Wir wagen uns an ein Gedankenspiel: Könnte es auf der Erde überhaupt ein Leben ohne Sonne geben? Und wie würde das aussehen?
Sollte die Sonne von einer Sekunde auf die andere erlöschen, würden wir Menschen es erst nach acht Minuten bemerken. So lange benötigen die Sonnenstrahlen für ihre Reise zur Erde.
Wäre ein solches Szenario gleichbedeutend mit dem abrupten Ende unserer Spezies? Schwer zu sagen! Prinzipiell sind wir Menschen sehr anpassungsfähig: Wir können in Afrika genauso überleben wie in Sibirien.
Doch wie sieht es mit Pflanzen und Tieren aus? Auch wenn es Mikroorganismen gibt, die in der Erdkruste oder in der Tiefsee ohne Sonnenlicht überleben können, würden die meisten Pflanzen spätestens nach wenigen Wochen Dauerdunkelheit eingehen, die Fotosynthese müsste die gesamte Flora sofort einstellen.
Manche Bäume hingegen könnten tatsächlich - zumindest theoretisch - sogar Jahrzehnte länger leben, da sie über einen langsamen Stoffwechsel und grosse Zuckerspeicher verfügen.
Lebensfeindliche Temperaturen
Nichtsdestotrotz: Sterben die Pflanzen, gehen bald darauf auch die Tiere ein, die sich von ihnen ernähren. Das wiederum könnte immerhin den fleischfressenden Lebewesen für eine gewisse Zeit genügend Futter verschaffen - bis keine Kadaver mehr da sind und sie ebenfalls sterben würden.
Nach nur einer Woche Sonnenabstinenz würde die Temperatur auf der Erde auf circa Minus 70 Grad Celsius abfallen. Es gibt durchaus auch jetzt Orte auf der Welt, an denen das Thermometer in Ausnahmesituationen ähnliche Werte anzeigt. Ohne Schutzanzug ist ein Leben unter solchen konstanten Bedingungen für uns Menschen aber nicht möglich.
Wäre das Klima nach einem Ausfall der Sonne weltweit so kalt, würden die Ozeane einfrieren. Aber immerhin hätte - es klingt fast nach apokalyptischer Ironie - die entstehende Eisschicht an der Meeresoberfläche eine isolierende Funktion.
Die im Wasser gespeicherte Wärme könnte also dort bleiben - vermutlich sogar tausende Jahre. Die Folge wäre, dass die Meere eben nicht komplett einfrieren, sondern nur von einer dicken Schicht überzogen wären.
Was passiert mit den Menschen?
Nach etwa zehn Jahren würde es noch deutlich unangenehmer auf dem dann nicht mehr ganz so blauen Planeten werden: Die Temperatur an der Oberfläche würde auf Minus 220 Grad Celsius fallen und wir könnten nicht einmal mehr mit einem Schutzanzug überleben.
Denn bei diesen Gradzahlen beginnt der Sauerstoff zu kondensieren. Bildlich gesprochen würde die Luft wie Schnee vom Himmel fallen. Welcher Ausweg könnte der Menschheit in so einem Fall noch bleiben?
Genau die Tatsache, dass die Ozeane nicht zu einem massiven Eisblock gefrieren, könnte den Menschen das Leben retten - oder zumindest einen theoretischen Ausweg ermöglichen.
Denn wir könnten in grossen Unterseebooten der lebensfeindlichen Kälte entkommen und in die Tiefen der Meere abtauchen. Was sicherlich nicht gerade der schönste Platz zum Leben ist.
Eine vermutlich bessere - wenn auch genauso utopische - Alternative könnte ein Ort an der Oberfläche sein: Island. Die Einheimischen dort heizen 87 Prozent ihrer Wohnungen mit geothermischer Energie. Eric Blackman, Astrophysiker an der University of Rochester in New York, ist sich sicher, dass die Menschen die Hitze von Vulkanen noch etliche Jahre nutzen könnten.
Aus der Umlaufbahn geworfen
Ob man dort aber wirklich einen apokalyptischen und nie endenden Winter überleben würde, ist reine Spekulation und am Ende nur ein sinnloser Rettungsanker in diesem Gedankenmodell.
Denn eines steht fest: Würde die Sonne von heute auf morgen erlöschen, würde uns auch die Masse unseres Fixsterns fehlen.
Die Folge: Die Erde und alle anderen Planeten würden aus ihrer Umlaufbahn geworfen werden und würden sich auf eine Reise durch den Weltraum begeben.
Wie die Konsequenzen genau aussehen würden, ist reine Spekulation. Vermutlich aber würde diese Reise kein gutes Ende für die Menschheit nehmen.
Zu viele Sorgen um die Apokalypse scheinen momentan allerdings nicht angebracht, denn unter normalen Umständen bleibt uns die Sonne noch einige Zeit erhalten.
Physiker haben berechnet, dass der Stern noch circa zehn Milliarden Jahre scheinen und erst dann in einer Supernova enden wird.
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