• Ein Buch lesen, im Wald spazieren gehen, mit Freunden einen Kaffee trinken: Schöne Erlebnisse müssen nicht viel Geld kosten.
  • Genau darum geht es am Tag der einfachen Freuden.

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Wenn die Blätter sich im Herbst verfärben, sind Spaziergänge und Wanderausflüge in die Natur besonders schön. Der Tag der einfachen Freuden soll hervorheben, dass solch schöne Erlebnisse nicht teuer sein müssen. Er fällt immer auf den ersten Samstag im Oktober.

Man soll etwas Schönes machen, das nichts oder höchstens ein paar Euro kostet. Klingt unmöglich? Ist es aber nicht.

Gerade die kleinen Dinge im Alltag würden oft unterschätzt, erklärt die Psychologin Judith Mangelsdorf. "Mit dem bewussten Auskosten kleiner Freuden, wie einen Kaffee in der Sonne zu geniessen, geht viel Lebensqualität einher."

Die besagte Tasse Kaffee, ein kleiner Spaziergang im Park oder ein paar Seiten lesen - es gehe darum, innezuhalten und den Moment bewusst zu gestalten, sagt Mangelsdorf, die Institutsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP) ist. Denn um glücklich zu sein, benötigten wir vor allem einen bewussten Umgang mit den Freuden des Lebens.

Bewusst geniessen - und nicht nur ärgern

Ein Weg, das eigene Glücksgefühl zu beeinflussen, sei unsere Wahrnehmung zu schulen, erklärt Wissenschaftsautor Stefan Klein. Achtsamkeit sei ein Schlüsselwort, das vor allem in den östlichen Religionen eine grosse Rolle spiele. "Wir sollten mehr auf das achten, was wir tun, intensiver wahrnehmen, wie beispielsweise der Kaffee schmeckt, den wir gerade trinken, uns über die kleinen Dinge des Lebens freuen und nicht nur über die schlechten Momente ärgern", sagt Klein.

Wenn wir auch die einfachen Freuden geniessen können, hat das eine entscheidende Auswirkung auf unser Leben. "Man könnte sagen: Wer in der Lage ist, kleine Freuden zu gestalten und auszukosten, kann dadurch dem Leben anders begegnen", sagt Mangelsdorf. Das ist gerade unter grossem Stress und Druck im Alltag sehr hilfreich.

Selber kochen statt Restaurant

Zu fast allen kostspieligen Erlebnissen gibt es auch eine günstige und meist ebenso spassige Alternative. Es kann zum Beispiel genauso schön sein, das Candle-Light-Dinner zu Hause zu veranstalten und nicht ins Restaurant zu gehen. In Bibliotheken oder Buchläden kann man gemeinsam schnulzige Romane durchgehen und sich gegenseitig vorlesen. Zugegeben, in Zeiten von Corona ist das ein wenig komplizierter.

Und im Spätsommer und Herbst kann man mit Kindern (und natürlich auch ohne) Äpfel sammeln und zu Hause direkt einkochen. Das macht nicht nur Spass, sondern ist auch lecker und gesund.

Ein weiterer positiver Effekt einer solchen gemeinsamen Aktion: Nichts hat einen so entscheidenden Einfluss auf unser Glück wie die Verbundenheit mit anderen. Das hätten viele Studien im Forschungsfeld der Positiven Psychologie gezeigt, erklärt Mangelsdorf.

Zeit für andere nehmen

Warum also nicht auch anderen eine kleine Freude machen? "Ich würde mir bewusst Zeit für die Begegnung mit anderen Menschen nehmen, die mir wichtig sind", sagt die Psychologin. Oder wie wäre es, etwa der Tochter oder einem guten Freund einen Brief zu schreiben? Das Porto kostet nur 80 Cent, die Freude über einen handgeschriebenen Brief dagegen ist unbezahlbar. Oder man besucht jemanden, den man lange nicht gesehen hat, und bringt einen selbst gebackenen Kuchen mit.

Zeit mit anderen zu haben, gehört zu den wichtigsten kleinen Freuden. Wie wir unsere Zeit so füllen, dass sie uns und den Menschen um uns herum gut tut, ist allerdings höchst individuell. "Wie Sie diese am besten gestalten, hängt von Ihren persönlichen Neigungen ab", erklärt die Psychologin.

In unserer durch Beschleunigung und Digitalisierung geprägten Welt gebe es aber noch etwas, das man sich am Tag der einfachen Freuden schenken könne, sagt Mangelsdorf. "Nämlich unverplante freie Zeit für sich selbst."

Tipps zum Abschalten nach der Arbeit

Die ist bei unserem stressigen Arbeitsalltag besonders wichtig, denn einfach mal abschalten nach dem Job ist für viele Menschen leichter gesagt als getan.

Das kann zum Problem werden. Denn das Stresshormon Cortisol, das einen während der Arbeit leistungsfähig macht, wird dadurch nicht ausreichend abgebaut, wie Julia Krampitz von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement erklärt.

Es ist auf Dauer nicht gesund, wenn die Gedanken nach Feierabend ständig um die Arbeit kreisen. Nur wer abschaltet, erholt sich. Zum Glück gibt es einige Tricks, die dabei helfen:

  • Symbolischer Ausschalter: Der erste Schritt zur Erholung ist ganz einfach und dürfte manchen trotzdem Überwindung kosten - Computer und Smartphone ausschalten und auch auf eine Beschallung durch Radio oder Fernseher verzichten. Durch dieses Ausschalten lässt sich symbolisch in eine Art Ruhemodus kommen, Körper und Geist werden entlastet.
  • Gleiche Abläufe: Smartphone in die Tasche packen, Unterlagen auf den Stapel legen, Computer herunterfahren, Jacke anziehen, Kollegen verabschieden. Es hilft, den Arbeitstag immer auf die gleiche Art und Weise zu beenden. Und das auch bewusst zu tun. Dieses Ritual gibt dem Geist zu verstehen, dass jetzt wirklich Feierabend ist.
  • Persönliche Genussmomente: Nicht nur der Job strengt an, auch alltägliche Aufgaben wie die Kindererziehung, Putzen oder Amtswege können belastend sein. Umso wichtiger sind kleine Auszeiten, in denen man sich etwas gönnt, was einem wirklich gut tut - eine Tasse seines Lieblingskaffees trinken oder ganz in Ruhe ein Bad nehmen. Denn es braucht auch Selbstfürsorge, um abschalten zu können.

(spot/dpa)

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