"Our World Is Kind"-Fotowettbewerb: Sieben Bilder für die Seele - und eine Vision

Sehen Sie die Neugier und stille Freude dieses philippinischen Jungen? Sein Vater hilft dem blinden Sohn, "Kunst durch Berührung und Vertrauen zu erleben", wie der Fotograf Ramon Castillo es beschreibt. In dem Blick des Jungen erkennt er "die Schönheit, die er in sich spürt, auch wenn er nicht sehen kann". Mitmenschlichkeit könne Türen zu ungesehenen Welten öffnen, Einfühlungsvermögen dunkelste Wege erhellen. "Kindness" (lose übersetzt: Freundlichkeit, Menschlichkeit, Herzenswärme) bedeute für diesen Jungen nicht nur, das Papier unter seinen Händen zu spüren. Sondern die Liebe neben ihm.

Wie magisch ist doch Freundschaft zwischen Menschen und Tieren. Überall auf der Welt könnte man wohl solch eine hinreissende Szene beobachten, in die Fotograf Ramazan Cirakoglu den Betrachter mit hineinholt. Und so schreibt er selbst über sein Bild, das in der Türkei entstand: "Ich kann das Pferd fast wiehern hören."

So ergreifend wie das Bild sind die Worte des Fotografen aus Bangladesch, der hier einen rührenden Moment zwischen den Generationen und zugleich einen starken visuellen Kontrast beschreibt: Neben der kindlichen Unschuld symbolisieren die tiefen Linien in den Händen "ein Leben voller Erfahrung, Fürsorge und Entbehrungen, während der ruhige Ausdruck des Kindes Vertrauen und Trost vermittelt. Die sanfte Berührung der Hand des Älteren spiegelt eine unausgesprochene Verbundenheit wider und zeigt, dass Mitmenschlichkeit nicht immer laut sein muss. Manchmal liegt sie in einfachsten Gesten. Liebe und Fürsorge gehen über Worte hinaus, wir erleben sie durch Berührung und Anwesenheit. Das möchte ich zeigen und über die Schönheit menschlicher Beziehungen und die stille Kraft von 'Kindness' reflektieren, die von einer Generation an die nächste weitergegeben werden."

Wir finden uns in Myanmar wieder und erleben Dramatik, aber auch Hoffnung hautnah. Yoe Yars Kommentar zum Bild "Suffering Forest Fire: "Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels sind Waldbrände immer häufiger und heftiger geworden. Ein älterer Mann, der in einem abgelegenen Waldgebiet lebte, sass in der Falle, während sich ein Waldbrand rasch seinem Haus näherte. Nur dank der Bemühungen des Rettungsteams konnte er gerettet werden."

Eine Glasscheibe trennt die beiden, aber diesem Akt der Mitmenschlichkeit kann man sich kaum entziehen. Ein Ehrenamtlicher besucht hier ein Kind in einem ägyptischen Krankenhaus, "um sein Herz mit Wärme und Freude zu füllen", wie die Fotografin Zienab Adel dazu schreibt.

Ehrenamtliche des WWF Indonesien versuchen, sechs von zehn Pottwalen zu retten, die am Strand von Ujong Kareung in der Provinz Aceh gestrandet waren. "Nach zweitägigen Rettungsbemühungen wurden die sechs Wale erfolgreich in tiefe Gewässer zurückgebracht, während die übrigen vier an Dehydrierung und Funktionsstörungen der inneren Organe starben", erklärt Fotografin Fahreza Ahmad den Hintergrund zu diesem Bild. Seit 1800 waren Pottwale zwei Jahrhunderte lang Zielscheibe der kommerziellen Jagd – eine der vielen Ursachen für den Rückgang der Pottwalpopulation auf der ganzen Welt. 1986 trat ein Walfang-Moratorium für die kommerzielle Jagd auf Pottwale in Kraft.

Erstmals konnten beim Wettbewerb "Our World Is Kind" in der neuen Kategorie "Inner Visions" (Innere Visionen) auch KI-generierte Bilder eingereicht werden. Der Sieger will zeigen, wie "Kindness" in den Tiefen des Ozeans aussehen kann: Ein Taucher reicht der Meereswelt eine helfende Hand, indem er den Müll der Menschen entfernt. "Eine Meeresschildkröte schwimmt in der Nähe, ein stiller Zeuge der Fürsorge und des Schutzes. Das Sonnenlicht dringt durch das Wasser und beleuchtet das lebendige Korallenriff, ein Zeugnis für die zerbrechliche Schönheit unserer Ozeane", schreibt der philippinische Fotograf und Künstler Reu Dawner Flores dazu. "Dieses Foto symbolisiert die Harmonie zwischen Mensch und Natur und zeigt, wie kleine Taten der Freundlichkeit zur Erhaltung der empfindlichsten Ökosysteme unseres Planeten führen können."

Das Siegerfoto verewigt einen Moment der Liebe zwischen zwei älteren Menschen, die in Myanmar in Armut leben, und ihrem Enkelkind. Die Worte der Fotografin Si Thu Ye Myint sind universell: "Grosseltern weben einen Teppich aus Liebe, Geduld und Verständnis und nähren die Seele ihres Enkelkindes. Grosseltern pflanzen die Saat der Güte in das Herz ihres Enkelkindes und beobachten, wie es zu einem wunderbaren Menschen erblüht."