Wissenschaftler haben ein stellares Schwarzes Loch in unserer Galaxie gefunden, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Es ist viel grösser, als Astronomen bisher angenommen haben.

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Forscher vermuten, dass es in unserer Milchstrasse etwa 100 Millionen stellare Schwarze Löcher gibt. Das sind kosmische Körper, die beim Zusammenbruch eines massereichen Sterns entstehen und so dicht sind, dass nicht einmal Licht aus ihnen entweichen kann. Sie sind aber wesentlich kleiner als die supermassereichen Schwarzen Löcher im Zentrum von Galaxien.

Astronomen sind bisher davon ausgegangen, dass diese stellaren Schwarzen Löcher in unserer Galaxie nicht grösser als 20 Mal die Masse unserer Sonne sind. Theoretisch hielten sie es immerhin für denkbar, dass sie eine Masse von 35 Sonnen erreichen können. Nun haben Wissenschaftler allerdings ein Schwarzes Loch entdeckt, das diese Annahme widerlegt.

Es ist 70-mal grösser als die Masse der Sonne und mehr als 14.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Forscher haben dem stellaren Schwarzen Loch den Namen LB-1 gegeben und ihre Entdeckung im Fachblatt "Nature" vorgestellt.

Stellare Schwarze Löcher verschlingen Sterne

Der Fund kam für das Team vollkommen überraschend. "Schwarze Löcher mit dieser Masse sollten den meisten aktuellen Modellen der Sternenentwicklung zufolge in unserer Galaxie gar nicht existieren", erklärt Jifeng Liu von den Nationalen Astronomischen Observatorien (NAOC) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Bislang seien sie davon ausgegangen, dass die sehr massiven Sterne mit der chemischen Zusammensetzung, die für unsere Galaxie typisch ist, den Grossteil ihrer Gase zum Lebensende hin in starken Sternwinden verlieren. Demnach könnten sie keine so massiven Überreste zurücklassen. Und dennoch: "LB-1 ist doppelt so massiv wie das, was wir für möglich gehalten haben. Jetzt müssen sich Theoretiker der Herausforderung stellen, ihre Entstehung zu erklären."

Bis vor wenigen Jahren konnten stellare Schwarze Löcher nur entdeckt werden, wenn sie das Gas von einem Begleitstern verschlungen haben. Dieser Prozess erzeugt starke Röntgenstrahlen, die auf der Erde gemessen werden können. Sie verraten die Anwesenheit des kollabierten Objekts.

Nur etwa zwei Dutzend wurden nachgewiesen

Die Mehrheit der stellaren Schwarzen Löcher nimmt allerdings keine Gase auf und sendet somit auch keine Röntgenstrahlen aus. Aus diesem Grund wurden in der Milchstrasse auch bisher nur etwa zwei Dutzend stellare Schwarze Löcher nachgewiesen, bei etwa 100 Millionen vermuteten in unserer Galaxie.

Um diese Einschränkung zu umgehen, benutzten Liu und seine Mitarbeiter Chinas Large Sky Area Multi-Object Fibre Spectroscopic Telescope (LAMOST). Sie suchten nach Sternen, die um ein nicht sichtbares Objekt kreisen und von dessen Gravitation angezogen werden. Diese Methode ist allerdings sehr mühsam, da laut den Wissenschaftlern - wenn überhaupt - nur ein Stern von tausend um ein Schwarzes Loch kreist.

Verwendete Quellen:

  • Chinese Academy of Science: "Chinese Academy of Sciences Leads Discovery of Unpredicted Stellar Black Hole"
  • Nature: "A wide star–black-hole binary system from radial-velocity measurements"

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