Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Ein Stern frisst einen Mini-Planeten auf. Was wie die verrückte Idee eines Autors klingt, ist aber Realität, wie Astronomen des Massachusetts Institute of Technology jetzt herausgefunden haben. Auf die Spur des "Planetenfressers" brachten sie rätselhafte Abdimm-Phasen des Sterns, die mit bekannten Modellen nicht zu erklären waren.
Es ist ein Durchbruch in der Geschichte der Astronomie: Erstmals konnten Wissenschaftler die Zerstörung eines jungen Planeten beobachten.
Mithilfe des Röntgenteleskops Chandra war zu sehen, wie ein junger Stern Trümmerteile eines anderen Planeten "verschlingt", wie die Forscher im Fachmagazin "Astronomical Journal" berichten.
Die Beobachtung gewährt den Wissenschaftlern tiefe Einblicke in die Prozesse, die das Überleben eines jungen Planeten betreffen.
Computer-Simulationen hätten ein solches Szenario schon skizziert, "aber beobachten konnten wir das bislang noch nie", sagt Hans Moritz Günther vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).
"Wenn unsere Interpretation der Daten korrekt ist, haben wir erstmals gesehen, wie ein junger Stern einen Planeten verschlingt", so Günther, der mit seinem Team das über 70 Jahre alte Rätsel um den Stern RW Aur A gelöst hat
Unerklärliches Abdimmen des Sterns
Dabei geht es um eine Beobachtung aus dem Jahr 1937, als Astronomen erstmals ein nicht erklärbares Abdimmen des jungen, etwa 450 Lichtjahre von der Erde entfernten Sterns RW Aur A feststellten.
Alle paar Jahrzehnte schwächte sich das Licht des Sterns kurz ab, ehe es wieder an Intensität gewann. Zuletzt nahm die Frequenz des Abdimmens zu. 2011 blieb der Stern sogar für ganze sechs Monate dunkel.
Was steckte dahinter? Ursprünglich könnten Reste von bereits früher zusammengestossenen Planeten den Blick auf den Stern partiell versperrt und so für die wechselhafte Helligkeit gesorgt haben.
Günther und seine Kollegen wollten es genauer wissen und richteten in einer "Hell-Phase" des Sterns im Jahr 2017 das Röntgenteleskop Chandra auf den jungen Planeten.
Das beeinflusst die Strahlkraft von RW Aur A
Was die Wissenschaftler nach einem Blick durch das Teleskop vermuteten: Nach dem Zusammenstoss von zwei Sternen haben diese stark eisenhaltige Trümmerteile hinterlassen, die dann in den Stern gefallen sind - das wiederum habe die Strahlkraft von RW Aur A beeinflusst.
"Ein grosser Teil der Forschung beschäftigt sich derzeit mit Exoplaneten und wie sie entstehen, daher ist es auch von enormer Wichtigkeit zu lernen, wie junge Planeten durch Interaktion mit ihren Muttersternen und anderen Planeten zerstört werden können und welche Faktoren festlegen, ob sie überleben", sagte Günther. (szu)
Den vollständigen Artikel (auf Englisch) mit allen Details zu den Forschungsergebnissen und weiteren Hintergründen finden sie hier.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.