Die Frauen halten zusammen – auf jeden Fall ist das bei Bonobos der Fall. Forscher konnten beobachten, wie sich die weiblichen Menschenaffen gegen die Männchen verbündeten.

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Gemeinsam sind sie stärker: Bonobo-Weibchen tun sich in Gruppen zusammen und halten trotz körperlicher Unterlegenheit so die männlichen Vertreter ihrer Spezies in Schach. "Es ist spannend herauszufinden, dass Weibchen ihren sozialen Status aktiv verbessern können, indem sie sich gegenseitig unterstützen", wird Forscher Martin Surbeck von der Universität Harvard in einer Mitteilung zitiert. Surbeck hat gemeinsam mit einem Team das Verhalten der Affen erforscht und berichtet darüber im Fachblatt "Communications Biology".

Forscher sind überrascht: Männchen werden attackiert

Das Team beobachtete, dass sich die Weibchen immer wieder in Gruppen – von den Forschenden als Koalitionen bezeichnet – zusammentaten.

Weibchen, die öfter in solchen Gruppen agierten, hatten auch häufiger einen höheren Rang innerhalb der Gruppe. Das deute darauf hin, dass Weibchen das Bilden der Koalitionen gezielt als Werkzeug nutzten, um Macht über die Männchen zu gewinnen, heisst es in der Studie. Darin wird zudem berichtet, dass 85 Prozent dieser weiblichen Koalitionen männliche Bonobos angriffen.

Diese Beobachtung überraschte die Forscherinnen und Forscher: Männliche Bonobos sind im Schnitt grösser und stärker als die Weibchen. Es läge also nicht fern anzunehmen, dass die Gemeinschaften – wie bei vielen anderen Arten – von den männlichen Tieren dominiert würden.

Tatsächlich besitzen die Weibchen der Forschungsgruppe zufolge bei den Bonobos (Pan paniscus) jedoch grundsätzlich einen höheren Status als die Männchen. Sie haben üblicherweise die Kontrolle über die Verteilung von Nahrungsmitteln und bestimmen, wann Zeit für die Paarung ist. Bislang sei jedoch unklar gewesen, warum dies der Fall sei.

Wie entstehen die weiblichen Allianzen?

Dass sich Tiere, die nicht verwandt und nicht zusammen aufgewachsen sind, in Gruppen zusammenfinden, ist den Wissenschaftlern zufolge nicht besonders häufig in freier Wildbahn zu beobachten.

Bei den Bonobos geschieht dieser Prozess der Studie zufolge häufig plötzlich und auf aufsehenerregende Art und Weise: Ein Auslöser kann etwa sein, dass ein Männchen ein Junges angreift – oft sei es für Beobachter aber auch schwer zu interpretieren, was der Auslöser für das Entstehen einer Gruppe ist.

Die Gruppe brülle dann so laut, "dass man sich die Ohren zuhalten muss", beschreibt die Gruppenleiterin Barbara Fruth vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie. Ein Männchen werde von schreienden Weibchen durch die Bäume gejagt, manchmal sogar tödlich verletzt. Es sei verständlich, dass Männchen die Grenzen bei solchen Konsequenzen nicht überschreiten wollten.

Bonobos sind eng mit uns verwandt

Bonobo-Affen gelten als enge Verwandte des Menschen. Nur in der Demokratischen Republik Kongo leben sie in freier Wildbahn. Das Forschungsteam wertete für seine Studie Daten aus 30 Jahren von sechs wildlebenden Bonobo-Gemeinschaften aus, darunter waren Beobachtungen von knapp 1.800 Konflikten zwischen Männchen und Weibchen – in rund 1.100 dieser Fälle gewannen die Weibchen.

"Unserer Kenntnis nach ist dies der erste Beweis dafür, dass die weibliche Solidarität die männlich-dominierten Machtstrukturen umkehren kann, die für viele Säugetier-Gemeinschaften typisch sind", so Surbeck.

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Für Fruth bleibt es ein Rätsel, warum ausgerechnet die Bonobos weibliche Allianzen bilden: "Wir werden es wohl nie erfahren, aber es ist für mich ein Hoffnungsschimmer, dass sich die Weibchen unserer nächsten lebenden Verwandten in unserer Evolutionslinie zusammengetan haben, um neben den Männchen Macht zu übernehmen." (dpa/bearbeitet von mak)