Menschen, die sich vor Hunden fürchten, tun das offenbar zurecht: Denn die Tiere beissen ängstliche Menschen häufiger, wie eine neue Studie zeigt.
Britische Forscher haben untersucht, welche Menschen von Hunden gebissen werden und haben dabei interessante Muster identifiziert. Einer neuen Studie zufolge werden Männer häufiger von Hunden attackiert als Frauen. Ängstliche Menschen werden eher gebissen als emotional stabile.
Datenlage bisher dünn
21 Hunde-Attacken auf Menschen gingen in Grossbritannien in den vergangenen zehn Jahren tödlich aus. Der Gesetzgeber hat dort in der jüngsten Zeit die Regeln für Hundehalter deutlich verschärft, um solche Angriffe zu verhüten.
Doch die wissenschaftliche Datenbasis für gesetzgeberische Entscheidungen war bislang relativ dünn. Darum hat ein Forscherteam um Dr. Carrie Westgarth von der University of Liverpool eine breit angelegte Studie durchgeführt, um zu ermitteln, wie oft und unter welchen Umständen Menschen von Hunden gebissen werden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin "Journal of Epidemology & Community Health".
Bisherige Statistiken über Hundebisse basieren auf der unvollständigen Erfassung in Krankenhäusern. Westgarth und ihr Team wollten jedoch ermitteln, wie häufig Hundebisse tatsächlich vorkommen und dabei auch Fälle berücksichtigen, in denen die Opfer nicht im Krankenhaus behandelt wurden.
Studie erhebt umfangreiche Daten über Hundebisse
Dabei war es ihr Ziel, neben der Häufigkeit auch Daten über die Umstände und das Verhältnis zwischen Hund und Opfer sowie demografische Informationen zu erheben.
Sie befragten 694 Menschen in 385 Haushalten in Cheshire, ob und wie oft sie in ihrem Leben von Hunden gebissen wurden, ob sie selbst Hundehalter sind, ob sie den Hund kannten, der sie biss. Dazu erhoben sie auch demografische Daten und Informationen über die Gesundheit und die Persönlichkeit der Befragten.
Manche Ergebnisse der Studie waren überraschend. Bislang wurde angenommen, dass die häufigsten Attacken auf Menschen durch Hunde erfolgen, die im direkten Umfeld des Opfers leben. Aufgrund dieser Annahme gab es eine Gesetzesänderung in Grossbritannien, die Halter auch für Angriffe haftbar macht, die sich auf ihrem eigenen Grundstück ereignen.
Die Untersuchung zeigt jedoch, dass die Menschen in den meisten Fällen die Hunde nicht kannten, von denen sie gebissen wurden. Das trifft der Studie zufolge in knapp 60 Prozent der Fälle zu.
Auch die Gesamthäufigkeit von Hundebissen ist überraschend hoch: Ein Viertel aller Befragten gab an, mindestens einmal im Leben von einem Hund gebissen worden zu sein.
Männer wurden demnach fast doppelt so oft gebissen wie Frauen. Menschen, die zum Befragungszeitpunkt selbst mehr als einen Hund hielten, hatten mehr als dreimal so häufig Hundeattacken erlebt als Menschen, die selbst keine Hundehalter waren.
Hundebiss-Risiko auch von Persönlichkeit abhängig
Die Persönlichkeit beeinflusst den Wissenschaftlern zufolge ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, von einem Hund gebissen zu werden. Teil der Untersuchung war ein sogenannter "Big Five"-Test, in dem fünf grundlegende Persönlichkeitsmerkmale der Befragten ermittelt werden.
Bei Menschen, die Antworten gaben, die auf Unsicherheit, Ängstlichkeit und mangelnde emotionale Stabilität schliessen lassen, war die Häufigkeit der Hundebisse signifikant höher.
Die Forscher empfehlen daher in ihrem Resümee, dass Präventionsmassnahmen zur Eindämmung von Hundeattacken auch die Verhaltensweisen von ängstlichen Menschen im Umgang mit Hunden berücksichtigen sollten. (ada)
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