Zwischen Heiligabend und den Heiligen Drei Königen liegen die Rauhnächte. Viele Bräuche und Traditionen ranken sich um diese Zeit. Eine Übersicht.

Mehr zum Thema Gesellschaft & Psychologie

Momentan befinden wir uns in den Rauhnächten oder auch, ohne "h" geschrieben: Raunächten. Generell wird mit diesem Begriff die Zeit zwischen den Jahren bezeichnet, wobei die Rauhnächte für gewöhnlich von Heiligabend bis zum 6. Januar gezählt werden. Es gibt jedoch viele regionale Unterschiede.

Die Rauhnächte: Eine alte, heidnische Tradition

Die Vorstellungen und Bräuche rund um die Rauhnächte stammen aus einer Zeit vor dem Christentum. Historiker vermuten, dass die Menschen in damaligen Zeiten ohne Elektrizität einen äusserst dunklen Winter erlebten. Familien und Haushalte sassen in den langen Nächten der Rauhnächte - kurz nach der Wintersonnenwende - vermutlich beisammen, erzählten sich Geistergeschichten, und beachteten die Bräuche und Regeln, die für diesen Zeitraum galten, während draussen in der Dunkelheit der Wind heulte und Stürme tobten. Das "raue Wetter" liefert dann auch gleich eine mögliche Erklärung für den Begriff "Rauhnächte".

Im althergebrachten Gedankengut war in den Rauhnächten die Barriere zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt der Geister und Dämonen besonders durchlässig. Viele Erzählungen handeln von Frau Percht (oder Perchta), Frau Holle oder der Gottheit Wotan - auch bekannt als Odin - und seiner Wilden Jagd, die in dieser Zeit über den Himmel rasten. Auch Tiere sollten in diesen Nächten sprechen können.

Lesen Sie auch: Die Tradition des Fastens: ein weltweites Phänomen

Die Rauhnächte liegen auch zwischen den Jahren, damit in einer Zeit, in der das Alte endet und das Neue beginnt. Daher waren und sind die Rauhnächte auch eine Periode, die Menschen zur Besinnung nutzen, in der sie Rückschau halten und sich auf das kommende, neue Jahr einstellen. In diesem Zusammenhang sind auch eine Reihe von Bräuchen entstanden.

Reinigung durch Räuchern

In den zwölf Rauhnächten hielt sich der Brauch, das eigene Heim durch das Abbrennen von Hölzern, Kräutern oder Harzen wie Salbei, Myrre, Weihrauch oder Sandel- sowie Zedernholz von negativen Energien zu befreien, wie es bei "National Geographic" heisst. Durch das Verbrennen der Räuchermischungen sollten etwa böse Geister vertrieben, aber auch positive Energie für das darauffolgende Jahr geschöpft werden.

Ein Blick in die Zukunft

Die Zeit zwischen den Jahren sollte auch einen mystischen Blick auf die darauffolgenden zwölf Monate ermöglichen. Daher kamen Rituale wie Orakel oder andere Arten der Wahrsagerei zum Einsatz - ein Brauch, der sich auch heute noch in Form des Bleigiessens oder, in modernerer Ausprägung, des Zinn- und Wachsgiessens gehalten hat.

Träume sollen Informationen über das kommende Jahr liefern

Auch Träume sollen in den Rauhnächten einen Ausblick auf das kommende Jahr ermöglichen, weshalb es beliebt war und ist, in dieser Zeit ein Traumtagebuch zu führen. Darin vermerkt man direkt nach dem Aufwachen, was man geträumt hat, wobei besonders auf Symbole, sich wiederholende Muster und spezielle Gefühle zu achten ist.

Hier gilt, dass der Traum der ersten der Rauhnächte einen Ausblick auf den ersten Monat des darauffolgenden Jahres liefern soll, der Traum der zweiten Nacht auf den zweiten Monat und immer so weiter.

Wünsche für das kommende Jahr

Auch hält sich die Tradition, dass Menschen am Anfang der Rauhnächte 13 Wünsche für das folgende Jahr auf 13 Zettel schreiben. Wichtig dabei ist, die Wünsche so zu formulieren, als wären sie schon eingetreten. Wer sich Gesundheit wünscht, sollte daher schreiben: "Ich bin gesund".

Ab der Nacht vom Heiligabend wird dann jeweils einer dieser Wünsche gezogen und in einer Feuerschale verbrannt. Die Wünsche dürfen nicht gelesen werden. Diese Wünsche sollen sich im darauffolgenden Jahr erfüllen - wobei ein jeder den 13. Wunsch selbst erfüllen muss. Hier helfen keine höheren Mächte oder das Universum.

Perchtenläufe

In Süddeutschland und Österreich sind in den Rauhnächten auch heute noch Perchtenläufe sehr beliebt. Hierbei tritt eine kostümierte Frau Percht (auch bekannt als Frau Holle) samt ihrem Gefolge auf. Die maskierten Tänzer und Musiker halten in ihren Pelzumhängen eine Prozession ab, begleitet von Trommeln, Glocken und ähnlichem. Das soll böse Geister vertreiben. Dieser Brauch hat sich in abgewandelter Form bis in unsere Zeit gehalten und lässt sich in unserem heutigen Silvesterfeuerwerk wiederfinden, das ebenfalls Geister vertreiben soll.

Andere althergebrachte Regeln der Rauhnächte

Neben diesen Bräuchen, die sich auch heute noch praktizieren lassen, galten viele weitere andere Regeln für die Rauhnächte. So durfte etwa keine Wäsche gewaschen und anschliessend aufgehängt werden, denn die Geister könnten sich darin verfangen und dann für immer bleiben.

Morgens sollte zudem nicht gepfiffen werden, denn das könne Unglück bringen. Haare und Nägel durften in den Rauhnächten ebenfalls nicht geschnitten werden. Daneben finden sich viele weitere Bräuche, die heute grösstenteils nur noch als Aberglaube gelten.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.