Viele Menschen finden Faultiere aufgrund ihrer Langsamkeit niedlich. Genau diese Eigenschaft könnte den Tieren aber zum Verhängnis werden. Laut einer Studie sind bestimmte Faultiere vom Aussterben bedroht – und das noch in diesem Jahrhundert.

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Wenn sie sich bewegen, tun sie das wie in Zeitlupe. Fressen sie, benötigen sie für die Verdauung wesentlich länger als andere Pflanzenfresser. Und ihr liebstes Hobby scheint es zu sein, tiefenentspannt in Baumwipfeln abzuhängen.

Genau das wird Faultieren allerdings zum Verhängnis. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Tiere stark vom Aussterben bedroht sind. Die Bewohner Mittel- und Südamerikas sind Untersuchungen zufolge existenziell bedroht. Denn Faultiere sind nur wenig anpassungsfähig an den Klimawandel.

Hochlandfaultiere könnten bis Ende des Jahrhunderts aussterben

Für die Studie, die in "PeerJ Life & Environment" veröffentlicht wurde, untersuchte ein Forschungsteam, wie Zweifinger-Faultiere in Hochland- und Tieflandregionen auf unterschiedliche Umgebungstemperaturen reagieren. Dafür massen die Wissenschaftler den Sauerstoffverbrauch und die Körperkerntemperatur der Tiere unter Bedingungen, die für den Klimawandel prognostiziert sind.

Faultiere

  • Es gibt zwei Gattungen von Faultieren, die sich an den Vorderpfoten unterscheiden: Zweifinger-Faultiere und Dreifinger-Faultiere.
  • Sie leben in den tropischen Regenwäldern von Mittelamerika bis zum südlichen Brasilien. Dort sind sie meist in Baumkronen zu finden.
  • Bis zu drei Viertel des Tages verbringen Faultiere mit Schlafen. Wenn sie sich bewegen, geschieht das sehr langsam: In den Bäumen legen sie gerade einmal acht bis zehn Meter pro Minute zurück – am Boden sind sie noch langsamer.
  • Faultiere ernähren sich von Blättern, Blüten und Früchten. Ab und zu gibt es auch Eier oder kleine Tiere.

Vor allem für Faultiere, die in höheren Lagen leben, hat das Forschungsteam eine besorgniserregende Prognose. Die Hochlandfaultiere sind nur begrenzt fähig, Energie zu verarbeiten und geografisch kaum flexibel. Die gemessenen Werte legen nahe, dass ihre Stoffwechselrate in den kommenden Jahren durch die steigenden Temperaturen erheblich ansteigen wird. Kurz gesagt: Sie können sich nicht schnell genug an das erwärmende Klima anpassen.

"Unsere Forschung zeigt, dass Faultiere, insbesondere in hoch gelegenen Regionen, möglicherweise nicht in der Lage sein werden, den für das Jahr 2100 prognostizierten erheblichen Temperaturanstieg zu überleben."

Dr. Rebecca Cliffe, leitende Forscherin

In einer Mitteilung zur Studie bei "EurekAlert!" schildert die leitende Forscherin Rebecca Cliffe, dass Faultiere von Natur aus durch ihren langsamen Stoffwechsel und die Unfähigkeit, ihre Körpertemperatur effektiv zu regulieren, eingeschränkt sind - anders als die meisten Säugetiere. "Unsere Forschung zeigt, dass Faultiere, insbesondere in hoch gelegenen Regionen, möglicherweise nicht in der Lage sein werden, den für das Jahr 2100 prognostizierten erheblichen Temperaturanstieg zu überleben."

Langsame Verdauung ist weitere grosse Einschränkung

Hinzu kommt neben der Temperaturempfindlichkeit, dass Faultiere eine besonders langsame Verdauung haben. Sie ist bis zu 24-mal langsamer als bei anderen ähnlich grossen Pflanzenfressern.

"Diese biologische Unflexibilität, gepaart mit dem erhöhten Stoffwechselbedarf in wärmeren Klimazonen, könnte diese Populationen in eine Überlebenskrise stürzen."

Forschungsteam in einer Mitteilung zur Studie

Das stellt laut der Studie eine weitere Herausforderung dar: Ein durch den Klimawandel bedingter Anstieg des Stoffwechselbedarfs könne nicht ohne weiteres durch eine erhöhte Nahrungsaufnahme gedeckt werden. Das mache es für Faultiere schwierig, ihr Energiegleichgewicht zu halten. "Diese biologische Unflexibilität, gepaart mit dem erhöhten Stoffwechselbedarf in wärmeren Klimazonen, könnte diese Populationen in eine Überlebenskrise stürzen", schreibt das Forschungsteam.

Tieflandfaultiere wandern womöglich in höhere Regionen

Während das Forschungsteam den Hochlandfaultieren eine düstere Zukunft prognostiziert, gibt es für Tieflandfaultiere mehr Hoffnung. Die Studie deutet darauf hin, dass diese ihr Verbreitungsgebiet in höhere Lagen verlagern können.

Durch die Studie hoffen die Forschenden nun, dass mehr Erhaltungsmassnahmen für die Faultierpopulation ins Rollen kommen. Obwohl es sich bei den Faultieren um eine besondere Spezies handele, sei dies bislang nicht der Fall gewesen, sagt Cliffe zu "Newsweek".

Seit 15 Jahren arbeite ihr Team und sie mit Faultieren in Costa Rica und sei "sehr besorgt": "In Gebieten, in denen Faultiere einst reichlich vorkamen, haben wir beobachtet, dass ihre Populationen in den letzten zehn Jahren vollständig verschwunden sind."

Verwendete Quellen

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