Über 70 Jahre ist es bereits her, dass zwei Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden, doch bis heute hat der Einsatz Folgen für die Bevölkerung.
Die Abwürfe durch die Amerikaner zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 6. und am 9. August 1945 forderten über 100.000 Menschenleben. Weitere 130.000 Menschen starben bis zum Jahresende. Und auch noch Jahre später wirkte sich die radioaktive Strahlung auf die Bevölkerung aus und kostete vielen weiteren Betroffenen, darunter auch viele Kleinkinder, das Leben. Fehl- und Totgeburten sowie geistige und körperliche Behinderungen gehörten zu den weitreichenden Folgen der hohen Strahlenbelastung. Bis heute erkranken Überlebende der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki an Krebs und sterben daran. Manche Gebiete sind weiterhin verseucht.
Katastrophale Auswirkungen
Die immensen Auswirkungen, die der erste und einzige Einsatz von Atombomben gegenüber der zivilen Bevölkerung hatte, zeigt, welche verheerende Zerstörungskraft diese Art von Waffen haben. Alles in der unmittelbaren Umgebung – ob Mensch, Gebäude oder Natur – wird durch die Hitze- und Druckwelle ausgelöscht. Hinzu kommen die Langzeitfolgen durch die Radioaktivität: körperliche und geistige Behinderung bei Neugeborenen, Krebs, Tod.
Anders, als man vermuten würde, führte dieser Angriff auf die Menschheit am Ende des Zweiten Weltkriegs aber nicht zu einem Umdenken und einer atomaren Abrüstung. Im Gegenteil. Während des Kalten Krieges rüsteten vor allem die USA und die ehemalige Sowjetunion weiterhin auf und entwickelten die Waffen weiter. Aktuell existieren immer noch rund 16.000 Atomwaffen. Laut einer Studie, die das schwedische Institut Sipri (Stockholm International Peace Research Institute) Anfang des Jahres veröffentlichte, sind 4.120 davon sofort einsetzbar.
Diese Waffen befinden sich in den USA, Russland, Grossbritannien und Frankreich. Die Abrüstung erfolgt nur langsam. Dennoch werden Wissenschaftler und Friedensorganisationen wie die IPPNW (International Physicians for the Prevention of Nuclear War) nicht müde, vor den Folgen von Atomwaffen zu warnen und sich weltweit für deren Abschaffung und gegen Atomenergie einzusetzen.
"Atomwaffen seien die destruktivsten und unmenschlichsten Waffen, die der Mensch je geschaffen habe. Sie hätten das Potential, auf einen Schlag das Leben von Millionen von Menschen zu zerstören, das Weltklima nachhaltig zu verändern und der Gesundheit zukünftiger Generationen zu schaden", erklärt etwa die ärztliche Friedensorganisation IPPNW auf ihrer Homepage.
Wie funktioniert eine Atombombe?
Der wichtigste Teil einer Atombombe ist das Spaltmaterial. Hierzu wird Uran oder Plutonium verwendet. Beide Elemente sind hochradioaktiv.
Die Atombombe von Hiroshima, "Little Boy" genannt, wurde nach dem Gun-Prinzip konzipiert. Dazu wurden zwei Stücke Uran 235 genutzt. Radioaktive Elemente haben eine sogenannte unkritische Masse. Erst wenn aus einer unkritischen eine kritische Masse wird, lösen die Elemente eigenständig eine Kettenreaktion aus und die Kernspaltung beginnt. Da diese Reaktion erst während der Explosion der Bombe stattfinden soll, werden die zwei Stücke des unkritischen Uran 235 innerhalb der Bombe räumlich getrennt. Mit Hilfe eines TNT-Sprengkopfs hinter einem Uranstück innerhalb eines Stahlmantels wird dieses auf das andere Uranstück geschossen. Die ausgelöste Kettenration führt zu einer unkontrollierten Kernspaltung. Dabei werden ungeheure Energiemengen freigesetzt, die sich in einer Explosion entladen.
Beim Einsatz der Atombombe in Hiroshima wurde so viel Energie frei, wie sonst durch die Sprengkraft von 13.000 Tonnen TNT erzeugt wird. Die heftige Explosion und Temperatur im Zentrum der Bombe, die bei etwa einer Million Grad Celsius lag, zerstörten alles in der Umgebung. In zehn Kilometer Entfernung herrschten immer noch 6.000 Grad Celsius. Zur Veranschaulichung: Eisen schmilzt bei 1.500 Grad.
Neben der Zerstörung durch Detonation und Hitze, hat die Atombombe eine weitere zerstörerische Wirkung: Das radioaktive Material wird kilometerweit in die Höhe getragen und fällt innerhalb weniger Minuten wieder herab. Durch diesen radioaktiven Regen (Fall out) kann ein Gebiet bis zu Tausenden von Quadratkilometern von der Explosionsstelle entfernt verseucht werden.
Heutige Atomwaffen sind im Übrigen um einiges wirkungsvoller: Während die Bombe von Hiroshima eine Sprengkraft von 13.000 Tonnen hatte und 80.000 Menschen innerhalb einer Sekunde in den Tod riss, erreichen heutige Spaltbomben eine Sprengkraft von bis zu 300.000 Tonnen TNT. Experten sind sich deshalb sicher: Sollte es zu einem nuklearen Krieg kommen, würde das vermutlich das Ende der Welt bedeuten. Wissenschaftler bezeichnen dieses Szenario als "Overkill".
Auswirkungen auf das Klima
Ausgedehnte Brände von Städten und Wäldern, Unmengen von Staub und Rauch in der Atmosphäre, Temperatureinbrüche, Eisstürme, Ernteausfälle und daraus resultierende Hungersnöte sowie die Zerstörung der Ozonschicht – im Jahr 1983 hatte eine internationalen Gruppe von Wissenschaftlern diese Szenarien unter dem Namen "Nuklearer Winter" verbreitet. Auch wenn die Theorie daraufhin kritisiert und in Frage gestellt wurde, kamen Jahre später auch andere Wissenschaftler bei Computersimulationen zu der Erkenntnis, dass selbst ein regional begrenzter nuklearer Krieg zu unvorhersehbare klimatische Veränderungen führen würde und das Leben vieler Menschen einschränken wenn nicht sogar unmöglich machen würde.
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