Sie überlebt monatelang im Schlamm und wenn ihr jemand oder etwas zu Nahe kommt, lässt sie ordentlich einen fahren. Willkommen im Leben eines einzigartigen Reptils.
In den Fluss- und Sumpflandschaften Südostasiens lebt eine besondere Schlange, die in der Tierwelt einzigartig ist. Die Fühlerschlange (Erpeton tentaculatum) gehört zur Familie der Homalopsiden und zeichnet sich durch zwei markante Hautanhängsel an ihrem Kopf aus. Diese tentakelartigen Fortsätze, die ihr den Namen geben, erfüllen eine wichtige Funktion und helfen dem Tier, in trüben Gewässern Beute zu orten. Das Wichtigste über die einzigartige Fühlerschlange.
Wissenschaftler vermuten, dass die Fühlerschlange mit Hilfe ihrer Kopffortsätze Druckveränderungen im Wasser wahrnimmt und so selbst kleinste Bewegungen von Fischen registrieren kann.
Verbreitet ist sie in mehreren Ländern Südostasiens, darunter Thailand, Kambodscha und Südvietnam. Sie bevorzugt stehende oder langsam fliessende Gewässer wie Seen, Reisfelder und Flüsse mit geringer Strömung. Ihr Lebensraum reicht von Süsswasser über Brackwasser bis hin zu leicht salzhaltigen Gewässern. Ein wichtiges Verbreitungsgebiet ist der Tonle Sap in Kambodscha.
Anpassung an das Wasserleben
Die bis zu 90 Zentimeter lange Schlange verbringt fast ihr ganzes Leben im Wasser und verlässt es nur selten. Ihr Körperbau ist optimal an das Leben im Wasser angepasst. Neben der Fähigkeit, längere Zeit zu tauchen, verfügt sie über eine rückenflossenartige Hautfalte, die ihr eine effiziente Fortbewegung im Wasser ermöglicht.
Die Fühlerschlange kann bis zu einer halben Stunde unter Wasser bleiben, ohne aufzutauchen. An Land wirkt sie unbeholfen und ist nur eingeschränkt beweglich. In der Trockenzeit, wenn der Wasserstand sinkt, kann sie sich im Schlamm eingraben und auf die nächste Regenzeit warten – zur Not auch ein paar Monate lang.
Jagdstrategie und Beute
Die Fühlerschlange ernährt sich hauptsächlich von Fischen, die sie mit einer speziellen Technik fängt. Sie verharrt in gekrümmter Haltung im Wasser und ahmt mit ihrem Körper die Bewegungen eines Pflanzenteils nach. Sobald ein Fisch in ihre Nähe schwimmt, löst sie durch eine Muskelbewegung einen Fluchtreflex aus und lenkt die Beute direkt in ihr Maul. Ihre charakteristischen Fühler helfen ihr, ihre Beute auch in trüben Gewässern zu orten, indem sie feinste Wasserbewegungen wahrnimmt.
Verteidigungsverhalten und Fortpflanzung
Gerät die Fühlerschlange in Gefahr, greift sie zu einer ungewöhnlichen Abwehrstrategie. Anstatt sich fluchtartig zu entfernen, bläht sie ihren Körper auf und nimmt eine drohende Haltung ein. So versucht sie, ihre Feinde abzuschrecken, indem sie grösser und wehrhafter erscheint. Ausserdem "pupst" sie, das heisst sie stösst übel riechende Gase aus, die Fressfeinden den Appetit verderben sollen. Trotzdem ist sie in der Natur meist auf ihre Tarnung angewiesen, um nicht zur Beute anderer Tiere zu werden.
Die Fortpflanzung der Fühlerschlange erfolgt durch Lebendgeburt. Ein Weibchen kann bis zu zehn Jungtiere pro Wurf zur Welt bringen. Die neugeborenen Schlangen sind sofort an das Leben im Wasser angepasst und nutzen bereits die gleichen Jagdtechniken wie die erwachsenen Tiere.
Bedrohung und Forschung
Obwohl die Fühlerschlange derzeit nicht als gefährdet gilt, sind ihre natürlichen Lebensräume zunehmend bedroht. Die Verschmutzung der Gewässer und die Zerstörung der Mangrovenwälder stellen eine ernste Gefahr für den Bestand der Art dar. Zudem werden einige Exemplare für den Heimtierhandel gefangen, was sich langfristig ebenfalls auf die Population auswirken könnte.
Trotz ihrer besonderen Eigenschaften wurde die Fühlerschlange bisher nur wenig wissenschaftlich untersucht. Ihr einzigartiges Sinnesorgan und ihre Jagdstrategie wecken jedoch das Interesse der Biologen. Weitere Forschungen könnten dazu beitragen, ihr Verhalten und ihre Anpassungen an das Leben im Wasser besser zu verstehen und geeignete Massnahmen zum Schutz ihrer natürlichen Lebensräume zu entwickeln. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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