Forscher haben sich im Rahmen einer Studie mit Tiefseebergen auseinandergesetzt und festgestellt, dass es dort an Leben nur so wimmelt. Besonders Raubfische sind dort in Mengen zu finden.
Galapagoshaie und Seidenhaie jagen auch im offenen Meer, versammeln sich dann aber gerne an Tiefseebergen. Dort können sie nicht nur fressen, sondern sich auch begegnen und ausruhen, wie Forschende der britischen University of Exeter berichten, welche die Unterwasserwelt nahe der tropischen Insel Ascension untersucht haben. Diese liegt mitten im Südatlantik, etwa auf halber Strecke zwischen Afrika und Südamerika.
An Tiefseebergen wimmelt es von Raubtieren
Das Forschungsteam schaute sich für seine Studie die Ökosysteme an drei Tiefseebergen in der Nähe der Insel an. Zwei der Berge erreichten an ihren höchstgelegenen Stellen eine Wassertiefe von 101 beziehungsweise 77 Meter, einer reichte bis 260 Meter an die Wasseroberfläche heran. An den beiden weniger tief gelegenen Bergen wimmelte es von Haien und anderen Raubfischen.
"Tiefseeberge wurden schon oft als Oasen des Lebens in den vergleichsweise wüstenartigen Gebieten des Ozeans bezeichnet", wird Erstautor Sam Weber in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. "Das wurde jedoch noch nie im Detail untersucht."
Einige Tiefseeberge sorgen laut der Studie dafür, dass das Wasser dort mineralhaltiger ist, was zu einem vermehrten Wachstum von Phytoplankton führt, also von frei im Wasser schwebenden pflanzlichen Organismen wie Kieselalgen und Grünalgen. Das sauerstoffproduzierende Phytoplankton steht am Beginn der Nahrungskette. Wo es mehr Phytoplankton gibt, kann auch mehr tierisches Plankton (Zooplankton) leben sowie andere Tiere entlang der Nahrungskette.
41 Mal so viele Haie wie im offenen Meer
Doch die Forschenden konnte an den untersuchten Tiefseebergen gerade keine solchen direkten Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Stufen der Nahrungspyramide erkennen, wie sie im Fachblatt "PLOS Biology" schreiben. Vielmehr stellten sie fest, dass die relative Biomasse auf den verschiedenen Stufen der Nahrungspyramide zuzunehmen scheine - ein "kopflastiges System", wie sie schreiben.
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Während die Menge an Phytoplankton rund um die untersuchten Tiefseeberge nicht erhöht war, kam Zooplankton der Studie zufolge an den Bergen doppelt so häufig vor wie im offenen Meer. Und es waren es 41 Mal so viele Haie - "mehr, als man aufgrund des Nahrungsangebots erwarten würde", so Weber.
"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mehrere Faktoren zusammenkommen, die den Reichtum an Meeresbewohnern, insbesondere an Raubtieren, ausmachen", führt Weber weiter aus. Filtrierer, die ihre Nahrung aus dem Wasser herausfiltern, könnten beispielsweise davon profitieren, dass ihre Beute von Strömungen über den Berg befördert wird.
Unterwasserberge als soziale "Knotenpunkte"
Die geologischen Strukturen machten es einigen Beutetieren auch schwer, sich zurückzuziehen, um Fressfeinden auszuweichen, erklärt Weber. Den Jägern komme zugute, dass sich ihre Nahrung an einer vorhersehbaren Stelle des Ozeans konzentriere.
"Ausserdem scheinen einige Raubtiere Tiefseeberge als 'Knotenpunkte' zu nutzen, um sich zu versammeln, Kontakte zu knüpfen, sich zu paaren oder auszuruhen, und als Basis, zu der sie nach der Jagd im offenen Meer zurückkehren."
Welche Haiarten sich dort versammeln
Besonders hohe Vorkommen fand das Forschungsteam an Galapagoshaien (Carcharhinus galapagensis), Seidenhaien (Carcharhinus falciformis), Gelbflossen-Thunfischen (Thunnus albacares), Regenbogenmakrelen (Elagatis bipinnulata) und Wahoos (Acanthocybium solandri). Einige der Tiere blieben immer in der Nähe einer der beiden Berge, andere wechselten zwischen den beiden, die etwa 80 Kilometer voneinander entfernt im Atlantik liegen und zum Britischen Überseegebiet gehören.
"Trotz des wachsenden Bewusstseins für ihre ökologische Bedeutung sind die meisten Tiefseeberge noch nicht erforscht und stehen nicht unter Schutz", schreibt das Team. "Jüngsten Schätzungen zufolge befinden sich von den etwa 38.000 weltweit identifizierten Tiefseebergen weniger als zwei Prozent innerhalb bestehender Meeresschutzgebiete." Dabei lebten an diesen Bergen aber besonders viele bedrohte Tierarten. (dpa/bearbeitet von mak)
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