Wie funktioniert die Sonne? Forscher hoffen auf neue Erkenntnisse über den Stern: Eine Sonde soll erstmals auch die Pole überfliegen und unbekanntes Terrain erkunden. Am Montag startete der "Solar Orbiter" in Florida zu seiner Mission.
Eine neue Mission im Weltraum ist auf dem Weg zur Sonne: Die Sonde "Solar Orbiter" der europäischen Raumfahrtagentur Esa startete am Montagmorgen von Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida.
An Bord einer Atlas-V-411-Rakete hob der Orbiter um 5.03 Uhr (MEZ) ins All ab. Bange Minuten im Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt folgten, von wo aus der Orbiter gesteuert wird. Gut eine Stunde nach dem Start dann Erleichterung: Die Sonde sendet Signale und die Solarmodule - und damit die Energieversorgung - funktionieren.
ESOC-Leiter Ralf Densing sprach von einem "perfekten Start". Mit der Mission soll ein Blick auch auf bislang weniger bekannte Regionen der Sonne wie die Pole geworfen werden.
Leiter der Mission: "Alle Systeme funktionieren"
"Wir sind sehr erleichtert. Alle Systeme funktionieren", sagte der Leiter des Esa-Missionsbetriebs und stellvertretende ESOC-Zentrumsleiter Paolo Ferri. Mit der Entfaltung der Solarmodule sei die kritische Phase überstanden.
"Wenn jetzt etwas schief geht, haben wir Zeit, es zu korrigieren." Es dauert noch bis Ende nächsten Jahres, bis der Orbiter in seine endgültige Umlaufbahn gelangt. Vorher wird er noch ein Mal die Erde und zwei Mal die Venus passieren.
Die nach Schätzungen fast 1,5 Milliarden Euro teure Mission soll neue Erkenntnisse zu unserem rund 150 Millionen Kilometer entfernten Heimatstern ermöglichen. Das Gemeinschaftsprojekt der US-Raumfahrtbehörde Nasa und ihres europäischen Pendants Esa hat zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord.
Mit dabei ist das rund 100 Millionen Euro teure Doppelteleskop PHI (Polarimetric and Helioseismic Imager), dessen Aufnahmen Rückschlüsse auf das Magnetfeld der Sonnenoberfläche ermöglichen sollen.
Dieses Magnetfeld treibt dem Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen zufolge alles andere an - Eruptionen, heisse Korona, Sonnenwinde. Sonnenstürme können Satelliten ausser Gefecht setzen, die Energieversorgung, GPS-Navigation und den Handyempfang stören.
Sonde verfügt über ein Hitzeschild aus Titan
Vor dem 1,8 Tonnen schweren Orbiter liegt eine lange Reise. Bis auf 42 Millionen Kilometer soll er an die Sonne heranfliegen. In dieser Entfernung ist deren Intensität nach Angaben der Esa 13 Mal so hoch wie auf der Erde.
Um vor den Temperaturen von mehreren Hundert Grad geschützt zu sein, verfügt die Sonde über ein Hitzeschild aus Titan.
Auf der Oberfläche der Sonne herrschen Temperaturen von rund 5500 Grad, im Inneren sind es 15 bis 16 Millionen Grad. Auf seiner Flugbahn wird die grösste Distanz zwischen dem Orbiter und der Erde bei 300 Millionen Kilometern liegen. Ein Radiosignal wird dann 16,5 Minuten brauchen.
"Die Teams müssen noch hart arbeiten. Die Instrumente an Bord müssen noch eingestellt werden", sagte Ferri. "Es war eine lange Reise bis hierhin." 15 bis 20 Jahre habe es von der ersten Idee bis zur Umsetzung gebraucht. Vor acht Jahren habe die Entwicklungsphase begonnen.
"Wir gehen davon aus, wenn alles funktioniert, dauert die Mission zehn Jahre." Terminiert sei sie allerdings erst einmal bis 2026. "Wir fliegen in einer Umgebung, die nicht die Beste ist", sagte der Leiter des Esa-Missionsbetriebs mit Blick auf die Strahlung und die hohen Temperaturen. © dpa
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