Vielen Menschen fällt es schwer, mit sich allein zu sein oder allein Dinge zu erleben. Doch eigentlich sollte es durchaus schlechtere Gesellschaft geben. Ein Plädoyer dafür, Dinge auch mal ohne andere zu tun.

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Wenn man damit anfängt, alleine auszugehen oder zu reisen, ist das oft nicht leicht. Man fühlt sich seltsam und glaubt, jeder tuschelt über den armen Mensch, der da ohne Freunde vor seiner Lasagne sitzt.

Doch wenn man das erste Unbehagen erst mal überwunden hat, passieren oft wunderbare oder skurrile Dinge, ein bisschen wie in einem Coming-of-Age-Film. Denn Alleinsein kann traurig sein und anstrengend. Und dann kann es Unabhängigkeit bedeuten und die Freiheit, nur auf sich selbst schauen zu dürfen.

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Unsere Redaktion teilt persönliche Erfahrungen vom Mit-sich-selbst-unterwegs-sein, von Unsicherheit und vom Privileg, sein Glück nicht von anderen abhängig zu machen.

Allein ins Restaurant

"Ich sitze da und habe das Gefühl, jeder starrt mich an. Die Kellner wundern sich, warum ich allein essen gehe. Hat sie keine Freunde? Ich weiss nicht, wo ich hinschauen soll. Um mich rum sind Pärchen beim romantischen Dinner. Freundesgruppen, die durcheinander quatschen und lachen. Und zwischendrin ich, allein.

"Am Anfang kostet es Überwindung."

Am Anfang kostet es Überwindung. Aber je öfter ich es mache, desto einfacher fällt es mir. Bis ich anfange, es zu geniessen. Ich sitze im Secret Garden Restaurant in Berat, Albanien. Die Nachmittagssonne scheint mir ins Gesicht, ich blicke auf die Burg oben auf dem Hügel, bin umringt von Weinreben. Zwei Kätzchen spielen zu meinen Füssen. Ich trinke ein Glas Hauswein, der grässlich schmeckt. Und ich stelle fest: Das fühlt sich wie Freiheit an. Freiheit, das zu tun, was ich möchte. Und nicht auf andere zu warten.

Claire Weiss

"'Für eine Person?', fragt mich der Kellner, als ich etwas unschlüssig vor dem Restaurant stehe. Mein Blick wandert ins Innere: Zwei Männer über ihrem Essen, eine Gruppe lachender Frauen, ein verliebtes Pärchen, das sich so verträumt ansieht, als wäre der Rest der Welt unscharfer Hintergrund. Ich bejahe – und stelle überrascht fest, dass sein Lächeln nicht im Geringsten bemitleidend wirkt. Das ist mein erstes Solo-Dinner.

"Als ich das Restaurant mit gefülltem Bauch und gestärktem Selbstbewusstsein verlasse, bleibt das Buch, das ich als 'Ich-wirke-beschäftigt'-Requisite mitgebracht habe, unberührt in meiner Tasche."

Was wohl die anderen von mir denken? Dass ich keine Freunde habe, versetzt wurde oder mich verzweifelt auf Partnersuche begebe? Am liebsten würde ich ein riesiges Pappschild mit den Worten 'Ich habe Freunde, bin aber auf einer Solo-Reise und freiwillig allein hier' auf den Tisch stellen. In meinem Kopf spielen sich Szenen sozialer Missbilligung ab, die ich nach und nach allesamt über den Haufen werfen muss: Weil die anderen Gäste viel zu beschäftigt mit sich selbst sind. Weil sich nach kurzer Zeit ein anderer Solo-Esser an den Nebentisch setzt und ich selbst keinerlei Vorurteile ihm gegenüber habe. Weil ich merke, dass sich die Missbilligung einzig und allein in meinem Kopf abspielt.

Kein interessiertes Tuscheln, keine verstohlenen Blicke, kein 'Einsam'-Stempel auf meiner Stirn. Nur eine entspannte Stimmung und ein leckeres Abendessen. Als ich das Restaurant schliesslich mit gefülltem Bauch und gestärktem Selbstbewusstsein verlasse, bleibt das Buch, das ich als 'Ich-wirke-beschäftigt'-Requisite mitgebracht habe, unberührt in meiner Tasche."

