915 war im Gegenteil zur originalen MG eine leichtere Variante, die dadurch von der Infanterie eingesetzt werden konnte und grosse Verbreitung fand.

Zu seiner heutigen Bedeutung kam 08/15 durch die täglichen, eintönigen Übungen an der Waffe. Unter Soldaten wurde 08/15 demnach zum Sinnbild für langweilige Routinen und sinnlosen Drill, wie sie im preussisch geprägten Militär an der Tagesordnung waren. Auf diese Weise fand die Verwendung schliesslich Einzug in den deutschen Sprachgebrauch.

Als die MGs von der Wehrmacht auch im Zweiten Weltkrieg teilweise eingesetzt wurden, waren sie schon veraltet. Daher erhielt 08/15 die zusätzliche Bedeutung von veralteter, überholter Massenware.

08/15 als Roman und Film

Massgeblich zur Verbreitung des Begriffes trug die gleichnamige Roman-Trilogie ("08/15 in der Kaserne", "08/15 im Krieg" und "08/15 bis zum Ende") des ehemaligen Wehrmachtsoffiziers Hans Hellmut Kirst aus dem Jahr 1954 bei. Dessen Hauptfigur, der Soldat Herbert Asch, schlägt sich mit cleveren Tricks und Streichen immer wieder gegen fragwürdige Vorgesetzte und den unsinnigen, militärischen Drill durch.

Noch im gleichen Jahr begann die Verfilmung der kommerziell erfolgreichen Romane in drei Teilen. Die Rolle des Herbert Asch verhalf Schauspieler Joachim "Blacky" Fuchsberger zum Durchbruch. Für Mario Adorf, der in den Filmen eine Nebenrolle hatte, war es der erste Auftritt vor der Kamera.

(mm/ah)

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Die Ohrfeige

Eine saftige Ohrfeige zum Nachtisch – das klingt eigentlich lecker. Dennoch wird man sie in keinem Restaurant als Dessert anbieten. Kein Wunder: Denn wie Sie wahrscheinlich wissen, versteht man unter einer Ohrfeige einen Schlag mit der flachen Hand auf die Wange. Doch was hat die Feige damit zu tun?

Sprachforscher sind sich bei der Herkunft nicht sicher. Eine Vermutung ist, dass der Bestandteil -feige sich im übertragenen Sinn auf die Schwellung beziehen könnte, die der heftig Geohrfeigte durch den Schlag davontragen kann. Deren Form und Grösse der Schwellung erinnern an die Frucht.

Die Feige wäre in diesem Sinne nicht die einzige Frucht, vor der man sich fürchten müsste. Im Österreichischen existiert gleichbedeutend für ohrfeigen das Wort dachteln. Der Ursprung ist hier die Dattel.

Alternativ wird -feige aber auch vom Wort fegen abgeleitet. Hier wird als Herkunft das alt-niederländische oorvijg und das spätere oorveeg angenommen, in dem sich veeg für Hieb, Schlag oder Streich verbirgt.

Eine Ohrfeige zur Grundstückssicherung

Im täglichen Sprachgebrauch begegnet uns die Ohrfeige indirekt auch in der Redewendung sich etwas hinter die Ohren schreiben. Diese geht auf einen mittelalterlichen Rechtsbrauch zurück, der bei der Festlegung neuer Grundstücksgrenzen angewandt wurde.

So brachten beide Parteien ihre Kinder zu den Verhandlungen mit und versetzten ihnen an den neuen Grenzpunkten einige Ohrfeigen. Auf diese Weise wollte man sicher gehen, dass sich auch die nächsten Generationen an den genauen Verlauf der gezogenen Grenzen erinnerten. Die Grenzlinien wurden also den Kindern hinter die Ohren geschrieben.

(mm/ah)
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