"Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf" besang Thees Uhlmann im Jahr 2011 das faszinierende Verhalten der Lachse. Just im selben Jahr wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem Lachse zu ihrem Laichplatz "geschossen" werden. Was skurril klingt und aussieht, dient tatsächlich dem Artenschutz.
In Süsswasserflüssen und Bächen geboren, verbringen viele Lachsarten ihre Wachstumsphase im Meer. Dann wandern sie flussaufwärts zu den Oberläufen der Flüsse zurück, um an ihrem Geburtsort zu laichen.
Diese kräftezehrende Reise kann bis zu einem Jahr dauern. Auf ihrem langen Weg treffen die Lachse immer wieder auf unüberwindbare Hürden wie Staudämme. Dass es vielerorts kein Weiterkommen gibt, ist einer der Gründe für die Dezimierung der Fischbestände. Extrem hohe Sterblichkeitsraten von wandernden Fischen an Wasserkraftanlagen seien bekannt, schreibt der WWF.
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Zwar gibt es an vielen Staudämmen sogenannte Fischtreppen, doch deren Überwindung kostet die Lachse viel Kraft. Per Lkw oder per Containerflug im Helikopter werden die Fische daher vielerorts zu ihren Laichplätzen transportiert.
Diese Helikopterflüge beobachtete auch Vincent Bryan III, CEO der US-Firma Whooshh Innovation. Das Unternehmen hat seinen Sitz im Bundesstaat Washington im Nordwesten der USA und entwickelte ursprünglich Transportmaschinen für Früchte. Bei seinen Beobachtungen am Columbia River kam ihm, so steht es auf der Firmen-Webseite, eine etwas verrückt anmutende Idee: Er wollte ein System entwickeln, mit dem die Lachse Hindernisse auf ihrem Weg überwinden können. Dieses wurde bald als "Fischkanone" oder "Lachskanone" bekannt.
Fische nehmen als "Rohrpost" keinen Schaden
Das System besteht aus weichen, durchsichtigen Schläuchen und befördert Fische per Luftdruck über Hindernisse hinweg stromaufwärts. Und das in Sekundenschnelle. Mit fünf bis acht Metern pro Sekunde werden die Fische durch die Röhre zu ihren Laichplätzen katapultiert. Per Nebeldampf werden sie auf ihrer rasanten Fahrt nass gehalten. 40 Fische können pro Minute transportiert werden. Den Fischen schadet diese Prozedur laut Whooshh nicht, sie schwämmen danach ungerührt weiter. Unabhängige Studie hätten dies auch belegt.
Die ersten Experimente wurden 2011 am Columbia River mit 75 Meter langen Röhren durchgeführt und verliefen vielversprechend. Inzwischen bietet das Unternehmen auf seiner Webseite sechs verschiedene Modelle an und auch die Technologie hat sich weiterentwickelt.
Fische können per Hand in den Schlauch gehoben werden. Sie werden aber auch automatisch eingesaugt, wenn sie an die Öffnung heranschwimmen. Dabei kann per Scantechnologie festgestellt werden, ob es sich bei dem Fisch tatsächlich um einen Lachs handelt oder um eine invasive Art. Für manche Arten wäre der Lachslaich ein Leckerbissen, weshalb sie das Hindernis nicht passieren dürfen.
Per Foto wird jeder Fisch in der Röhre dokumentiert und auf seine Besonderheiten sowie seinen Gesundheitsstand hin überprüft. So kann das Wissen um den Fischbestand vertieft werden. Demnächst soll es sogar möglich sein, männliche und weibliche Fische zu identifizieren.
Verwendete Quellen
- fischratgeber.wwf.de: Lachs, Pazifischer
- whooshh.com: Offizielle Website
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