Alina Lingg

Allein feiern gehen

"Ich habe es satt. Ich habe es satt, wieder nicht in den Club zu gehen, wenn ausgerechnet heute mein Lieblings-DJ auflegt. Aber keiner hat Zeit und ausserdem kenne ich in München noch nicht so viele Leute - ich bin ja erst seit ein paar Monaten hier. Doch was wäre die Alternative? Alleine feiern gehen?

"Egal. Ich will da hin und es ist mir egal, was die anderen denken. Wenn es unangenehm wird, gehe ich einfach."

Alleine ins Kino gehen, klar, das ist kein Problem, sobald der Film läuft, merkt keiner, dass ich alleine bin. Aber alleine feiern? Macht man das nicht mindestens zu zweit? Egal. Ich will da hin und es ist mir egal, was die anderen denken. Wenn es unangenehm wird, gehe ich einfach. Also stelle ich mich in die Schlange, rauche eine Zigarette und versuche, meine Aufregung zu kaschieren. Ich ziehe es durch, gehe an den Türstehern vorbei und bestelle mir erst einmal ein Getränk an der Bar.

Plötzlich spricht mich ein Mädel an - sie hat mich wohl mit einer Bekannten verwechselt. Später in der Raucherecke fragt mich eine Gruppe nach meiner Meinung: Gehen Männer oder Frauen eher fremd? So verläuft der Abend, ich komme mit mehr Leuten ins Gespräch, als wenn ich mit einer Freundin hier wäre. Und am Ende tanze ich zur Musik meines Lieblings-DJs, wie ich es mir gewünscht habe."

Franziska Scharch

Alleine im Stadion

"So manch ein Fussballfan kennt es bestimmt: Vor dem gemeinsamen Besuch des Stadions gilt es immer so einiges mit allen beteiligten Menschen zu planen und zu organisieren. Fahren wir mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder mit den Öffis? Wie früh müssen wir uns treffen? Wer will wann in der Arena sein? Sehr entscheidend natürlich auch: Wer plant wann, was, wo, wie viel und warum zu essen? Auf dem Weg? Vor ort vor dem Spiel? Währenddessen? Danach? Von gemeinsamem Getränkegenuss (und dadurch verursachten Toilettenpausen!) ganz zu schweigen. Alles in allem: höchst kompliziert.

"Keine Ablenkung, sondern kompletter Fokus aufs Spiel und darauf, die Stimmung im Stadion aufzusaugen. Entspannter geht es nicht."

Da lobe ich mir im Vergleich meine Solo-Besuche in Fussballstadien. Völlige Freiheit und Flexibilität bei der Orga rund um den Besuch herum, keine nervigen Diskussionen über die wie immer viel zu volle U-Bahn – und was bei dem Thema nicht zu unterschätzen ist: keine Ablenkung, sondern kompletter Fokus aufs Spiel und darauf, die Stimmung im Stadion aufzusaugen. Entspannter geht es nicht."

Fabian Teichmann

Allein ausgehen

"Ein Abend im Frühling, irgendwann nach Mitternacht, Funk-Musik in einer Kneipe. Den Gedanken an den Menschen, mit dem ich den Abend eigentlich verbringen wollte, streife ich ab und werfe ihn zusammen mit meinem Trenchcoat über den Barhocker. Ausser mir sind nur wenige Leute da. Ein gelangweilter DJ, vier tanzende Frauen, die den Raum mit ihrer Energie einnehmen, die Barkeeper, ein Mann mit zu engem Sakko und Sonnenbrille. Der Sakkoträger spricht mich an. Wir tanzen, es ist lustig, bis es schräg wird.

"Wir reden viel zu laut über viel zu intime Dinge. Lachen, das Gefühl, komplett man selbst zu sein. Der Vibe stimmt."

