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Immer nett sein, anderen helfen und bloss nicht egoistisch wirken: Das sind die Verhaltensweisen, die unter "People Pleasing" (zu Deutsch: Menschen gefallen, andere zufriedenstellen) zusammengefasst werden. Gut erzogen, könnte man sagen. Doch das Nett sein hat seinen Preis. Falls Sie auch zu den Menschen gehören, die es immer allen recht machen wollen, können wir Ihnen zeigen, wie Sie auch mal "Nein" sagen.
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Doch woher kommt der Drang, anderen gefallen und von seinen Mitmenschen gemocht zu werden? Oft liegt der Ursprung in der Kindheit. Sind Eltern sehr streng oder gar unberechenbar, versuchen Kinder, möglichst nicht anzuecken. Dadurch hoffen sie, sich Liebe und Anerkennung von Mama oder Papa "zu verdienen". Oft brennt sich diese Verhaltensweise in die Persönlichkeit ein.
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Wenn sie ihre Bedürfnisse zeigen und äussern, wird ihnen diese Liebe weggenommen - das haben People Pleaser von klein auf gelernt. Auch Erfahrungen wie Mobbing oder eine schmerzhafte Trennung, für die sich das Kind verantwortlich fühlt, kann eine solche Verhaltensweise fördern. Bemerkenswert ist, dass vor allem Mädchen und Frauen zum People Pleasing tendieren.
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Übrigens, ob die Anerkennung und das positive Feedback von der Familie, den Freunden, dem Partner oder im Arbeitsumfeld stattfindet, ist erstmal zweitrangig. Selbst völlig fremde Menschen, die Likes auf Social Media hinterlassen, können den Drang nach Gefallen wollen des People Pleasers erfüllen.
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Aber was ist eigentlich so schlimm daran, nicht anecken zu wollen? Gemocht werden, geliebt werden, dazuzugehören, liegt doch schon rein evolutionsbedingt in unserer Natur? Stimmt, ein Anteil "People Pleaser" steckt in den meisten von uns.
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Anzeichen dafür, dass auch Sie schwer "Nein" sagen können bestehen etwa darin, dass Sie stets Ihre Bedürfnisse hinten anstellen. Oder etwa, wenn Sie konfliktscheu sind und zur Vermeidung eines Streits klein beigeben.
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Oder aber es fällt Ihnen schwer, anderen Grenzen aufzuzeigen und Sie fühlen sich stattdessen für die Gefühle von anderen verantwortlich. Eventuell lassen Sie sich auch immer von derselben Person verletzen und können nur schwer mit Kritik, Enttäuschungen, Verlust und Ablehnung umgehen. Geraten Sie doch mal in einen Konflikt, sind sie es, der in der Regel klein beigibt.
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Wer sich selbst und seine Bedürfnisse immer wieder vernachlässigt, leidet auf Dauer unter dieser Verhaltensweise. Nicht selten kommt das Gefühl hoch, sich permanent zu verstellen, die eigene Meinung herunterzuschlucken und Grenzen zu ignorieren. Das mindert das ohnehin schon geringe Selbstwertgefühl weiter. Zudem steigt das Risiko für Burnout, Angststörungen oder Depressionen.
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Das ungesunde "Gefallen wollen" zu beenden und zur eigenen Stärke zu finden, gelingt nicht von heute auf morgen. In ihrem Buch "People Pleasing" rät die Psychologin Ulrike Bossmann etwa, sich vorzunehmen, an einem Tag in der Woche nicht allen gefallen zu wollen. Allein der Vorsatz würde das schlechte Gewissen minimieren, seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen.
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Besonders schwerfällt es People Pleasern, "Nein" zu sagen. Umso entscheidender ist es, sich darin zu üben. Fragen Sie sich in dem Moment am besten: Will ich das wirklich? Habe ich die Zeit und die Energie dafür? Werden diese Fragen mit Nein beantwortet, dann äussern Sie das gegenüber Ihren Mitmenschen. Sagen Sie ruhig mal freundlich, aber bestimmt: "Das will ich nicht, vielleicht ein anderes Mal."
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Wenn Sie Nein sagen, rechtfertigen Sie sich nicht dafür. Und lassen Sie sich vor allem nicht wieder vom Gegenteil überzeugen. Wenn Sie klar, bestimmt und freundlich Ihre Grenzen setzen, werden Sie merken, dass ein "Nein" weitaus weniger negative Reaktionen hervorruft, als Sie denken.
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Manchmal kann es auch helfen, sich in einer Entscheidungssituation "Ja" oder "Nein" auf einen Zettel zu schreiben und zu prüfen: "Was ist besser für mich? Was möchte ich wirklich?" Es geht darum sich der Entscheidung und deren Folgen selbst bewusst zu machen, anstatt einfach nur zu antworten.
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Kommt es doch zu negativen Reaktionen Ihres Gegenübers, versuchen Sie diese auszuhalten. Erinnern Sie sich immer wieder daran: Sie sind nicht für die Gefühle anderer verantwortlich, sondern nur für Ihr eigenes Wohlbefinden.
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Wer selbst in schwierigen Situationen zu sich steht, der fördert das eigene Selbstvertrauen. Ab und an kann es aber dennoch helfen, sich Verbündete zu suchen. Ob das in Form von professioneller, therapeutischer Hilfe ist oder durch Freunde und Familie, hängt unter anderem davon ab, wie sehr Sie ihr Verhalten belastet.
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Gerade bei schwierigeren Entscheidungen kann es auch helfen, sich Bedenkzeit zu nehmen. Dadurch vermeiden Sie, sich zu einem "Ja" überrumpeln zu lassen und reflexartig zu etwas zuzusagen, wozu Ihr Bauch eigentlich "Nein" sagt. Durch die Bedenkzeit verschaffen Sie sich ausserdem die Möglichkeit, die Entscheidung per Textnachricht oder E-Mail mitteilen zu können. Schriftlich fällt das "Nein" deutlich einfacher.
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Bei all dem führen Sie sich immer vor Augen, dass People Pleasing nur selten zum erwünschten Erfolg verhilft. Sich permanent aufzuopfern, bringt kaum die Liebe und Anerkennung, nach der man sich sehnt. Im Gegenteil. Wenn Sie Ihre Bedürfnisse und Ihre Grenzen kennen und klar kommunizieren, dann kommt das bei anderen meist gut an. Vor allem aber gefallen Sie sich selbst besser....