Ein neuer Kollege hat sich im Büro vorgestellt oder Sie haben am Wochenende eine nette Bekanntschaft gemacht, aber Sie wissen nicht mehr, wie die Person heisst: Vielen Menschen fällt es schwer, sich Namen zu merken. Warum ist das eigentlich so? Wir haben mit einem Experten darüber gesprochen und geben Tipps, wie man sein Namensgedächtnis trainieren kann.

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Das Aussehen oder speziell das Gesicht eines Menschen bleibt einem meist auch bei kurzem Aufeinandertreffen in Erinnerung, nur der Name, der ist häufig schnell wieder vergessen. Doch das ist gar nicht so ungewöhnlich, denn das menschliche Gehirn kann abstrakte Begriffe wie Namen nicht so gut verarbeiten.

"Im Gehirn gibt es eine Region, die dafür zuständig ist, Gesichter zu verarbeiten. Für Namen gibt es das nicht", sagt Josef Kessler, Diplom-Psychologe und Leiter der Arbeitsgruppe Neuropsychologie an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln.

Dass man sich Namen schlechter merken kann als Gesichter, hängt auch mit der Entwicklung des Menschen zusammen.

"Man muss eine Zeitreise zurückmachen an den Anfang der Evolution des Menschen. Zuerst gab es das Aussehen und die Gesichter, über die sich Mitglieder einer Sippe identifiziert haben. Irgendwann gab es die Notwendigkeit zur Differenzierung der Menschen, weil die Gruppengrösse unüberschaubar wurde. Namen sind also etwas, das erst durch Sprache später hinzugekommen ist," sagt Kessler im Gespräch mit unserer Redaktion.

Ein gutes Namensgedächtnis

Auch der emotionale Bezug oder die Bedeutung, die eine Person für einen hat, spielt eine Rolle dabei, ob sich deren Namen im Gedächtnis einprägen. Deshalb haben viele Menschen Probleme damit, sich Namen von Personen zu merken, die sie nur wenige Minuten kennen. Denn in kurzer Zeit ist es schwer, einen emotionalen Bezug aufzubauen.

"Manche Namen können sehr emotional belegt sein, dann merkt man sie sich leichter. Zu anderen Namen hat man möglicherweise keinen Bezug, diese vergisst man schneller wieder", erklärt der Experte.

Wie gut das Namensgedächtnis ausgeprägt ist, kann auch mit der Förderung im Kindesalter und einem entsprechenden Training zusammenhängen. Denn mit kleinen Tricks, ist es möglich das Gehirn zu unterstützen und ihm das Erinnern zu erleichtern.

"Hirngesunde Menschen haben Potenzial, sich durch Training Namen besser zu merken", sagt Kessler. Ein beliebter Trick ist es, einen Namen mit einer bestimmten Assoziation oder einem gedanklichen Bild zu verknüpfen. Denn das Gehirn arbeitet vor allem mit Bildern und kann sich diese besser einprägen als abstrakte Begriffe.

Eselsbrücken für ein besseres Namensgedächtnisses

Für den normalen Alltag ist es ausreichend auf klassische Merktricks zurückzugreifen, ein aufwendiges Namensgedächtnis-Training ist in der Regel nicht notwendig.

"Wir werden täglich mit Informationen überhäuft, aus diesem Strom an Neuigkeiten muss das Gehirn Dinge herausfiltern und die Notwendigkeit der Abspeicherung einschätzen. Es kann deshalb sehr hilfreich sein, sich etwas bildlich vorzustellen oder sich zu einem Namen eine lebhafte Geschichte auszudenken, das erhöht die Verarbeitungstiefe", erklärt der Experte.

Eine Methode ist zum Beispiel: Stellt sich einem also eine bisher unbekannte Person namentlich vor, rät Kessler dazu, selbst eine Wertung vorzunehmen, ob es sich um den Namen einer Person handelt, die in Zukunft wichtig sein könnte oder ob es nur ein höfliches Vorstellen von Personen ist, die man möglicherweise nicht wieder sehen wird.

Handelt es sich um den neuen Arbeitskollegen oder die neuen Nachbarn, mit denen man auch in Zukunft Kontakt haben wird, wiederholt man ihre Namen am besten direkt bei der Begrüssung. Je öfter man den Namen des neuen Gesprächspartners laut ausspricht, desto schneller prägt er sich ein.

Ausserdem gibt es die Möglichkeit, sich eine Eselsbrücke im Kopf abspeichern, zum Beispiel Herr Huber mit der roten Tasche oder den Namen mit einer Erinnerung an etwas verknüpfen. Je seltsamer oder abwegiger das im Kopf erzeugte Bild ist, desto leichter fällt das Merken übrigens, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Über den Experten: Professor Dr. Josef Kessler ist Diplom-Psychologe und Leiter der Arbeitsgruppe Neuropsychologie an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln. Die Neuropsychologie beschäftigt sich mit den Funktionen des Gehirns, zum Beispiel mit dem Gedächtnis, dem Sprachvermögen und den motorischen Fertigkeiten. Forschungsschwerpunkte an der Uniklinik Köln sind unter anderem neuronale und kognitive Plastizität, die Diagnostik kognitiver Defizite bei neurologischen Erkrankungen und neuropsychologische Trainings.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Professor Dr. Josef Kessler, Diplom-Psychologe und Leiter der Arbeitsgruppe Neuropsychologie an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Uniklinik Köln
  • Ärztezeitung „Hirntraining bei schlechtem Namensgedächtnis"
  • Memotechnik zum Namen merken von Werner Stangl
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