Astronomen in den USA haben womöglich eine sensationelle Entdeckung gemacht. Vieles spricht dafür, dass irgendwo am Rande unseres Sonnensystems ein bislang unbekannter, neunter Planet um das Zentralgestirn kreist. Doch was wissen wir bislang über den mysteriösen, vorläufig "Planet Neun" getauften Himmelskörper?
Wer hat "Planet Neun" entdeckt?
Konstantin Batygin und Michael Brown vom California Institute of Technology in Pasadena hatten sich die elliptischen Bahnen einiger Objekte im sogenannten Kuipergürtel am Rande unseres Sonnensystems angesehen. Dabei fielen ihnen einige Besonderheiten auf, die sich am besten durch einen noch unbekannten Planeten erklären liessen.
Wie sicher sind sich die Wissenschaftler, dass es den Planeten gibt?
Abschliessend bewiesen ist die Existenz von "Planet Neun" nicht. Er konnte bislang auch nicht gesichtet werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass allein der Zufall für ihre Beobachtungen verantwortlich ist, liegt laut Batygin und Brown bei 1 zu 15.000.
Um ganz sicher von einer Entdeckung sprechen zu können, muss die Wahrscheinlichkeit jedoch bei 1 zu 3,5 Millionen liegen.
Die Forscher veröffentlichten ihre Erkenntnisse dennoch im "Astronomical Journal". Gutachter Alessandro Morbidelli vom Observatoire de la Côte d'Azur im französischen Nizza lobt eine "sehr stichhaltige" Argumentation und ist "ziemlich überzeugt" davon, dass es "Planet Neun" wirklich gibt.
Wann ist ein Planet eigentlich ein Planet?
Gemäss der Definition der Internationalen Astronomischen Union (IAU) muss ein Himmelskörper drei Voraussetzungen erfüllen, um als Planet eingestuft zu werden:
1. Er muss sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne bewegen.
2. Seine Masse muss gross genug sein, dass er eine näherungsweise kugelähnliche Gestalt besitzt.
3. Er muss auf seiner Umlaufbahn das dominierende Objekt sein.
Insgesamt gibt es acht anerkannte Planeten. Aufsteigend nach ihrer Entfernung zur Sonne sind das: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.
Bis zur Neudefinition des Planetenbegriffs durch die IAU galt auch Pluto als Planet. Da in dessen Bahnbereich jedoch noch etliche weitere Objekte von ähnlicher Grösse entdeckt wurden, stufte die IAU Pluto 2006 zum Zwergplaneten zurück.
Wo liegt "Planet Neun"?
Im Schnitt müsste der mutmassliche Planet etwa 20-mal so weit von der Sonne entfernt sein wie der nach aktuellem Stand äusserste Planet Neptun.
Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass es aufgrund der Ellipsenform seiner Umlaufbahn grosse Unterschiede zwischen dem sonnennächsten und dem sonnenfernsten Punkt geben würde. Berechnungen zufolge würde "Planet Neun" die Sonne nur alle 10.000 bis 20.000 Jahre einmal umrunden.
Wie gross ist der Planet?
Nach aktuellen Stand müsste er etwa die zehnfache Masse der Erde haben. Er wäre damit auch 5.000-mal massereicher als Zwergplanet Pluto und hätte seine Umlaufbahn dadurch von anderen Objekten freigeräumt. Somit gäbe es auch keine Diskussion um den Status von "Planet Neun".
Könnte man "Planet Neun" theoretisch sehen?
Bislang wurde der Himmelskörper noch nicht gesichtet. Auf Basis der Befunde von Batygin und Brown wollen Astronomen nun in den Aussenbezirken des Sonnensystems auf die Suche gehen.
Aktuell gibt es jedoch nur eine grobe Skizze der Bahn, auf der "Planet Neun" gesucht werden müsste. Sollte er der Sonne gerade vergleichsweise nahe sein, so könnten sich seine Spuren eventuell auf bereits aufgenommenen Bildern früherer Beobachtungen grosser Teleskope finden lassen.
Befindet sich "Planet Neun" jedoch weiter entfernt, so liesse er sich wohl nur durch besonders leistungsfähige Teleskope wie auf dem Mauna Kea in Hawaii gezielt beobachten.
Wie sähe "Planet Neun" aus?
Aufgrund seiner grossen Entfernung zur Sonne müsste es sich, wie auch bei den vier äussersten bekannten Planeten, um einen Gasplaneten handeln. Diese bestehen überwiegend aus leichten Elementen wie Wasserstoff und Helium und besitzen keine feste Oberfläche. Der Anteil an schweren Materialien wie Gestein und Metallen ist gering.
Gibt es eventuell noch weitere unentdeckte Planeten?
Schon im vergangenen Jahr zitierte "Spiegel Online" Michael Brown mit der Vermutung, dass es mindestens ein, wenn nicht mehrere bislang unbekannte Objekte am Rande des Sonnensystems geben könnte. Man darf also gespannt sein.
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