Die Redewendung "sich etwas hinter die Ohren schreiben" bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch das Einprägen und Behalten einer wichtigen Information oder Lehre. Es impliziert, dass das Gesagte so wichtig ist, dass man es nicht vergessen darf. Was über die Redensart bekannt ist.
"Sich etwas hinter die Ohren schreiben" hat eine tiefe kulturhistorische Bedeutung, die über das blosse Einprägen von Informationen hinausgeht. Seine Ursprünge liegen im mittelalterlichen Rechtswesen, wo das "Hinter-den-Ohren-Schreiben" eine einprägsame Gedächtnisstütze für Zeugen war, die oft Kinder oder Jugendliche waren.
Dieser Brauch, bekannt als testes per aures tracti (lateinisch für "an den Ohren gezogene Zeugen"), diente dazu, wichtige rechtliche Vereinbarungen dauerhaft im Gedächtnis zu verankern. Das physische Ziehen an den Ohren, manchmal verbunden mit Ohrfeigen oder Geschenken, sollte die Erinnerung an den Vertragsinhalt verstärken, wie z. B. der "Duden" erklärt.
Die Redewendung "Schreib dir das hinter die Ohren!" geht auf Jahrhunderte alte Prinzipien zurück
Dieses Verfahren spiegelt die mittelalterliche Praxis wider, in der schriftliche Dokumentationen selten und teuer waren. Bei Rechtsstreitigkeiten wurden daher häufig ältere Personen befragt, die sich niet- und nagelfest an die in ihrer Jugend getroffenen Vereinbarungen erinnerten. Die Verbindung mit physischen Erinnerungshilfen zeigt, wie wichtig diese rituellen Handlungen für die Bewahrung von Wissen und Rechtstraditionen waren.
Der Rechtsphilosoph Christian Thomasius (1655-1728) lieferte eine weitere Deutung, die in den abergläubischen Vorstellungen der Zeit wurzelte. Er brachte das Sprichwort mit der Schädel- und Säftelehre in Verbindung, nach der ein Aderlass hinter den Ohren Unfruchtbarkeit bewirken sollte. Diese drastische Massnahme hinterliess bei den Betroffenen einen bleibenden Eindruck, vergleichbar mit einem unauslöschlichen Schriftzug hinter den Ohren.
Artverwandte Sprichwörter:
"Das geht zum einen Ohr rein, zum anderen raus" – Dieses Sprichwort beschreibt eine Situation, in der jemand Informationen hört, aber sofort wieder vergisst oder ignoriert, im Gegensatz zum bewussten Merken.
"Aus Schaden wird man klug" – Hier wird betont, dass negative Erfahrungen oft zu einer besseren Einsicht und Lernprozessen führen, was die Bedeutung von persönlicher Entwicklung durch Erfahrung unterstreicht.
"Lehrjahre sind keine Herrenjahre" – Dieses Sprichwort bringt zum Ausdruck, dass die Lern- oder Ausbildungsphase oft mit Mühen und Herausforderungen verbunden ist, die jedoch für die persönliche und berufliche Entwicklung notwendig sind.
"Wiederholung ist die Mutter der Weisheit" – Dieses Sprichwort unterstreicht die Bedeutung der Wiederholung beim Lernprozess, ähnlich dem Einprägen wichtiger Informationen, um sie zu behalten.
"Wer nicht hören will, muss fühlen" – Hier wird die Idee vermittelt, dass diejenigen, die Ratschläge oder Warnungen ignorieren, die Konsequenzen ihrer Handlungen selbst erfahren müssen, was ebenfalls die Bedeutung der Aufmerksamkeit und des Lernens aus Erfahrungen hervorhebt.
Gibt es eine Redewendung, von der Sie schon immer wissen wollten, woher sie kommt oder wie sie entstand? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „Redewendung“ an redaktion@1und1.de – und lesen Sie vielleicht schon bald die Antwort in einem neuen Artikel! © 1&1 Mail & Media/spot on news
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.