Zehn Jahre lang wurden Messungen gesammelt, nun ist sie fertig: eine 3-D-Ansicht des Universums mit mehr als einer Million Galaxien. Nützen soll sie bei der Erforschung der mysteriösen Dunklen Energie.
Ein internationales Forscherteam hat die bislang grösste dreidimensionale Karte des Universums zusammengetragen: Sie zeigt 1,2 Millionen Galaxien in bis zu rund sieben Milliarden Lichtjahren Entfernung.
Die Auswertung der Karte erschliesst nach Angaben der Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die mysteriöse Dunkle Energie, eine unbekannte Kraft, die die Ausdehnung des Universums beschleunigt.
Die Forscher um Jeremy Tinker von der New York University haben ihre Beobachtung zur Veröffentlichung beim Fachblatt "Monthly Notices of the Royals Astronomical Society" (MNRAS) eingereicht.
"Zehn Jahre lang haben wir Messungen von 1,2 Millionen Galaxien über ein Viertel des Himmels hinweg gesammelt, um damit die Struktur des Universums in einem Volumen von 650 Milliarden Kubiklichtjahren zu kartieren", erklärt Tinker in einer Mitteilung des Sloan Digital Sky Survey in Baltimore, von dem die Daten stammen.
"Diese Karte ermöglicht uns die bislang besten Messungen der Auswirkungen der Dunklen Energie auf die Expansion des Universums."
Ein Blick in die Tiefen des Alls ist immer auch ein Blick zurück in der Zeit: Das Licht von sieben Milliarden Lichtjahren entfernten Galaxien war sieben Milliarden Jahre zu uns unterwegs. Wir sehen diese Galaxien also zu einer Zeit, als das Weltall erst rund halb so alt war wie heute.
Dunkle Energie sichtbar
Aus der dreidimensionalen Karte lässt sich so das ständige Tauziehen zwischen der Dunklen Energie und der ebenfalls rätselhaften Dunklen Materie im Verlauf der Zeit ablesen. Die unsichtbare Dunkle Materie, deren Natur völlig unbekannt ist, ist im Weltall rund fünf Mal häufiger als die uns vertraute normale Materie, und macht sich nur über ihre Schwerkraft bemerkbar.
Die normale Materie stellt lediglich 5 Prozent des Inhalts des Universums, der Rest ist Dunkle Materie und Dunkle Energie. "Wir haben die grösste Karte zur Untersuchung der 95 dunklen Prozent des Universums erstellt", unterstrich David Schlegel vom Lawrence Berkeley National Laboratory in den USA.
"Auf dieser Karte können wir sehen, wie Galaxien von der Schwerkraft Dunkler Materie zu anderen Galaxien gezogen werden. Und auf deutlich grösseren Massstäben sehen wir die Auswirkungen der Dunklen Energie, die das Universum zerreisst."
Während die Dunkle Energie die Ausdehnung des Universums beschleunigt, wirkt die Dunkle Materie ihr mit ihrer Schwerkraft entgegen. Dieses Wechselspiel lässt sich an den typischen Entfernungen der Galaxien in der Karte im Verlauf der vergangenen sieben Milliarden Jahre ablesen.
"Wenn die Dunkle Energie die Ausdehnung des Universums über diese Zeit getrieben hat, zeigt uns unsere Karte, dass sie sich nur sehr langsam verändert, falls überhaupt", erläuterte Florian Beutler von der Universität von Portsmouth. "Sie hat sich über die vergangenen sieben Milliarden Jahre höchstens um 20 Prozent verändert." Insgesamt stützt die Auswertung der Karte die aktuelle Modellvorstellung der Astronomen vom Kosmos, betonen die Forscher.
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