Chinas Wirtschaft erobert immer mehr Märkte. Das Reich der Mitte hat sich zum weltweit grössten Obst- und Gemüseproduzenten entwickelt. Oftmals befinden sich chinesische Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln, ohne dass dies gekennzeichnet wird. Das ORF-"Weltjournal+" widmete sich Produktion und Export von Tomaten, die von China aus in die ganze Welt geliefert werden.

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China ist der grösste Lieferant von Agrarprodukten für Italien. Italienische Pomodori stammen oftmals nicht mehr aus Italien, sondern aus China, ohne dass der Kunde davon weiss. Denn sobald ein Lebensmittel in Europa verarbeitet wird, entfällt die Pflicht, die Rohware nach der Herkunft zu kennzeichnen.

Das ORF-"Weltjournal" widmete dem Thema am Mittwochabend zwei Reportagen mit den Titeln "China - Die neue Weltmacht" und "Tomate global - Pomodori aus China".

Für die Händler seien chinesische Tomaten ein gutes Geschäft, berichtet der ORF, schliesslich arbeiten die Chinesen mit viel niedrigeren Lohnkosten, und auch die Umweltauflagen sind weniger streng. Und so überschwemmt China Europa mit Lebensmittel, die qualitativ oft fragwürdig sind oder Zusatzstoffe enthalten, die nicht gekennzeichnet werden.

Tomaten ausschliesslich für den Export

In der chinesischen Küche selbst wird Tomatensosse kaum verwendet. Die erzeugte Tomaten-Paste ist daher grossteils für den Export nach Europa und Afrika bestimmt. China ist weltweit die Nummer zwei in der Tomatenproduktion. Der Preis der Tomaten-Produkte ist niedrig, da die Lohnkosten gering sind. So bekommen Saisonarbeiter im Gebiet Xinjiang zirka einen Cent pro Kilogramm geernteter Tomaten.

Der chinesische Marktführer, die Cofco Tunhe Group, beliefert 130 Staaten in aller Welt mit Tomaten-Paste. Abnehmer der billigen Ware sind auch grosse Konzerne wie Heinz, Unilever oder Nestle, die die chinesischen Tomaten zu Produkten wie Ketchup oder Tomaten-Sugo weiterverarbeiten.

Know How aus Italien

Die Geräte zur Verarbeitung von Tomaten stammen aus Parma. "Italien hat uns das Know How angeboten. Man hat uns gezeigt, wie man effizient produziert. Die Italiener haben alles organisiert", erklärt der Tomaten-Produzent General Liu Yi gegenüber dem ORF.

Dank des Technologietransfers ist China heute der grösste Exporteur des sogenannten „rotes Goldes“. Jedes Jahr verlässt etwa eine Million Tonnen des Tomatenkonzentrats den Hafen von Changji - unter andrem nach Italien.

In Italien wird das chinesische Konzentrat weiterverarbeitet, indem man es mit Wasser verdünnt und Salz beigibt. Diese Konserven werden dann nach Afrika, den Nahen Osten und Europa exportiert. So entsteht der Eindruck, man isst eine Sauce, deren Tomaten in der italienischen Sonne gereift sind. Oft ist nichts italienisch an den Produkten ausser der Name auf der Verpackung. Die Herkunft der Tomaten wird nicht deklariert.

Fragwürdige Qualität

Auch die Reinheit des Produktes lässt zu wünschen übrig. Denn oft besteht die Tomatenpaste aus China lediglich zu 45 Prozent aus Tomaten. Der Rest sind Zusatzstoffe wie Sojabohnen, Malzzucker, Stärke und Farbstoffe, was oft nicht auf der Verpackung angegeben wird. Diese Zusatzstoffe werden verwendet, da sie billiger als Tomaten sind und so die Produktionskosten weiter verringert werden.

Ein weiteres Problem sind Pestizide und Schwermetalle. Lebensmittel aus China fallen bei Kontrollen besonders häufig negativ auf, denn der Einsatz von Pestiziden gehört in China zum Alltag.

Zukunftsmarkt China

Jedes Jahr steigt der weltweite Bedarf an Tomaten um fast drei Prozent an. Sollten in Zukunft auch die Chinesen selbst Tomatenprodukte konsumieren, wird die Nachfrage explodieren.

"Ich glaube, in spätestens fünf, sechs Jahren, wenn die nachkommende Generation beginn, Fastfood zu essen und sich der Lebensstandard in China heben wird, dann werden Tomatenprodukte auch die chinesischen Märkte erobern", so General Liu Y, "in Korea und Japan liegt der durchschnittliche Verbrauch an Tomaten bereits bei acht bis neun Kilogramm pro Kopf und Jahr, in Deutschland und den USA bei zehn. Stellen Sie sich vor, diese Menge würden 1,3 Milliarden Chinesen zu sich nehmen. Aus diesem Grund sehe ich eine sehr vielversprechende Entwicklung für unsere Geschäfte".

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