Eine der Frauen wirft mir ein Lächeln zu, als wäre es ein Rettungsanker. 'Wir holen uns was bei Zatti's, magst du mit?' Kurze Zeit später sitze ich mit den Frauen am Tisch eines geschlossenen vietnamesischen Bistros, wir haben Pappteller mit Pizza in der Hand, eine baut einen Joint. Wir reden viel zu laut über viel zu intime Dinge. Lachen, das Gefühl, komplett man selbst zu sein. Der Vibe stimmt. Und das tut er noch immer. Die Frau mit dem Rettungsankerlächeln ist heute eine enge Freundin und auch die anderen Frauen sehe ich noch regelmässig."

Tanja Ransom

Allein verreisen

"Ein warmer Abend auf Bali, ich habe gerade meine letzten Wellen beim Surfen genossen, sitze am Strand und beobachte die Sonne beim Untergehen. Eigentlich ein schöner Moment an meinem ersten Tag als Solo-Backpackerin. Wenn da nicht die Pärchen und Grüppchen neben mir wären, deren Anwesenheit mir das Gefühl gibt, einen 'Ich-bin-allein-hier“-Stempel aufgedrückt zu bekommen.

"Billard und Drinks werden zu vertrauten Gesprächen, nächtlichen Spaziergängen und gemeinsamem Tanzen im Club, bis die Sonne erneut über dem Meer auftaucht."

Im Hostel habe ich meine Sachen noch nicht einmal gänzlich ausgepackt, als mich zwei Reisende ansprechen. Eine Runde Billard und ein Drink? Warum nicht. Aus einem netten Trio wird schnell eine illustre Runde von Leuten aus aller Welt. Billard und Drinks werden zu vertrauten Gesprächen, nächtlichen Spaziergängen und gemeinsamem Tanzen im Club, bis die Sonne erneut über dem Meer auftaucht.

Zurück im Hostel, mit müden Beinen und einem Lächeln, das sich irgendwie nicht abschütteln lässt, wird mir klar: Ich bin vielleicht allein hergekommen, aber allein bin ich hier nicht. Mein ganzes Abenteuer über geniesse ich die Freiheit und Spontaneität einer Solo-Reise und bin gleichzeitig nie wirklich allein – und schon gar nicht einsam."

Alina Lingg

"Reisen mit Freunden oder der Familie sind schön. Aber sie sind immer auch ein Kompromiss, von Interessen, Aufstehzeiten oder Essensvorlieben. Was das bedeutet, habe ich erst wirklich gelernt, als ich das erste Mal auf eigene Faust losgefahren bin. Nie war ich so frei wie auf solchen Reisen, bei denen nichts anderes zählt als das, was ich gerade fühle.

"Alleine dafür möchte ich das Solo-Traveln, wie es Leute nennen, die cooler sind als ich, nicht mehr missen."

Statt in die für Touristen herausgeputzte Altstadt lieber in die am Stadtrand gelegene Stadionbaracke zum Fussball gehen? Möglich. Den Tag im gemütlichen Café verbringen statt Sightseeing-Termin an Sightseeing-Termin zu hängen? Kein Problem. Spontan doch noch ein paar Tage bleiben und vielleicht einen Abstecher ins Landesinnere machen? Geht.

Alleine dafür möchte ich das Solo-Traveln, wie es Leute nennen, die cooler sind als ich, nicht mehr missen. Auch wenn es natürlich Nachteile gibt. Zum Beispiel, wenn ich das beliebteste Restaurant der Stadt lieber meide, weil ich als Einzelperson ungern einen Platz verschwenden möchte. Oder wenn ich bis heute nach der perfekten Strategie suche, um beim Baden am Strand meine Wertsachen zu behalten."

Julian Münz

"Wenn mein Leben eine romantische Komödie wäre, wäre das der Start einer grossen Liebe. Am letzten Abend meines Solo-Trips durch Schottland gehe ich essen. Vor dem Restaurant hat sich eine kleine Schlange gebildet. Der Kellner kommt immer wieder heraus, um die wartenden Menschen an freien Tischen zu platzieren. Nach und nach werden Leute eingelassen, bis nur noch eine andere Frau und ich übrig sind. Schliesslich sagt der Kellner zu uns, er habe einen Tisch – doch wir müssten ihn teilen.

"Das ist wohl so ein Moment, den man nur erlebt, wenn man allein reist."

