Beinahe täglich kommen neue Trends auf TikTok auf. Der neuste nennt sich "Dopamine Menu". Er soll Personen (ironischerweise) davon abbringen, zu viel Zeit auf Social-Media-Plattformen – wie TikTok – zu verbringen. Ganz nebenbei sorgt er aber auch für alltägliche Glücksgefühle. Ein Trend, den sich vielleicht auch diejenigen zu Herzen nehmen sollten, die mit Social Media wenig am Hut haben.
Ein tägliches Menü, um sich gut zu fühlen und die kleinen Dinge im Leben wahrzunehmen und wertzuschätzen – klingt doch eigentlich ganz gut. Doch was steckt hinter dem Trend und wie gelingt er?
Wie funktioniert das "Dopamine Menu"?
Ein berufliches Erfolgserlebnis, ein romantisches Essen mit dem Partner oder der Partnerin, ein neues Auto – all diese Dinge können glücklich machen. Doch manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die uns Freude im Leben bereiten. Das kann ein gutes Buch, ein paar frische Blumen am Esstisch, ein kleiner Spaziergang oder ähnliches sein. Auf genau solche Dinge spielt das "Dopamine Menu" ab.
Denn Aktivitäten, die uns Spass machen, helfen dem Gehirn, Dopamin freizusetzen. Das Dopamin wiederum lässt uns Freude empfinden. Auch ein gelungenes Ergebnis, wie ein sauber geputztes Badezimmer, können unsere Stimmung heben und Dopamin freisetzen.
Was ist Dopamin?
- Dopamin ist ein Neurotransmitter, der beispielsweise beim Sex oder beim Essen von Schokolade ausgeschüttet wird. Er ist wichtig für unser Belohnungssystem, denn Dopamin vermittelt motivations- und antriebssteigernde Effekte – ein Mangel kann zu Depressionen führen.
Auch Social Media lässt uns Dopamin ausschütten und kann dadurch schnell zur Sucht werden. Viele vernachlässigen für soziale Medien andere Lebensbereiche, wie beispielsweise Sport oder persönlichen Kontakt mit Freunden. Zudem entwickeln Nutzerinnen und Nutzer eine Toleranz, sodass sie immer mehr und länger auf sozialen Plattformen unterwegs sind, um die gleichen positiven Gefühle erneut zu erleben. Eine Reduzierung des Social-Media-Konsums fällt daher in der Regel nicht leicht.
Als Aperitif wird das Bett gemacht
Das Konzept ist simpel: Anstelle aus Dopaminsucht heraus auf Social Media zu gehen, nimmt man sein "Dopamine Menu" zur Hand und sucht sich etwas aus dem breitgefächerten Menü an Dingen, die einen glücklich machen, aus.
Das Menü wurde zuvor gebastelt und ist in der Regel hübsch dekoriert. Diese Arbeit löst bereits Dopamin aus und zeigt auch später beim Betrachten seine Wirkung. Hier ein Beispiel:
Was in dem Menü steht, ist jedem selbst überlassen. Generell gibt es wie bei einem echten Menü eine Auswahl an Aperitifs, Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Ausserdem kann es Beilagen oder Spezialitäten des Hauses geben. Die Gestaltung ist individuell, wobei kleinere Dinge, wie das Bett frisch zu beziehen, eher beim Aperitif stehen und grössere Dinge, wie sich eine professionelle Massage gönnen, eher bei den grösseren Speisen landen.
Lesen Sie auch
Je nach Tag und Bedarf sucht man sich dann eines der Dinge aus. Anstatt seine Zeit auf Social Media zu verschwenden und gibt es die tägliche Dosis Dopamin auf diesem Wege. Das bedeutet aber nicht, nie wieder auf Social Media unterwegs zu sein. Viele tragen sich beim Nachtisch Dinge wie "Zehn Minuten TikTok" ein, da es ihnen schliesslich Spass bereitet, sie jedoch wissen, dass es eigentlich nicht gut für sie ist – eben genauso wie Nachtisch essen.
Auch Personen, die wenig Zeit für soziale Medien aufwenden, könnten bei dem Trend mitgehen. Da jeder Mensch Dopamin braucht und man dazu neigt, es sich durch Dinge wie dem Essen von Schokolade zu holen, kann ein Menü mit guten und gesunden Dingen nicht schaden. Wichtig ist nur, dass verschiedene Dinge darin aufgelistet sind, die auch unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen.
Das Konzept der bewussten Dopaminausschüttung ist nicht neu, auch Dopamin-Fasten gab es bereits einmal als Trend. Dennoch stösst der Trend des "Dopamine Menus" auf TikTok und Instagram auf Begeisterung.
Inspiration für ein "Dopamine Menu"
Aperitif:
- das Bett frisch beziehen
- Musik laut aufdrehen
- durch die Wohnung tanzen
Vorspeise:
- frische Blumen kaufen
- einen kleinen Spaziergang machen
- ein besonderes Lieblingsgetränk herrichten, z.B. Iced Coffee
Spezialitäten des Hauses:
- eine professionelle Massage bekommen
- Brunch mit einer guten Freundin oder einem guten Freund
- auf ein Konzert gehen
Hauptspeise:
- ein gutes Buch lesen
- Yoga machen
- eine Reise planen
Beilagen:
- mit meinem Haustier kuscheln
- Kerzen anmachen
- einen Podcast hören
Nachspeise:
- zehn Minuten auf TikTok scrollen
- etwas Süsses essen
- eine Folge der Lieblingsserie schauen
Verwendete Quellen
- spektrum.de: Lexikon der Naturwissenschaft, Dopamin
- netdoktor.de: Dopamin
- Rat für Digitale Ökologie (rdö): Social Media als Verhaltenssucht: Wie Algorithmen abhängig machen und die Gehirnentwicklung beeinflussen (PDF zum Download)
- Recherche und Inspiration auf Instagram und TikTok mit #dopaminemenu
- cosmopolitan.com: TikTok's dopamine menu: The trend explained and how to build your own menu (engl.)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.