Wieso verhalten sich manche Tiere so, wie sie es tun? Ein Wissenschaftler auf der Spur von Lebewesen, die uns in vielem ähnlicher sind, als wir es oft vermuten.

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Meng Er unterscheidet sich von anderen Pandas. Wenn er Bambus bricht, verzieht er sein Gesicht. Er rümpft seine Nase und zeigt die Zähne. Das sieht witzig aus und hat den Panda zum Star im Internet gemacht. Doch warum tut Meng Er das?

Meng Er wurde von Menschen aufgezogen, heisst es in Videos über ihn. Wie man Bambus bricht, habe er von einem Tierpfleger im Zoo gelernt. Beim Biegen der Äste soll der Mann angestrengt das Gesicht verzogen haben. Das soll sich Meng Er abgeschaut haben. Obwohl es dem starken Panda keine Mühe bereitet, Bambus zu brechen: Das Naserümpfen und Zähnezeigen scheint für ihn dazuzugehören. Kann das sein?

Wie sich Tiere verhalten, ist entweder angeboren oder erlernt. Das angeborene Verhalten nennt man auch Instinkt. Es liegt am Jagd-Instinkt einer Katze, dass sie einem Spielzeug hinterherjagt. Instinktiv sperren Vogelküken im Nest die Schnäbel auf, wenn sie hungrig sind. Die offenen Schnäbel wiederum wecken den Instinkt der Vogeleltern, ihren Nachwuchs zu füttern. Instinkte sind lebenswichtig.

Durch Tests beobachten

Anderes Verhalten ist gelernt. Von klein auf lernen wir Menschen Sprachen, indem wir zuhören und die Laute nachmachen. Hunde können Kommandos wie "Sitz!" und "Komm!" lernen. Orang-Utans und andere Menschenaffen lernen, mit Werkzeugen an Futter zu kommen. Affen angeln zum Beispiel mit Zweigen danach.

Daniel Hanus ist Psychologe und Verhaltensforscher. Er beobachtet, wie Menschenaffen Verhaltensweisen entwickeln. "Ich versuche herauszufinden, was die Affen können, welchen Nutzen ihr Verhalten hat und wie sie ihr Wissen weitergeben", erklärt er. Das testet er spielerisch.

Ausprobieren oder abschauen

Zum Beispiel gibt er den Affen Kästchen mit Futter, die sich mit Hebeln und Knöpfen öffnen lassen. Manchmal zeigen die Forschenden den Tieren vorher, wie die Boxen aufgehen. Daniel Hanus und seine Kollegen haben beobachtet: Die Menschenaffen können zwar lernen, mit welchen Kniffen sie an ihr Futter in den Boxen kommen. Allerdings tun sie sich bei manchen Tests schwer. "Die Affen sind nicht so gut darin, sich etwas genau abzuschauen", sagt der Forscher. "Sie probieren eher lange aus, bis sie etwas herausfinden."

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Und wie hat Panda Meng Er das Bambusbrechen gelernt? Durch Ausprobieren oder Abschauen? "Das ist nicht leicht herauszufinden und hängt von vielen Tests ab", sagt Daniel Hanus. An einigen Videos liesse sich das kaum ablesen. Es sei schwer zu sagen, ob und wie sich Meng Er die Gesichtsausdrücke seines Pflegers abgeschaut hat. An der Berühmtheit des Pandas ändert das nichts. Menschen lieben es eben, wenn Tiere ihnen ähnlich sind. (dpa/bearbeitet von tar)

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