Und so sitze ich dieser fremden Frau gegenüber. Wir lächeln uns schüchtern an. Beide unsicher, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Ich fühle mich wie auf einem Blind Date. Doch es dauert nicht lange, bis wir uns öffnen.

Çağla erzählt mir, dass sie vor vier Jahren fürs Studium aus einem Dorf in der Türkei nach Edinburgh gezogen ist. Sie hat in dieser Zeit eine schwere Phase durchlebt und ist für ein paar Monate in ihre Heimat zurückgekehrt. Dort lernte sie ihren jetzigen Verlobten kennen, mit dem sie nun eine Fernbeziehung führt.

Ich erzähle ihr von meiner Reise, von den Menschen, die ich kennengelernt habe und vom Wandern auf der Isle of Skye. Nach unserem Dinner verabschieden wir uns, danken uns für den schönen Abend und jede geht ihrer Wege. Ich spaziere durch die Dunkelheit zurück zum Airbnb und freue mich über diese Begegnung und den unverhofft schönen Abend. Das ist wohl so ein Moment, den man nur erlebt, wenn man allein reist."

Claire Weiss

"Ich habe einen grossen Wunsch: Einmal unter der Christus-Statue in Rio stehen. Noch nie war ich, im wahrsten Sinne des Wortes, so nah dran. Es ist die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes in Buenos Aires. Ich frage eine Freundin, ob sie Zeit und Lust hat. Leider nein: keine Urlaubstage mehr, nicht genügend Geld übrig.

Ich hadere mit mir. Allein einen Flug buchen? Allein im Hostel übernachten? Allein am Strand sein? Ist das nicht komisch? Aber wann werde ich das nochmal so schnell machen können? Will ich auf die Reise verzichten, nur weil andere nicht können oder wollen? Ich scrolle durch die Flugseiten. Ich mache das jetzt einfach! Zack, gebucht: ein Flug und ein Bett in einem Mehrbett-Hostel. In drei Wochen geht’s los.

"Ich fühle mich gut. Nur gegen Abend beschleicht mich ein kleines reumütiges Gefühl."

Als ich ankomme, habe ich Glück: Ich habe das Hostel-Zimmer die drei Tage lang ganz für mich allein. Die nächsten Tage besuche ich die Statue, wünsche meinen Eltern per Video-Anruf frohe Ostern. Surreal. Weiter geht es in den Botanischen Garten, auf einen bunten Markt, an die Copacabana. Dort gönne ich mir einen Caipi. Ich fühle mich gut. Nur gegen Abend beschleicht mich ein kleines reumütiges Gefühl. Anstatt jetzt mit Leuten ein bisschen durch die Strassen zu gehen oder eine Bar zu besuchen, gehe ich lieber zurück ins Hostel. So mutig bin ich dann doch nicht."

Anika Richter

Allein auf dem Jakobsweg

"Jedes Mal, wenn ich mich allein auf den Weg mache, ausgestattet mit einem Rucksack und bereit für Abenteuer (meist in der Natur), dann fühle ich mich frei. Frei, zu tun, was ich will, wann ich will und wie viel ich will. Es ergeben sich die schönsten Gespräche mit Menschen, die einem total zufällig begegnen. Auf meiner bisher grössten Solo-Reise bin ich vor ein paar Jahren auf dem Jakobsweg gepilgert. Kurz nach der spanischen Grenze treffe ich jemanden, mit dem ich spontan drei Tage unterwegs bin.

"Drei Wochen und 500 Kilometer später begegnen wir uns zufällig in einer Herberge wieder."

Über Gott und die Welt, das Leben und die Liebe reden wir. Drei Wochen und 500 Kilometer später begegnen wir uns zufällig in einer Herberge wieder. Ganz spontan geben wir dann ein Konzert mit Gitarre und neuen Bekanntschaften. Für mich ist es die spontane Gemeinschaft mit Fremden, die zu Freunden werden; aber auch allein etwas zu bewältigen und für sich lernen, wodurch ich mich und das Leben beim Reisen immer wieder lieben lerne."

