Ein internationales Forscherteam hat den vielleicht ersten Survivor-Planeten des Universums entdeckt. Der Jupiter-grosse Himmelskörper mit dem Namen WD 1856 b umkreist seinen Weissen Zwerg, eine Sternenleiche, in sehr engem Orbit – und hätte damit den gewaltsamen Tod seines Muttersterns wie durch ein Wunder überlebt.
WD 1856 b könnte der erste entdeckte "Survivor"-Planet unseres Universums sein. "Survivor"-Planet wird er von seinen Entdeckern deswegen genannt: Er hat den Tod seines Muttersterns - in diesem Fall ein Weisser Zwerg mit dem Namen WD 1856+534 - überlebt. Die Ergebnisse wurden im Magazin "Nature" veröffentlicht.
Ein Weisser Zwerg entsteht, wenn ein normaler Stern seinen Brennstoff aufgebraucht hat. Er bläht sich dann extrem auf und seine Gashülle verschlingt alle Planeten im nahen Orbit. Schliesslich stösst er seine Hülle ab, verliert dabei rund 80 Prozent seiner Masse und endet schliesslich als Sternenleiche.
WD 1856 b stellt Forscher vor ein Rätsel: Wie konnte Planet Explosion überstehen?
Dieser Prozess macht WD 1856 b so besonders und stellt die Forscher vor ein Rätsel, wie Andrew Vanderburg, Assistenz-Professor an der Universität von Wisconsin-Madison und Mitautor der Studie, erklärt: "Der Geburtsprozess eines Weissen Zwerges zerstört alle umliegenden Planten und alles, was der Sternenleiche später zu nahe kommt, wird eigentlich durch die immense Gravitation zerrissen. Deswegen stellt sich uns die Frage: Wie ist WD 1856 b in seine heutige Umlaufbahn gelangt, ohne dieses Schicksal zu erleiden?"
Bislang wurden um Sternenleichen nur Bruchstücke, Kometen und Staubscheiben nachgewiesen. Einen intakten Planeten zu finden, war deswegen eine Überraschung - ist aber doch erklärbar. Denn der Himmelskörper muss laut Berechnungen der Wissenschaftler etwa 50 Mal weiter als von seiner heutigen Position entstanden sein. Inzwischen umkreist er seinen Stern in einem 34-Stunden-Orbit. Das entspricht der 60-fachen Umlaufgeschwindigkeit des Merkurs um unsere Sonne. Wie es dazu kommen konnte, dazu haben die Forscher mehrere Theorien:
- Zum einen könnten weitere grosse Planeten dazu geführt haben, dass sich die Umlaufbahn spiralförmig nach innen verschoben hat. Ähnliche Effekte kennt man aus anderen extrasolaren Sonnensystemen.
- Ebenfalls möglich wäre der Vorbeiflug anderer Sterne. Da der Weisse Zwerg WD 1856+534 auch noch Teil eines Dreifach-Sternensystems ist, könnten entsprechende Konstellationen zur Wanderung des Planeten geführt haben.
Forscher entdecken ersten "Survivor"-Planeten
Planet durch Daten des TESS-Satelliten entdeckt
Entdeckt wurde der Planet durch Daten des Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der NASA. Der Satellit untersucht das Licht der Sterne und achtet dabei auf Helligkeitsschwankungen. Diese können Hinweise auf einen Exoplaneten sein, wenn sich dieser bei einem sogenannten Transit vor seinen Stern schiebt.
Bislang wurden keine weiteren Welten im System um den Stern WD 1856+534 entdeckt. Das kann zum einen daran liegen, dass der Stern sehr lichtschwach ist, zum anderen wäre es auch möglich, dass die Ebene, in welcher weitere Planeten den Stern umkreisen so gekippt ist, dass ihre Bahn die Sichtlinie von der Erde aus gesehen nicht kreuzt. Ebenfalls möglich ist auch, dass es schlicht keine weiteren Planeten gibt.
Weitere Untersuchungen der TESS-Daten sollen dazu neue Erkenntnisse liefern.
Verwendete Quellen:
- NASA-Mitteilung: NASA Missions Spy First Possible ‘Survivor’ Planet Hugging White Dwarf Star
- Nature: A giant planet candidate transiting a white dwarf
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