Studien dazu, wann im Laufe unseres Lebens wir am glücklichsten sind, gibt es viele. Ein Forschungsteam hat nun die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen ausgewertet - und ist zu einem überraschenden Fazit gekommen. Denn die Lebenszufriedenheit steigt bis ins höhere Alter.
Gefühlschaos während der Pubertät, Selbstfindungsphase in den 20ern und Midlife-Crisis in den 40ern. Im Leben durchlaufen wir viele Phasen, die wir positiv oder negativ erleben. Doch in welchem Alter sind wir am glücklichsten?
Dieser Frage ist ein Forschungsteam der Deutschen Sporthochschule Köln, der Ruhr-Universität Bochum, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und den Schweizer Universitäten in Bern und Basel nachgegangen. In einem Review, das in der Zeitschrift "Psychological Bulletin" publiziert wurde, stellen die Forschenden ihre Ergebnisse vor.
Studien zum Glücklichsein gibt es bereits viele. Für seine Studie analysierte das Team nun verschiedene Längsschnittstudien mit mehr als 460.900 Teilnehmenden, die zwischen 1975 und 2020 durchgeführt wurden. Dann untersuchten die Forschenden in 443 Stichproben Entwicklungen des subjektiven Wohlbefindens über die Lebensspanne. Dabei waren Frauen und Männer etwa gleich stark vertreten.
Lebenszufriedenheit steigt bis zum Alter von 70 Jahren
Susanne Bücker, die an der Arbeit beteiligt war, erklärt in einer Mitteilung zur Studie, das Forschungsteam habe sich auf die Veränderungen in drei zentralen Komponenten des subjektiven Wohlbefindens konzentriert: "Lebenszufriedenheit, positive Gefühlszustände und negative Gefühlszustände".
In die Lebenszufriedenheit fliessen die gefühlte Zufriedenheit mit ein sowie die Bewertung bestimmter Bereiche wie Arbeit, Familie und Gesundheit. Unter positiven Gefühlszuständen verstehen die Forschenden, wie häufig und intensiv man positive Emotionen verspürt, etwa Freude oder Interesse. Bei negativen Gefühlszuständen handelt es sich um die Häufigkeit und Intensität negativer Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit.
Im Alter von 9 bis 16 Jahren nahm die Lebenszufriedenheit ab. Den leichten Rückgang in der Kinder- und Teenagerzeit erklärt sich das Forschungsteam mit der Entwicklung in dieser Lebensphase. In der Pubertät etwa verändert sich der eigene Körper und das soziale Leben besonders schnell.
Ab dem jungen Erwachsenenalter stieg die Zufriedenheit wieder an - bis zum 70. Lebensjahr. Danach sank sie bis zum 94. Lebensjahr, dem ältesten Alter, bis zu dem Daten verfügbar waren.
Bei den positiven Gefühlszuständen zeigte sich eine andere Entwicklung: Sie nahmen allgemein von der Kindheit bis ins späte Erwachsenenalter ab. Negative Gefühlszustände schwankten zwischen 9 und 22, nahmen danach bis 60 Jahre ab, bevor sie wieder anstiegen.
Wohlbefinden nimmt im Alter ab – kaum Anzeichen für eine Midlife-Crisis
Somit verschlechterten sich alle Komponenten im höheren Alter. Bücker vermutet: "Das könnte damit zusammenhängen, dass bei hochbetagten Menschen die körperliche Leistungsfähigkeit sinkt, die Gesundheit sich häufig verschlechtert und soziale Kontakte abnehmen; nicht zuletzt, weil Altersgenossen sterben."
In der Studie heisst es zudem, bei einem Grossteil der älteren Menschen würden Schwächen die Stärken überwiegen. Ausserdem beziehen sich die Forschenden auf zahlreiche Studien. Diese legten nahe, dass auch negative Altersstereotypen und Diskriminierung, die einige im Alter erfahren würden, die Lebenszufriedenheit beeinträchtigen können.
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Die Studienergebnisse zeigen, dass die Lebenszufriedenheit bis 70 Jahre leicht steigt – allerdings geht sie in den Jahren zwischen 40 und 50 ein wenig zurück. Ein Anzeichen für die Midlife-Crisis also? Das deutet das Forschungsteam nicht so. Schliesslich seien negative Gefühle in der Lebensmitte am niedrigsten gewesen – was im Widerspruch zur Idee einer Midlife-Crisis stehe.
Die Autorinnen und Autoren schlussfolgern, dass es wichtig ist, Programme zu entwickeln, die Menschen in späteren Lebensphasen helfen, ihr Wohlbefinden zu erhalten oder zu verbessern. Die Studienergebnisse würden dafür "wichtige Anhaltspunkte" bieten, heisst es.
Verwendete Quellen:
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