Cynthia-Lane Feiler

Allein im Kino

"Ich plane meinen einzigen freien Abend der Woche. Schatzi kümmert sich um die Kinder und ich scrolle auf der Jagd nach der qualitativ bestmöglichen Me-Time durch die Programmübersicht meines Lieblingskinos. Schon gesehen, langweilig, komischer Trailer, gefällt meiner Frau nicht … Moment! Egal! Ich gehe ja heute alleine ins Kino und kann mich schon beim wichtigsten Teil des Besuchs – der Auswahl des Films – vollkommen auf mich selbst und meine cineastischen Vorlieben konzentrieren. Ein herrliches Gefühl!

"135 Minuten Pause vom Alltag liegen vor mir. Und Action!"

Karte ist gebucht – mit Sitzplatz ganz nach meinem Gusto. Eine knappe Stunde später blicke ich während des Wartens an der Kasse verträumt auf die von mir ausgewählten kulinarischen Köstlichkeiten. Eine grosse Cola – ganz für mich alleine … Und die Nachos gibt es diesmal mit dem mächtig scharfen Salsa-Dip. Ich versinke kurz darauf in meinem Sitzplatz in der letzten Reihe von Kino 12, die Lichter gehen aus, der Sound beginnt zu ballern. 135 Minuten Pause vom Alltag liegen vor mir. Und Action!"

Fabian Teichmann

Allein ins Gym

"Es ist 2016, ich stehe allein vor Schiebetüren, die sich regelmässig öffnen und schliessen. Frauen in enganliegenden, hellblauen Sportleggins kommen mir entgegen, nehmen tiefe Schlucke aus ihren Zwei-Liter-Flaschen, die mit Proteinshakes gefüllt sind. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, hierher zu kommen.

Sport war für mich schon immer ein Dilemma: Allein ins Fitnessstudio zu gehen, dafür braucht es Motivation und den Mut, mich in die Reihen von schwitzenden Frauen, mit perfekten Oberarmen zu stellen, um meine Übungen zu absolvieren und zu hoffen, dass niemand zu genau hinguckt, wenn ich eine Kniebeuge mache. Aber mit Freundinnen zum Sport gehen? Nein Pascal, ich denke nicht. Die Vorstellung, vor Menschen, die ich danach wiedersehen muss, nach Luft ringend auf einem Spinning-Rad zu sitzen, war für mich lange Zeit auf mehreren Ebenen verstörend.

"Wieso ich jetzt doch allein zum Sport gehe? Weil es mir mit jedem Lebensjahr egaler wird, was Menschen von mir denken."

Inzwischen ist es 2024 und ich stehe allein im Ladys Gym meines Fitnessstudios und beobachte heimlich und stolz, wie ich eine Hantel hochwuchte. Wieso ich jetzt doch allein zum Sport gehe? Weil es mir mit jedem Lebensjahr egaler wird, was Menschen von mir denken. Und ich sonst nie genug Zeit habe, meine Lieblingspodcasts zu hören. Da hat man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen."

Carla Magnanimo

Allein ins Auslandsstudium

"Habe ich alles? Koffer, Reisetasche, Umhängetasche, Pass? Bin ich eigentlich völlig irre? Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ein Jahr Rio de Janeiro. Ohne dort eine Menschenseele zu kennen. Ganz allein werde ich trotzdem nicht sein. Zwei andere von der Uni Salzburg sind schon da. Einer holt mich vom Flughafen ab.

"So beginnt ein Abenteuer, das meine Sicht auf die Welt für immer prägen wird."

Werde ich ihn erkennen? Zum Glück erkennt er mich. Wir verlassen den Flughafen und rennen gegen eine tropisch-feuchte Wand. Suchen den Bus in die Stadt, der auf gefühlte minus zehn Grad heruntergekühlt ist. So beginnt ein Abenteuer, das meine Sicht auf die Welt für immer prägen wird.

Ich sehe, was dran ist am Klischee der lebenslustigen Cariocas (viel!). Ich lerne nicht nur das Wort jeitinho, sondern auch, wie man es anwendet: die brasilianische Art, Hindernisse zu umschiffen. Ich sehe Armut und wie man das Beste daraus macht. Und ich lerne Menschen kennen, mit denen ich auch heute, fast 20 Jahre später, noch immer in Kontakt bin."

Anita Klingler

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