Wenn Ihr Hund seine Pfote auf Ihren Arm oder Ihr Bein legt, wirkt das niedlich und vertraut. Doch was will er damit tatsächlich ausdrücken? Hundetrainer und Verhaltensexperten erklären die verschiedenen Bedeutungen dieser häufigen Geste.
Eine Situation, die vielen Hundehalterinnen und Hundehaltern bekannt vorkommen dürfte: Man sitzt entspannt auf der Couch oder am Esstisch und plötzlich spürt man die Pfote des Vierbeiners auf dem Arm, dem Bein oder der Hand. Diese Geste wirkt zunächst unglaublich niedlich und scheint ein Zeichen besonderer Verbundenheit zu sein. Doch was steckt wirklich dahinter, wenn der Hund das bei Ihnen macht?
Die Antwort ist nicht so eindeutig, wie man vielleicht denken könnte. Verschiedene Expertinnen und Experten haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt und haben unterschiedliche Erklärungsansätze.
Die Grundbotschaft: Aufmerksamkeit
Laut Hundeerziehungsberaterin Marion Huber bedeutet das Auflegen der Pfote in erster Linie eines: Der Hund möchte irgendetwas von seinem Menschen. Ob diese Aufforderung angemessen ist oder nicht, hängt vom Kontext und der allgemeinen Beziehung zwischen Mensch und Tier ab.
Huber betont dabei im Gespräch mit RTL, dass es sich je nach Situation um "eine höfliche Bitte oder eine unhöfliche Aufforderung" handeln kann. Entscheidend sei oft das Bauchgefühl des Besitzers und die Frage, ob der Hund generell respektvoll mit ihm umgeht oder eher versucht, ihn zu manipulieren.
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Fünf mögliche Bedeutungen der Pfoten-Geste
Was der Hund damit wirklich bezwecken möchte, kann man leider nicht allgemeingültig sagen. Diverse Hundeportale interpretieren die Pfoten-Geste allerdings auf fünf verschiedene Arten und Weisen:
1. Hunger und Futterwunsch
"Bei vielen Hunden ist der Magen eine grosse Motivation", heisst es bei RTL weiter. Wenn der Hund seine Pfote auflegt, kann dies schlicht bedeuten, dass er Hunger hat oder die gewohnte Fütterungszeit anmahnen möchte.
Das "Deine Tierwelt"-Magazin ergänzt, dass der Hund möglicherweise gelernt hat, für diese Geste Futter zu bekommen. Allerdings solle man hier nicht immer sofort nachgeben. Sonst denke der Hund noch, er bekomme immer etwas zu Fressen, sobald er seinen Menschen anstupsen würde.
2. Spielaufforderung und Zuwendungswunsch
Eine weitere wahrscheinliche Erklärung ist der Wunsch nach Spiel und Interaktion. "Wenn die Hund-Mensch-Beziehung allgemein stimmt und man selbst auch möchte, kann man dieser Aufforderung gerne nachkommen", empfiehlt Hundetrainerin Huber.
Als soziale Wesen suchen Hunde den Kontakt zu ihren Besitzern und brauchen die direkte Verbindung, um sich sicher und wohl zu fühlen.
3. Unsicherheit und Angst
Das Portal "Sprich Hund!" weist darauf hin, dass das Anheben der Pfote auch ein Zeichen von "Beschwichtigung" sein kann: "Das Anheben der Vorderpfote und das sogenannte 'pföteln' sind Teil der aktiven und passiven Demut. Dieses Verhalten entwickelt sich aus dem Milchtritt der Welpen und wird vom Hund in bedrohlichen Situationen gezeigt."
Ein aufgelegtes Pfötchen kann also auch ein Signal dafür sein, dass der Hund sich gestresst oder unsicher fühlt - etwa nach einer Begegnung mit einem anderen Hund oder in einer ungewohnten Umgebung.
4. Gesundheitliche Probleme
Wenn ein Hund auf dem Boden liegt, hechelt und sich unwohl fühlt, könnte das Auflegen der Pfote auch ein Hilferuf sein. Besonders wenn der Hund bei Berührungen zurückweicht und gleichzeitig die Pfote auflegt, könnte dies auf Schmerzen hindeuten. So will das Tier auf seine Situation aufmerksam machen.
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5. Liebesbeweis
Die einfachste und vielleicht schönste Erklärung: Der Hund drückt seine Zuneigung aus. "Wenn der Hund sein Pfötchen auf euch legt, während ihr gerade mit ihm kuschelt, kann hinter der Geste auch ganz einfach stecken, dass eure Fellnase euch vermisst hat und sich gerade Nähe wünscht", erklärt RTL.
"Taten sagen mehr als Tausend Worte", beschreibt das "edogs"-Magazin treffend. Aus diesem Grund drücken auch Hunde ihre Gefühle oft durch Körpersprache aus. Wenn Ihr Vierbeiner sanft eine Pfote auf den Oberschenkel oder auf Ihre Hand legt, ist das manchmal wirklich einfach nur ein Liebesbeweis. Der Hund kann aber auch spüren, wenn es seinem Besitzer nicht gut geht und wird versuchen, Trost zu spenden - die aufgelegte Pfote kann also ein Zeichen von Empathie sein.
Kein Dominanzverhalten gegenüber Menschen
Eins ist die Pfote aber definitiv nicht: ein Zeichen von Dominanz. Das Portal "Sprich Hund!" stellt unmissverständlich klar: "Die aufgelegte oder angehobene Vorderpfote hat gegenüber dem Menschen rein gar nichts mit Dominanz zu tun!" Hunde können unter Artgenossen zwar durchaus ihre Überlegenheit durch Pfote-Auflegen ausdrücken, dies ist aber nicht auf die Mensch-Hund-Beziehung übertragbar.
Um die jeweilige Bedeutung zu entschlüsseln, raten die Experten, den gesamten Kontext sowie die übrige Körpersprache des Hundes zu beachten. Mit etwas Übung und Aufmerksamkeit werden Hundehalter schnell lernen, die individuellen Signale ihres Vierbeiners richtig zu deuten – und entsprechend angemessen zu reagieren. (eyn)
Verwendete Quellen
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